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Mit Schmerz ins volle Leben

ROCKHOUSE / TWO GALLANTS

08/07/15 Sie klingen wie eine moderne Version von Bob Dylan – mit weniger politischen und eher emotionalen Texten zwischen Tod und Einsamkeit, Liebe und Glück: Two Gallants. Am Dienstag (7.7.) stellten sie im Rockhouse ihr fünftes Studio-Album „We Are Undone“ vor.

Von Sascha-Alexander Todtner

Seit 2004 das Album „The Throes“ erschien, ist der Name Two Gallants nicht nur als Teil einer James Joyce-Erzählung bekannt, sondern vor allem als Meilenstein zwischen krachendem Indierock und Folk Noir, Alternative-Country und frechem Punk. Mit „We Are Undone“ ist nun das fünfte Werk von Adam Stephens (Gitarre, Harmonika, Keyboards und Gesang) und Tyson Vogel (Drums, Gitarre, Gesang) erschienen. Auf der gleichnamigen Tour machten die beiden Kalifornier im Salzburger Rockhouse Stopp.

Bei extremen Temperaturen von 34°C eröffnet der Support von Shoshin, bevor Two Gallants zu hip-hop-artigen Dubstep-Klängen die Bühne betritt. Irgendwie bizarr erscheint das Bild zur laufenden Musik, leicht befremdlich, und dann beginnen die beiden Jugendfreunde mit „Reflections of the Marionette“ und singen über verlorenen Liebe. Sie lassen Assoziationen zu Künstlern wie Bright Eyes, Bob Dylan oder den Decemberists wach werden, wenn Zeilen wie „But darlin’ I can’t wait / for you to leave this town / you just got here too late / and no one wants you round“ zu Gitarrenklängen und Schlagzeug erklingen.

Leicht theatral wirkt die Bühne mit dem Falten werfenden weißen Stoff im Hintergrund. Fast als würde man auf die Bühne eines Opernhauses sehen. Auch das Licht und die stoische Ruhe der beiden Musiker auf der Bühne tragen zu dieser Atmosphäre zwischen Stille und Ausgelassenheit bei – die Bühnenshow ist reduziert, aber lässt dadurch der Musik mehr Spiel- und vor allem Wirkungsraum. Und das Publikum ist davon sehr angetan und beginnt schon bald nach dem ersten Lied mitzutanzen.

Wenn man etwas kritisieren kann an diesem Konzert, dann mag es vielleicht die Setlist sein. Two Gallants zeigen nicht die Bandbreite ihres Könnens und ihrer Musik. Manchmal brechen sie aus und spielen dann Lieder wie „My Love Won’t Wait“, die musikalisch sich vom Rest der Setlist abheben und einen auch textlich mit Stellen wie „You can try, but ain’t no use / I’ll loose it if you cut me loose“ berühren. Ansonsten scheinen die Songs einander sehr ähnlich – ihrem Stil treu könnte man auch sagen.

Ja, zwischen älteren Lieder und Liedern vom neuen Album finden sich immer wieder die Themen von Tod, Liebe und Schmerz. Und ist es nicht so, dass man sich bei Schmerz am Lebendigsten fühlt? Dieser Neo-Blues der zwei San-Franziskaner und die unverwechselbare Stimme Stephens, die irgendwie an Tom Waits erinnert, ist aber niemals deprimierend, selbst wenn bei „My Madonna“ Zeilen wie „Your vision's been blessed, if I'm still fully dressed / But before you leave me here's one last request“ erklingen.

Und wenn dann die Temperaturen innen im Saal plötzlich auf über 30°C anwachsen, dann folgen noch drei Zugaben nach fast zehn Minuten langem Applaus, bevor Two Gallants das Publikum in die nun draußen kühleren Temperaturen entlässt und es klingen noch Zeilen wie „And the night is sweet, the night’s divine / It stains your teeth with blood-red wine“ auf dem Nachhauseweg bei lauen Sommertemperaturen nach.

Bild: www.twogallants.com

 

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