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Mit neuer Kraft voraus

INTERVIEW  /  WOLFGANG HOLZMAIR

08/07/15 „Die Sommerakademie ist insgesamt ein gut funktionierendes Schiff, das wie jedes große Schiff, auf Kurs gehalten werden muss.“ Wolfgang Holzmair, gefeierter Liedinterpret und Liedprofessor am Mozarteum, ist der neue Leiter der Internationalen Sommerakademie der Universität Mozarteum. Von ersten Kurs- und Strukturkorrekturen erzählt Wolfgang Holzmair im DrehPunktKultur-Gespräch.

Von Heidemarie Klabacher

Die „Dozentenkonzerte“ hat er umbenannt in „Meisterkonzerte“. „Weil ich nicht will, dass einer vom Podium herunterdoziert“. Wolfgang Holzmair – im gesprochenen Wort so geschliffen, wie im gesungenen – liegt der Liedgesang naturgemäß am Herzen. Und er hatte den Eindruck, „dass der Liedgesang bei der Sommerakademie ein wenig unterbelichtet ist“. Es wird schon heuer etwas mehr „Lied“ im Angebot geben: Helmut Deutsch, Hartmut Höll und Marjana Lipovsek werden in den ersten beiden Kursperioden Meisterklassen für Lied abhalten. Er selber werde, so Holzmair, zusammen mit dem Pianisten und Liedbegleiter Matti Hirvonen ebenfalls eine Meisterklasse anbieten: „In der letzten Kursperiode - und nur weil mich Rektor Sigfried Mauser darum gebeten hat.“ Er habe sich „beim ersten Mal ganz auf die Leitung konzentrieren wollen“, habe sich aber überreden lassen.

Ingesamt habe es bei der Sommerakademie, wie in allen Bereichen, „auch im Gesang schon immer interessante Dozenten gegeben“. Ein Ziel für sein erstes Jahr sei es aber gewesen, so Holzmair, „ein Meisterklassenangebot zu erreichen, dass sich über alle drei Kursperioden gleichmäßig verteilt“. Die Sommerakademie, heuer von 13. Juli bis 22. August, gliedert sich ja traditionell in drei Kursperioden. „Im Vorjahr hatten wir in der ersten Kursperiode zweihundert Teilnehmer, in der zweiten dreihundert und in der dritten 470.“ Dieses Ungleichgewicht sei für das Studentenbüro ebenso eine Belastung gewesen, wie für die Infrastruktur: „Wir hatten kaum genug Übezimmer.“

Ob die Aufgabe einer „Sommerakademie“ eher in der Nachhilfe oder eher im Feinschliff liege? „Nachhilfe eher nicht. Eher ist es der Feinschliff. Dass freilich manches Mal die Suche nach dem Feinschliff in Nachhilfe ausartet, steht auf einem andern Blatt.“

Hier unterschieden sich Sängerinnen und Sänger möglicherweise ein wenig von den Kollegen anderer Instrumente: „Wenn ich als Sänger einen Kurs besuche, will ich eher wissen, wie ein anderer Lehrer unterrichtet oder wo meine meine Defizite sind. Einer am Klavier erwartet vielleicht eher konkrete Hilfe im Repertoire.“

Jedenfalls ist es eines der vorrangigen Ziele des neuen Sommerakademie-Leiters – „zusammen mit Rektor Siegfried Mauser“, wie Holzmair betont – „die Studierenden noch ein bißchen intensiver als bisher zu betreuen“. So habe man bei den einzelnen Kursen Teilnehmer-Obergrenzen eingezogen: „Die hat es zwar schon immer gegeben. Aber wir respektieren sie“, betont Holfzmair. Abgeschafft worden sei das System, mit Assistenten zu arbeiten: „Wenn ein Teilnehmer für den Kurs bei einem bestimmen Lehrer bezahlt, soll er auch diesen Lehrer bekommen.“ Dieses wichtige Anliegen spiegle sich auch in einer Änderung im Bezahlschema für die Dozenten: „Für die ersten neun Studierenden ist das Honoprar höher.“ Man wolle „die Kurse nicht wieder in so in exorbitante Größen bringen“, wie sie es es etwa im Vorjahr gegeben habe. Ein Kurs mit 52 Teilnehmern, zwei Kurse mit vierzig Teilnehmern, mehrere mit über dreißig: „Da nimmt die Betreuungs-Intensität ab.“

Bedeuten kleinere Kurse zugleich höherers Nivau der Teilnehmer? „Zu uns kommen viele Leute aus Asien und diese kommen fast alle von den Hochschulen.“ Da sei ein bestimmtes Niveau ohnehin gegeben.Ein zweite, „Sicherheitskritierium für Niveau“ hat Wolfgang Holzmair neu eingeführt: „Die Interessenten werden gebeten, einen kurzen Auftritt von sich selbst ins Internet und uns zur Verfügung zu stellen – zur Weitergabe an die Dozentinnen und Dozenten. So können die Lehrenden im Voraus entscheiden, „wer geeignet ist und wer nicht“.

Wer das nicht will, habe nach wie vor die Möglichkeit, bei den Auditions am ersten Tag anzutreten. Freilich mit dem alten Risko, nach einer womöglich weiten Anreise nicht aufgenommen zu werden. Er habe mit der Vorabauswahl verhindern wollen, „dass es zu so vielen menschlichen Tragödien kommt“, so Holzmair. Immerhin seien es bis zu zehn Prozent gewesen, „die bei den Auditions nicht durchkamen“. Von diesen habe zwar meist etwa die Hälfte noch einen Platz in einem anderen Kurs bekommen. Aber dem Rest blieb dennoch nur die Abreise.

Eine weitere Neuerung: Erstmals bietete die Sommerakademie auch einwöchige Kurse an. Das sei der Nachfrage von „großartigen Pädagogen und Künstlern“ geschuldet, „die bereit sind, für eine Woche nach Salzburg zu kommen, aber nicht für zwei“. Die Nachfrage sei aber auch von Studenten gekommen, um sich das teuere Salzburg nicht so lange leisten zu müssen“. Zudem garantierten einwöchige Kursen niedrigere Teilnehmerzahlen: „Diese einwöchigen Kurse sind fast so etwas wie Intensivkurse. Denn der einzelne Lehrer kann nicht über eine bestimmte Anzahl von Schülern hinausgehen.“

Klavier, Violine und Gesang sind nach wie vor die gefragetesten Kurse. „Aber wir haben dieses Jahr auch vier Bratschenkursche und drei Cellokurse: Wir haben erfreulicherweise bei Viola und Violoncello einen großen Zuspruch.“ Sicher nur ein kleiner Kurs, aber ein wichtiger Testballon für den neuen Leiter: ein Kurs für Kontrabass.

Die bisherigen „Dozentenkonzerte“ heißen also jetzt „Meisterkonzerte“. Zudem hat der neue Sommerakademie-Leiter die Meisterkonzerte auf die Wochenenden konzerntriert: „Die Dozenten haben so mehr Möglichkeiten sich vorzubereiten. Denn unterrichten und spielen gleichzeitig ist schwierig.“

Und ja: „Es gibt ein großes Publikum für die Sommerakademie-Konzerte! Nicht alle Menschen können in die Festspielkonzerte gehen, und für sie möchte ich eine bessere Alternative bieten, als allen anderen“. Die Qualität müsse natürlich stimmen: „Das Abschlusskonzert findet ja im Rahmen der Festspiele statt, daher sollen die Leistungen festspielwürdig sein.“

Bild: privat / Ernest W. Gruber
Zum Sommerakademie-Vorbericht Zu entdecken: Skrjabin, Sibelius – und Mozart

 

 

 

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