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To be or not...

STICH-WORT

30/03/20 Humor und Galgenhumor liegen in Zeiten wie diesen oft katastrophal nahe beisammen. Geschlossene Gesellschaft ist eben nicht nur ein Theaterstück von Sartre. Ein Stück Hölle – wann auch nicht à la Sartre – erleben jetzt viele Menschen, die von der öffentlichen Wahrnehmung abhängen. Das gilt für Apropos-Verkäufer wie für Schauspieler.

Mehr als ein Jux ist das Theaterfestival Abgesagt!, zu dem der Leiter des Off-Theaters Salzburg, Alex Linse, aufruft. Ein Theaterfestival also mit Social Distancing, das eben wegen dieser Voraussetzung nicht stattfindet. Aber Eintrittskarten kann man kaufen: Am imaginären Stehplatz ist man schon für zwölf Euro dabei, für zwanzig Euro muss man sich nicht die Beine in den Bauch stehen, und für fünfzig Euro gar sitzt man voll guter Gedanken an gutes Theater in einer der vordersten Reihen.

Unersättliche Bühnenfans können auch mehr springen lassen – aber alle Möglichkeiten wollen wir hier nicht verraten, nur so viel: Die auf dieser Seite abgebildete Graphik stammt von dem Salzburger Galeristen und bildenden Künstler Michael Ferner, und dieses Blatt wird ein besonders großzügiger Abgesagt!-Spender bekommen.

„Wir, wie viele Andere, möchten darauf verzichten, schlecht gefilmte Theatervorstellungen zu streamen“, erklärt Alex Linse. „Wir glauben, dass das Theater von einer gemeinsamen Atmosphäre in Symbiose mit dem Zuschauer lebt.“ Während also Theater zunehmend dazu übergehen, Trailer zu publizieren oder ihre künstlerische Belegschaft in Sketches online tätig werden zu lassen, geht es bei Alex Linses Abgesagt!-Idee nicht ums Virtuelle, sondern ums Ideelle. Und das Ideelle konkretisiert sich im Moment am Vorteilshaftesten in barer Münze. „Wir veranstalten ein Festival, das nicht stattfindet, um ein Zeichen zu setzen und um denen zu helfen, die es dringend nötig haben, damit es sie nach der Krise auch noch gibt“, sagt Alex Linse. Was also mit dem Verkauf dieser „Tickets“ – sprich: Spenden – hereinkommt, fließt in einen Fonds für freie Theaterleute ein. Diese können ihrerseits mittun, indem sie sich online anmelden und Alex Linses Initiative publik machen, so gut es geht.

Der Erlös werde „gerecht an die Mitwirkenden aufgeteilt“, heißt es. Dazu werde man eine Jury bestellen. Alex Linse: „Es geht aber nicht in erster Linie um das Geld, welches hoffentlich durch diese Aktion zusammen kommt, obwohl das sicher auch wichtig ist, sondern es geht darum, dass wir gemeinsam ein Zeichen zum Erhalt der Kulturszene und der Vielfalt in Salzburg setzen, auch wenn wir angeblich nicht systemrelevant sind. Das ganze mit etwas Humor, den wir gerade sehr nötig haben.“

Im Stadtteil Schallmoos gibt es nicht nur das Off-Theater.

Auch die Straßenzeitung Apropos hat dort ihre Redaktion. „Momentan herrscht absoluter Ausnahmezustand und es gilt, aufeinander zu schauen“, heißt es dort. Also hat man den Straßenverkauf des März-Apropos eingestellt. Und eine Druckausgabe der April-Nummer wird es nicht geben. Aber „natürlich wird es das Apropos wie gewohnt wieder zu kaufen geben, sobald die Krise überstanden ist“, so das Team um Michaela Gründler. Das März-Heft ist unterdessen online gestellt.

Auf dem Facebook-Account „erfahren Sie regelmäßig allerhand Neues über Salzburg und die Corona-Zeit – beispielsweise, wie man jetzt Menschen an der Armutsgrenze helfen, und wie man auch von Zuhause aus Kulturprogramm genießen kann.“ Natürlich berichten dort auch Verkäuferinnen und Verkäufer, wie sie mit der derzeitigen Situation umgehen. Für sie ist ja die Hälfte des Verkaufspreises eine Lebensgrundlage – und die ist jetzt weggebrochen. „Es geht nun darum, die Verluste auch für unsere Verkäuferinnen und Verkäufer abzufedern, die ohnehin bereits am Existenzminimum und darunter leben.“ Ein Spendenkonto ist eingerichtet. (dpk-krie)

Ab morgen Dienstag (31.3.) kann man für das nicht stattfindende Theaterfestival „Abgesagt!“ spenden, sprich imaginäre Tickets kaufen – www.abgesagt.at
Die März-Nummer von Apropos online und das Aktuelle auf der Facebook-Seite der Salzburger Straßenzeitung – www.apropos.or.at - Spenden an Apropos: IBAN: AT74 2040 4000 4149 8817, BIC: SBGSAT2SXXX, Verwendungszweck: Solidarspende
Bild: Off-Theater / Michael Ferner

 

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