asdf
 

Junge Leute, frischer Ton

TRAUNSTEINER SOMMERKONZERTE / NOTOS QUARTETT

02/09/20 Traunstein ist immer einen Besuch wert – für Kammermusikfreunde besonders Anfang September: Seit vierzig Jahren bieten die Traunsteiner Sommerkonzerte Programm auf höchstem Niveau. Heuer ist der Blick nach England gerichtet. Den Auftakt gab – coronabedingt gleich zweimal hintereinander – das Notos Quarett.

Von Horst Reischenböck

Gerade rechtzeitig zur Eröffnung der Sommerkonzerte am 1. September ist das neue Kulturzentrum in der frisch renoviert anmutenden Klosterkirche fertig geworden. Bei Schlechtwetter müssen die Gäste nicht länger im Freien auf Einlass warten, sondern finden Aufnahme im großzügig gestalteten Foyer.

Vor vierzig Jahren gegründet, hat sich der Programm-Schwerpunkt der Traunsteiner Sommerkonzerte verschoben. Waren‘s zunächst Komponisten-Porträts, lag der Akzent in den letzten fünf Jahren auf einzelnen Ländern. Organisation und Künstlerische Leitung liegen bei Imke von Keisenberg.

Ohne dass der anstehendee leidigee Brexit ins Auge gefasst wurde, steht heuer das kompositorische Schaffen auf der Insel Großbritannien quer über die Jahrhunderte hinweg im Brennpunkt.

Speziell auf Klavierquartette hin orientierte Formationen gehören immer noch eher zu Ausnahmen. Rühmenswert, dass sich das Notos Quartett seit 2007 diesem Genre verschreibt. Diese Formation holte sich seinen künstlerischen Feinschliff beim Alban Berg Quartett, aber auch bei Clemens Hagen und András Schiff. Diesem Quartett verdankt die Musikwelt übrigens die Auffindung von Béla Bartóks Klavierquartett op. 3. Mit dem ECHO-Klassik ausgezeichnet, haben sie diesen spontan wegen politischen Aussagen auf dem Pop-Sektor zurück gegeben und damit zur Umorientierung des Preises beigetragen. In Traunstein spielte Gustav Mahler Klavierquartettsatz, Mozarts Klavierquartett KV 478 und, dem Schwerpunkt entsprechend, William Waltons Klavierquartett d-Moll.

Gustav Mahler hat die meisten seiner Jugendwerke vernichtet. Einer der glücklichen Zufälle der Musikgeschichte ist, dass der Kopfsatz eines Klavierquartetts a-Moll, mit dem Mahler 1876 in seiner Wiener Studienzeit den 1. Preis im Fach Komposition gewann, von Peter Ruzicka aufgefunden wurde. Es ist ein Satz, der sich, etwa mit Wiederholung der Themen-Exposition, noch der Tradition verpflichtet gibt, gleichwohl aber bereits auf Mahlers Genie und in die Zukunft weist. Die Pianistin Antonia Köster, die Geigerin Sindri Lederer, die Bratschistin Andrea Burger und der Cellist Philip Graham, haben nach dem melancholischen Einstieg – der Vorgabe entsprechend – die Rarität „leidenschaftlich entschlossen“ ausgeführt.

Ebenso emotionsgeladen stieg Antonia Köster in Wolfgang Amadé Mozarts g-Moll Quartett ein. Das Werk ist in den Ecksätzen tragisch vollgepackt, gelegentlich sogar wütend. Hier ließ Mozart die von den Zeitgenossen gepflegte Ansicht, Kammermusik mit Klavier wäre leichter gestrickt, weit hinter sich. Das Notos Quartett machte deutlich, dass Mozart eher ein Klavierkonzert mit partnerschaftlicher Assistenz dreier Streicher vorschwebte.

Dynamisch weitaus kraftvoller danach das zwischen Spätromantik und impressionistischen Anklängen chargierende Klavierquartett d-Moll aus der Feder des 16-jährige (und später geadelten) Sir William Walton. Es sind vier vom Anfang her Kräfte zehrende Sätze, mit denen sich das Notos Quartett intensiv beschäftigt. Zunächst ein fröhliches Allegramente, danach ein an Mendelssohns Elfenromantik gemahnendes Scherzo und ausufernde Lyrismen, ehe Walton im Finale auch Kontrapunkt aufblitzen lässt. Das stürmische Ende dieser Stunde milderte Sir Edward Elgars dahinschmelzender Ohrwurm Salut d‘amour.   

Der Konzert-Mitschnitt wird am Freitag 4. September um 18.05 Uhr von BR-Klassik ausgestrahlt -  Traunsteiner Sommerkonzerte bis 7. September - www.traunsteiner-sommerkonzerte.de 
Bild: TSK / Uwe Arens

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014