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Opernprobe im Zauberwald

REST DER WELT / WIEN / THE FAIRY QUEEN

24/01/17 Purcells Semi-Oper "The Fairy Queen" im Theater an der Wien: Die Zuschauer sind eingeladen, hinter die Kulissen einer Opernproduktion zu blicken und werden Zeuge der oft nicht ganz reibungslosen Probenarbeit.

Von Andreas Wegelin

Im puritanischen England wurden Schauspiele mit Tanz- oder Musikeinlagen gegeben, jedoch keine Opern. Unter King Charles II, der aus Paris zurückgekehrt, die französische Musik mitbrachte, entwickelte sich der Stil der Sémi-Opéra, bei welcher zu einer nicht musikalischen Handlung Ouvertüren und Zwischenaktmusiken und sogenannte musikalische Divertissements zu den Aktschlüssen geboten wurden. So ist "The Fairy Queen" eben eine Semi-Oper.

Die Aufführung im Theater an der Wien wird musikalisch betreut von Christophe Rousset und seinem französischen Originalklangensemble Les Talens Lyriques. Die Partitur wird kenntnisreich umgesetzt, stammt doch diese Art der Divertissements aus der französischen Tradition eines Lully, welche den französischen Musikern bestens vertraut ist. Die genaue Instrumentalbesetzung hat der Komponist Purcell nicht in allen Details notiert. Christophe Rousset weiß sein Ensemble mit den Klängen von Blockflöten, Oboe, Fagott und Trompeten wunderbar farbenreich zum Klingen zu bringen.

Die Regisseurin Mariame Clément hat sich für die Inszenierung auf die Musiknummern konzentriert und den Schauspieltext in den Hintergrund gerückt. Shakespeares‘ Sommernachtstraum immanente Zauberwelt mit den Irrungen und Wirrungen der Liebe kommen dabei aber doch auf die Bühne. Sie werden übertragen auf die Situation bei der Entstehung einer Opernproduktion am Theater.

Ähnlich der von Regisseur Christoph Loy für Salzburg 2011 erarbeiteten "Frau ohne Schatten", angesiedelt im Studio der Sofiensäle bei Schallplattenaufnahmesitzungen, kommt die Produktion der Fairy Queen einer Art „Nicht-Inszenierung“ gleich. Die britische Schriftstellerin Lucy Wadham hat für den Gang der Handlung neue Zwischentexte geschrieben, welche teilweise als innere Gedanken der Sänger flashartig an der Bühnenrückwand aufscheinen. Das Konzept, an welchem auch die Ausstatterin Julia Hansen mitgewirkt hat, ist insofern passend, als auch in Original den Gesangsstimmen nicht eindeutige Personen zugeordnet sind. Für die Regisseurin und die Erzählerin der neuen Handlung findet der Sommernachtstraum so im „Zauberwald“ eines Opernhauses statt. Die Idee mag reizvoll sein, dem Werk eine neue Handlung zu geben, welche im Programmheft erläutert wird. Für jene Opernbesucher, welche keine Programmhefte vorab studieren, kommt das Stück damit aber nicht richtig in Fahrt und das Konzept trägt kaum über die immerhin dreistündige Aufführung.

Anna Prohaska stellt erst eine Chorsängerin dar, erhält alsdann aber vom Regisseur (Sänger Kurt Streit) die Titelrolle und singt eine großartige, natürlich und gleichzeitig souverän auftretende Fairy Queen. Florian Bösch gibt einen polternden Ausstatter. Marie-Claude Chappuis mimt die Dramaturgin und harmoniert im Duett des fünften Akts wunderbar mit Anna Prohaska. Besonders nutzt Carolina Lippo (Mitglied des Jungen Ensembles des Theaters an der Wien), im Regiekonzept als Requisiteurin agierend, ihren Moment mit der Arie der Nymphe im 3. Akt.

Der Arnold Schoenberg Chor (Einstudierung: Erwin Ortner) zeigt einmal mehr, wie agil sich die Chorsängerinnen und -sänger in die verschiedensten Inszenierungskonzepte einfügen können. Die Mitglieder spielen und singen – gemeinsam mit den Protagonisten – bravourös das gesamte Personal einer Opernproduktion, vom Dirigenten bis zum Inspizienten, dem Korrepetitor, der Souffleuse und dem Beleuchter.

Ein interessantes Experiment jedenfalls ist diese Fairy Queen. Die Aufführung fügt sich damit ein in die vom zweiten Opernhaus in Wien gepflegte andere Sicht auf bekannte und weniger bekannte Werke des Musiktheaters.

Weitere Vorstellungen: 26., 28. und 30. Jänner jeweils 19 Uhr - https://www.theater-wien.at/de/programm/production/109/The-Fairy-Queen

Bilder: Theater an der Wien / Monika Rittershaus

 

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