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Vom Salzburger Narrativ der Moderne

GALERIE WELZ / 90 JAHRE (1)

19/07/24 Mit einem Alter von neunzig Jahren ist die Galerie die älteste private Galerie Salzburgs und wohl auch eine der ältesten in Österreich. Zum Jubiläum gibt es eine Ausstellung und eine Festschrift.

Für jedes Jahr des Bestehens also ein Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers. Mit Arbeiten unter anderem von Eduard Angeli, Marc Chagall, Paul Flora, Joanna Gleich, Wolfgang Hollegha, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Peter Krawagna, Josef Mikl, Joan Miró, Maria Moser, Pablo Picasso, Markus Prachensky, Wilhelm Thöny wollen die beiden Geschäftsführer der Galerie Welz, Hubert Lendl und Martin Kelz, einen Bogen von der Klassischen Moderne bis hin zu Vertreterinnen und Vertretern der Zeitgenössischen Kunst spannen. Die illustre Sommerausstellung ist bis 7. September zu sehen. „Wir sind ein offenes Haus für die Kunst – mit dem Auftrag, Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst zu vermitteln und für die nächsten Generationen zu bewahren“, so Hubert Lendl, Geschäftsführer der Galerie Welz, in einem Pressegedspräch heute Freitag (19.7.)

Und Lendl spricht auch gleich ein heikles zeitgeschichtliches Thema an: „Wir wissen um Friedrich Welz´ Nähe und seine Verstrickungen zum NS-Regime – was jedoch seinem Kunstsinn und seinem offenen Zugang zu jener Kunst, die dem Regime als ´entartet´ galt, entgegenstand.“ Ziel der 230 Seiten starken Jubiläumsschrift sei es gewesen, dass „unabhängige Autoren Geschichte, aktuelle Wirkung und Zukunft eines der wichtigsten privaten Kunst- und Kulturbetriebe in der Stadt Salzburg so umfassend wie möglich beleuchten“

„Die Vorbereitungen für das 90-Jahr-Jubiläum, um die Arbeiten von 90 Künstlerinnen und Künstlern sowie deren Nachlassverwaltungen zu bekommen, hat uns und unser Team rund zwei Jahre beschäftigt“, ergänzt der zweite Geschäftsführer der Galerie, Martin Kelz. In unserem Jubiläumskatalog präsentieren wir einen Künstlerspiegel/Künstlerindex aller seit 1934 in der Galerie vertretenen Künstlerinnen, Künstler und Künstlergruppen“.

„Ohne die langjährige Zusammenarbeit mit unseren Künstlerinnen und Künstlern – stets auf Augenhöhe und in gegenseitigem Respekt – hätten wir diese Ausstellung nicht gestalten können“, betonen Lendl und Kelz. Die Festspielausstellung habe eine fast so lange Tradition wie die Galerie Welz selbst, denn schon kurz nach der Gründung 1934 setzte Galeriebetreiber Friedrich Welz Maßstäbe mit seinen, wie er es damals nannte, Sommerausstellungen. „Im Festspielsommer ist immer auch internationales Publikum in Salzburg, das hat sich bis heute nicht geändert.“

In seinem Beitrag zur Jubiläumsschrift beschäftigt sich Martin Hochleitner, Leiter des Salzburg Museums, mit der Wahrnehmung des Kunstbetriebs in Österreich. Er sieht ihn engstens mit den Bundesländern verbunden und zieht Vergleiche zwischen Friedrich Welz in Salzburg und Wolfgang Gurlitt in Linz. Beide hätten den Kunstbetrieb außerhalb Wiens nach 1945 geprägt und weiterentwickelt, und beide hätten ihre Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus in eine tragende Rolle für die Kulturpolitik in Linz und Salzburg umwandeln können.

Hochleitner betrachtet auch die Beziehung der „Exilanten“ zu Personen mit NS-Vergangenheit wie Welz. Friedrich Welz sei es gewesen, der Kokoschka nach dem Krieg zur „Schule des Sehens“ – und damit zur Gründung der heutigen Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst auf der Festung Hohensalzburg – habe begeistern können.

Hochleitner beschäftigt sich auch mit der Zukunft der „Moderne in ihrer Weiterentwicklung und Ausformung in Malerei, Grafik und Skulptur“. Friedrich Welz habe diesen Ansatz geprägt und mit einer Auswahl favorisierter Künstler wie Eduard Bäumer, Herbert Breiter, Marc Chagall, Hans Fronius, Rudolf Hradil, Alfred Hrdlicka, Oskar Kokoschka, Anton Kolig sowie Anton Steinhart kontinuierlich und konsequent verfolgt. Welz sei von diesem Kurs überzeugt gewesen und habe damit die Vorstellung von Kunst der Gegenwart in Salzburg nachhaltig geprägt. Schließlich ist seine Sammlung im Rupertinum aufgegangen und damit sei ein Narrativ zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung von Traditionslinien seit der Zwischenkriegszeit entwickelt worden. Die Galeristen der Gegenwart führten und entwickelten diese Idee bei jeder Ausstellung weiter. (Wird fortgesetzt)

Gen der Gegenwart führten und entwickelten diese Idee bei jeder Ausstellung weiter. (Galerie Welz/dpk-krie)

(Wird fortgesetzt)

Bilder: Galerie Welz / Foto Neumayr 
 
 

 

 

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