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Das Original noch originaler?

CD-KRITIK / WIENER AKADEMIE / HASELBÖCK

13/05/15 Nachdem sich die Wiener Akademie unter ihrem ambitionierten Dirigenten Martin Haselböck erfolgreich dem Schaffen Franz Liszts im originalen Klanggewand widmete, wechselt sie nun das Label für die Aufnahme aller Sinfonien Ludwig van Beethovens.

Von Horst Reischenböck

Sie sind nicht die Ersten: Roger Norrington mit seinen damaligen London Classical Players oder die an manchen Pulten deckungsgleich mit den selben Musikern bestückte The Academy of Ancient Music, bei den frühen Sinfonien von Christopher Hogwood übrigens vom Hammerklavier aus geleitet, produzierten in den achtziger Jahren im Studio Gesamteinspielungen der neun Sinfonien auf Originalinstrumenten. Zum Unterschied zu Frans Brüggen, der in etwa zeitgleich mit dem Orchestra of the Eighteenth Century auf die Atmosphäre von Konzertmitschnitten setzte.

Martin Haselböck und sein gleichfalls auf Originalinstrumenten musizierendes Orchester Wiener Akademie hat nun die erklärte Absicht, gleichfalls live mit ihrem Projekt RE-SOUND BEETHOVEN noch einen Schritt weiter zu gehen: Man versucht, den akustischen Flair der Originalschauplätze, wo die jeweiligen Erstaufführungen stattfanden, mit einzufangen. Da gibt es im Detail natürlich das Problem, dass nicht mehr alle Räume existieren. Etwa das alte K.K. National-Hoftheater nächst der Burg am Michaelerplatz, in dem Beethovens sinfonischer Erstling op. 21 aus der Taufe gehoben wurde. Stattdessen erkor man für die Aufnahme den Landhaussaal im heutigen Palais Niederösterreich, ehemals das Liechtensteinsche Landhaus, in dem ab 1819 alle neun Sinfonien zur Aufführung gelangten.

Schon bei der Sinfonie Nr. 2 op. 36 wurde allerdings der selbst gestellte Anspruch bereits insofern mit einem Ettikettenschwindel behaftet, als es ihren Uraufführungsort, das Theater an der Wien, immer noch gibt! Offenkundig vermeidet der Einführungstext im Booklet deswegen auch einen diesbezüglich entsprechenden Hinweis ..

Jedenfalls besticht im Fall beider Aufnahmen der interpretatorisch erfrischende Ansatz, mit dem Haselböck seine instrumentalen Mitstreiter im Anfang Dezember des Vorjahres zur Höchstleistung anstachelte. Die Metronom-Angaben schlüsselte schon Norington akribisch auf, und dennoch gelingt es der Wiener Akademie, in beiden Kopfsätzen mit Abstand noch vor ihren Mitbewerbern in die jeweilige Zielgerade einzubiegen. Hoogwood nehmen sie dabei im Fall des D-Dur-Opus 36 nicht weniger als anderthalb Minuten (!) ab – lediglich Brüggen drehte im C-Dur-Opus 21 seinem jugendlichen Anspruch gemäß das Menuetto noch um eine Spur aufmüpfiger auf. Ausgezeichnet auch das Klangbild, dem vor allem die Blechbläser blendend geschärfte Glanzlichter aufsetzen.

Auf die Fortsetzung darf man mit Spannung warten.

RE-SOUND BEETHOVEN: Symphonies 1 & 2. Orchester Wiener Akademie, Dirigent Martin Haselböck. α19thCentury Alpha CD 470 - www.lotusrecords.atDas Konzertprojekt in Wien: www.wienerakademie.at

 

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