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Hinschauen aufs zu oft Verschwiegene

SOMMERAKADEMIE / TRAKLHAUS / PHILIPP GUFLER

12/07/24 Er schaut Plakate an, durchforstet Archive, blickt tief in die Kunstgeschichte, nimmt Schnipsel aus alten und neuen Filmen, und er schaut kritisch auf das, was in den Medien herumgeistert. Aus alledem formt Philipp Gufler bildnerische Arbeiten, in denen vor allem Fragen rund um LGBTQ aufgeworfen werden.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Siebdrucke auf transparenten Stoffen sind für den gebürtigen Augsburger, der in Amsterdam und München lebt, eine wichtige Ausdrucksform. Da kombiniert er das Gefundene – von Holbein bis zu AfD-Statements – auf kreative Weise. Er stellt die disparaten Motive nicht nur nebeneinander. Die Transparent-Wirkung leitet den Ausstellungsbesucher jetzt in der Landesgalerie Kunst im Traklhaus an, gesellschaftliche Problemfelder quasi im Wortsinn zu durchschauen. Confessing Weakness heißt die Ausstellung des Künstlers, der heuer auf der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst lehrt.

Das passt gut ins diesjährige, noch von Sophie Goltz konzipierte Sommerakademie-Motto School of Listening. Das spielt an auf die Sommerakademie als „Schule des Sehens“, wie sie deren Gründer Oskar Kokoschka vorschwebte. Der Begriff wird weitergedacht, das „Sehen“ eher als allgemeine Wahrnehmung definiert. Hinschauen, hinhören auf das, was die Gesellschaft umtreibt, wenn es um die Diskussion von vermeintlich randständischen Themen geht. Und vor allem auch Hinhören aufs Verschwiegene.

Im größten Raum der Landesgalerie hat Philipp Gufler die marmorne Mittelsäule verschwinden lassen, indem er sie als Litfaß-Säule verkleidet. An drei Seiten sind bedruckte Gaze-Stoffbahnen gespannt mit einer Vielzahl von Motiven und Statements. Es läuft darauf hinaus, dass den Betrachtern bewusst wird, wie vielfältig Menschen ticken können und wie schwer es manchen fällt, dieser Vielfalt positiv und vorurteilsfrei zu begegnen. Die „Spiegelarbeiten“ beziehen den Ausstellungsbesucher mit ein, weil da spiegeln sich nicht nur ihre Gesichter, sondern auch die bildnerischen Installationen. Zum Beispiel jene, in denen Gufler von Helmut Berger und seiner Rolle als König Ludwig II. ausgeht. Eine Video-Installation auf zwei Bildschirmen greift in die Geschichte der Homosexuellen-Forschung zurück, auf den Juristen und Schriststerller Karl Heinrich Ulrichs. Im 19. Jahrhundert gab es den Begriff „homosexuell“ noch nicht, er sprach von „Uranismus“. Auch da ist unterschiedlichstes Material von gestern und heute montiert und gegeneinander gesetzt. Die Ausstellung liefert, so man sich die Zeit dafür nimmt, Assoziationsmaterial in Fülle.

Mit dieser Präsentation – bis 31. August in der Galerie Kunst im Traklhaus – beginnt der Ausstellungsreigen von Sommerakademie-Lehrenden. Für die Gruppenausstellung (Im)possible Conversations öffnet ab 22. Juli das Museum der Moderne im Rupertinum seine Räume. Eine Gruppenausstellung beginntr am gleichen Tag auch im Zwerglgartenpavillon der Stadtgalerie, zum Thema School of Listening Differently.

www.traklhaus.at; www.summeracademy.at
Bilder: dpk-krie
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