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Märchen für die Gegenwart

HINTERGRUND / FESTSPIELE / JUGEND

11/07/24 Ursula Gessat ist im vierten Sommer Education Managerin der Salzburger Festspiele. Sie leitet das Jugend-Programm jung&jede*r. „Uns ist es wichtig, dass wir das junge Publikum von heute erreichen, dass die Kinder und Jugendlichen im Hier und Jetzt Teil des Festspielpublikums werden.“ Drei Rästel löst Die Kluge von Carl Orff in der Text-Neufassung für Kinder.

Von Heidemarie Klabacher

„Unsere erste Premiere hat mit dem Schauspiel für Kinder Liebe Grüße…oder Wohin das Leben fällt schon am 15. März stattgefunden, die zweite etwa vier Wochen später mit dem Musiktheaterstück Zeitzone JETZT“, erzählt Ursula Gessat.Unter dem Titel Von Abtenau bis Zell am See werden diese mobilen Produktionen als Tourgastspiele an verschiedenen Orten gezeigt – mit der Idee, bis hinaus aufs Land zu gehen, um Kinder und Jugendliche auch dort und außerhalb der Ferienzeit zu erreichen.“ In 19 Gastspielen an 15 Spielorten seien heuer zweitausend Kinder an 28 Schulen erreicht worden. Dreißig Workshops und Nachgespräche mit Vermittlerinnen fanden statt.

Die beiden mobilen Produktionen stehen auch im Festspielsommer auf dem Spielplan. Dazu kommt die Oper für Kinder, heuer Die Kluge von Carl Orff. Insgesamt sind es im Sommer 24 jung&jede*r-Vorstellungen. Im dritten Jahr habe sich das Schauspielhaus als Kinder- und Jugendspielstätte bewährt, berichtet Ursula Gessat. Ihr Ziel sei es, „Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten zu bieten, selbst mitzumachen und sich mit eigenen Ideen zu präsentieren“.

Das wollen die Festspiele freilich schon lange. Dafür stehen bereits seit dem Jahr 2006 die Operncamps, in deren Rahmen die jungen Leute auf Schloss Arenberg jeweils eine Woche Lang mit Opern aus dem Festspielprogramm beschäftigen und an deren Ende jeweils eine eigene Aufführung steht. Heuer geht es um die Opern Capriccio, Der Idiot und Hoffmanns Erzählungen. Brandneu ist heuer das Schauspielcamp, das sich mit Stefan Zweigs Sternstunden der Menschheit auseinandersetzt und die Teilnehmerinnen einlade, „ganz persönliche Sternstunden zu definieren“.

Auch auf den ganz klassischen Konzertbesuch wollen die Festspiele ihr künftiges Publikum vorbereiten: Jung sind die „Festspielpatenschaften“: Da besuchen „alte Hasen“ gemeinsam mit „Neuligen“ eine Vorstellung. Was die erfahrenen Konzertbesucher ihren Schützlingen da vermitteln, obliegt ihnen jeweils selber. Does and Dont's im Konzert werden wohl ebenso dabei sein, wie Gepräche über die Qualität des jeweils Erlebten. Beide Seiten kaufen ihre Karten.

Insgesamt sechstausend vergünstigte Jugendkarten für Oper, Schauspiel und Konzert werden heuer für junges Publikum bis zum 27. Lebensjahr angeboten, Dazu kommen Jugendeinführungen und Künstlergespräche.

Die heurige Oper für Kinder – Carl Orffs Die Kluge basiert auf Märchen der Gebrüder Grimmverantworten wieder die Regisseurin Giulia Giammona und die Dirigentin von Anna Handler. In dem Stück in zwölf Szenen wechslen Dialog und Musik einander ab, „Handlung und Emotionen steigern einander gegenseitig“, berichtet Anna Handler. Die Kluge sei eigentlich kein Kinderstück und musste umgeschrieben werden. „Bei Orff denkt man im ersten Moment oft an Carmina Burana und große Besetzungen. Ursula Gessat habe die 2019 während der Pandemiezeit geschaffene reduzierte Fassung der Klugen von Paul Leonard Schäffer und Wilfried Hiller, einem Schüler Carl Orffs entdeckt, so Anna Handler. „Es gibt sehr viele Symbole und Anspielungen, etwa auf Mozarts Entführung aus dem Serail und Le nozze di Figaro oder auf Humperdincks Hänsel und Gretel. Immer wieder kann sich der Zuhörer hier auch fragen: Was will Orff mir mit diesen Zitaten sagen.“ Eine spezielle Faszination gehe von der weiblichen Hauptfigur aus, die für Klugheit und Intelligenz steht“, so Giulia Giammona.

Die „Oper“ sei „fast zur Hälfte“ ein Schauspiel. In der gesungenen Sprache wurden weitgehend die Originaltexte von Orff beibehalten. Die junge österreichische Autorin Armela Madreiter wurde mit der Text-Neufassung beauftragt. „Mir persönlich gefällt besonders eine Änderung, die wir im Zusammenhang mit den Rätseln am Ende der Klugen vorgenommen haben“, erzählt Anna Handler. Die gleichzeitige Verbindung von Lieben und Klugheit sei Fassung nicht nur Gott vorbehalten. „Bei uns schließt sich diese Verbindung nicht aus – im Gegenteil: Wir wollen sie zu einem Muss für die Menschen auf dieser Welt erheben.“ (SF / dpk-klaba)

Bilder: SF / Leo Neumayr
jung&jede*r – das Kinder und Jugendprogramm – www.salzburgerfestspiele.at

 

 

 

 

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