Friedensprojekt mit Musik
CD / „CHANT“ / TIMNA BRAUER
08/05/15 Das Erscheinen ihrer CD „Chant for Peace“ zum 70. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai sehen die Choralsänger aus dem Stift Heiligenkreuz und die jüdische Sängerin Timna Brauer auch als Statement gegen den Antisemitismus.
Die weltbekannten „singenden Mönche“ aus dem niederösterreichischen Zisterzienserstift Heiligenkreuz veröffentlichen zusammen mit der jüdischen Sängerin Timna Brauer ein neues Album unter dem Titel „Chant for Peace“. Auf dem Tonträger verbinden sich der Gregorianische Choral der Mönche mit Brauers hasidischen und jemenitischen Gesängen, die vom „Elias Meiri Ensemble“ mit Cello, Gitarre, Cembalo und Schlagzeug begleitet werden. Für die Veröffentlichung haben die Musizierenden mit dem 8. Mai bewusst den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der NS-Herrschaft in Europa gewählt, hieß es dieser Tage bei einem Pressegespräch.
Fünfzig Jahre nach der Erklärung „Nostra aetate“ des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Haltung der Kirche zum Judentum wollte die Ordensgemeinschaft im Wienerwald „nicht irgendetwas kompliziertes Religionspolitisches machen, sondern auf der Ebene der Emotionen und mit Musik zeigen, dass das zusammengehört“, schildert Pater Karl Wallner, Stiftssprecher und Leiter der Schola, ein weiteres Anliegen des Projekts. Die Entscheidung, „Chant for Peace“ aufzunehmen, sei schließlich nach den Terroranschlägen in Paris gefallen, sagte Pater Karl Wallner. „In der ganzen Welt breitet sich eine neue Art von Antisemitismus aus“, die gemeinsame CD sei auch ein Zeichen dagegen.
Das Projekt nahm seinen Anfang, als Timna Brauer und der Sprecher der Mönche sich anlässlich einer Talkshow in einem österreichischen Fernsehstudio begegneten. Sie habe Pater Karl dabei gesagt, „dass ich gern geistliche jüdische Musik in seiner Kirche aufführen würde“, berichtete Brauer. Und sie fand für ihren Wunsch offene Ohren - in mehrfacher Hinsicht. Pater Karl gestand, anfangs „sehr nervös“ gewesen zu sein, „weil ich nicht wusste, wie die beiden Stile zusammen klingen würden. Aber sobald Timna anfing zu singen, verflogen meine Bedenken.“ Das gemeinsame Benefizkonzert in der Stiftskirche vor mehr als 1.000 Zuhörern wurde zu einem großen Erfolg.
Die Heiligenkreuzer Mönche waren 2008 unerwartet zu musikalischen Superstars geworden, als eine CD-Aufnahme ihrer Gregorianischen Gesänge zum Welthit wurde. Das neue christlich-jüdische Gemeinschaftsprojekt mit Timna Brauer ist bereits der fünfte Tonträger der „Chant“-Reihe. Nach der ersten, mehrfach mit Platin ausgezeichnete „Chant“-CD „Music for Paradise“ ist es das zweite Album, das bei einem großen internationalen Musik-Label, der „Deutschen Grammophon“, erscheint.
Mit dem Musik-Ruhm mussten die Mönche erst zurechtkommen. Viele Angebote für Konzerte in aller Welt - etwa an die Mailänder Scala, nach Japan und durch Arnold Schwarzenegger nach Amerika - hätten wohl Millionen eingebracht. Doch die Zisterzienser lehnten ab. „Wir sind Mönche, und wenn wir singen, dann nicht für Geld“, betonte Pater Karl. „Es sind unsere Gebete - Lieder unserer Liebe zu Gott. Wir haben nie nach diesem Ruhm und dieser Beachtung gestrebt.“ (Kathpress)
