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Humor in Faustschlag-Dimension

REST DER WELT / LINZ / THEATER PHÖNIX

03/02/17 „Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich: In Linz inszeniert Kurt Palm sein neues Stück und landet im humoristischen Untergrund.

Von Reinhard Kriechbaum

Kurt Palm und das Linzer „Theater Phönix“, sie haben eine gemeinsame Geschichte. 2009 war Linz Kulturhauptstadt Europas, und viele freie Kulturschaffende waren damals vor den Kopf gestoßen, weil sie sich viel zu wenig eingebunden fühlten ins offizielle Programm. Damals hat man den Schriftsteller und Theatermann Kurt Palm (allemal eine erste Adresse für Satire in Faustschlag-Dimension) ins Theater Phönix eingeladen, ein möglichst ätzendes Stück zu schreiben. So entstand „Der Zwerg ruft“. Der Intendant der Kulturhauptstadt-Aktivitäten und der Folk-Pop-Musiker Hubert von Goisern, der sich für die PR hatte einspannen lassen, bekamen ihr Fett ab, so wie die Linzer selbst. Kurt Palm ließ damals im Linzer Wahrzeichen, der Märchengrottenbahn, nicht nur Schneewittchen, sondern auch Hitler auferstehen. Der Führer hielt auf Linz ja einst große Stücke – und die Linzer auf ihn.

Kurt Palms „Der Zwerg ruft“ ist 2008/2009 in Linz und der näheren Umgebung tatsächlich zum Kultstück geworden. Kritischere Geister notierten freilich eine gewisse Harmlosigkeit. Das alles ist gerade noch keine geraden zehn Jahre her. Der Jubiläumsgedanke scheidet also als Motiv aus, warum das Theater Phönix die damalige Crew jetzt nochmal ranlässt: Die drei Wiener Volksschauspieler Ferry Öllinger, Karl Ferdinand Kratzl, Georg Lindorfer waren damals die Zwerge. Für das nun uraufgeführte neue Stück „Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich“ sind die drei Kupfermuck'n-Verkäufer (so heißt die Linzer Straßenzeitung) zu Möchtegern-Schauspielern mutiert. Einer von ihnen möchte bei einem Odachlosen-Theaterfestival mit dem „Sommernachtstraum“ reüssieren. Die anderen beiden Tollpatsche können mit Theater im Allgemeinen und mit Shakespeare im Besonderen ganz wenig anfangen. Schlechte Voraussetzungen also, wenn auch das Setting – ein kommunistisches Vereinslokal, wo sich auf jedem Einrichtungsgegenstand eine dicke Staubschicht abgelagert hat, die erst weggeblasen werden will – ein durchaus anregendes Ambiente als Probenlokal abgäbe.

Die drei Obdachlosen bleiben nicht allein. In einem Prolog irrlichtern der Geist von Hamlets Vater und das Gespenst des Kommunismus. Der Tod hat mehrere Auftritte. Er kommt nicht von draußen, sondern aus dem WC („Aus der Damentoilette -Ah, dann ist es halb so wild“). Ein aufdringlich sächselnder Herr schneit mehrmals herein und möchte eine Diaschau über Marx und Engels los werden. Man wimmelt ihn ab. Mit dem „Sommernachtstraum“ hat die ganze Angelegenheit so gut wie nichts zu tun, nicht malatmosphärisch.

Es wird kalauert auf Teufel komm raus. Die Anspielungen auf die Lokalpolitik erreichen mehrmals das Niveau des Villacher Faschings. Meistens bleibt aber Luft nach oben und es braucht schon viel guten Willen, all das mäßig lustig zu finden. Von hintersinnig keine Rede

Nicht uninteressant ein Blick ins Premierenpublikum: Da waren, so schien es, nicht wenige von damals, die sich seinerzeit diebisch gefreut haben, wie Palm mit „Der Zwerg ruft“ ein wenig gekratzt hat am damaligen Kulturhauptstadt-Establishment und der allgemeinen Linz-Euphorie. Ein solcher Anlass von außen fehlt jetzt und damit eine Begründung für das neue Stück überhaupt. Es verliert sich im satirefreien Raum. Die Oldies im Publikum zeigten sich dem Autor und Regisseur gegenüber am Premierenabend nicht undankbar.

Aufführungen bis 9. April – www.theater-phoenix.at
Bilder: Theater Phönix / Christian Herzenberger

 

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