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Wie das Radeln zum Vergnügen wurde

REISEKULTUR / FAHRRADGESCHICHTE

20/09/17 Jubiläum für ein heute wieder boomendes Verkehrsmitte: Das Fahrrad. 1817, also vor 200 Jahren, fuhr Karl Freiherr von Drais auf einer klobigen hölzernen Laufmaschine von Mannheim Richtung Schwetzingen. Wo kann man in Bayern hinfahren, um etwas über die Geschichte des Radfahrens zu erfahren?

Von Hans Gärtner

Das Deutsche Fahrradmuseum Bad Brückenau ist eher weit weg, von Salzburg aus gesehen. Näher schon das Deutsche Museum in München. Geographisch am nächsten liegt derzeit eine Ausstellung im Mühldorfer Haberkasten.

Wer übers Fahrrad wirklich ausgiebig Bescheid wissen will, fährt am besten gleich nach Bad Brückenau. Dort leitet Ivan Sojc das Deutsche Fahrradmuseum. Der Mann ist ein lebendes Fahrrad-Lexikon. Dass man ihn als Kurator und aus seinem Museum fast fünfzig Exponate ins Obergeschoß des Haberkastens in Mühldorf am Inn holte, hat also gute Gründe. Zum einen kennt Sojc die Geschichte des Fahrrads, zu der die Kreisstadt am Inn durchaus einen kleinen Original-Teil beisteuern kann, in- und auswendig. Zum anderen, und das ist entscheidend, geizt Sojc nicht mit Leihgaben.

Gummiradl, Stahlradl, Holzradl. Angefangen beim Laufradl bis zum 50 Zoll-Hochrad. Und weiter natürlich bis zu Pedelec und E-Bike. Alles da. In Prachtausgaben. Vor lauter Respekt bleibt beim altehrwürdigen Hochrad das in Bayern ans Rad gern angehängte „l“ weg. Das erste Tretkurbelrad kam 1868 in Frankreich auf. Es hieß „Boneshaker“, Knochenschüttler. Mit so einem Ding auf Tour gewesen zu sein, war gewiss kein Vergnügen. Man bedenke, dass der Tretkurbler auf ausgepflügten Pferdefuhrwerk-Wegen unterwegs war.

Um 1875 war es nur den „Geldigen“ unter den Möchtegern-Hochradfahrern vergönnt, ein Laufrad ihr Eigen zu nennen. Wer konnte schon 500 Goldmark für so ein neumodisches Gefährt mit Vollgummireifen und Drahtspeichen hinblättern? Von Vorbehalten gegen das Hochrad weiß Ivan Sojc zu erzählen: „Vor anderen zu schwitzen war nicht standesgemäß.“ Dennoch kamen Anfang der 1880er Jahre die ersten Sicherheitsniederräder auf den Markt. Weniger Stürze, weniger Beschädigungen, mehr heile Knochen, fast nur noch ganze Köpfe.

„Star“ nannte sich das erste Sicherheitshochrad. Ganze 120 Jahre ist es her, dass der „Star“ – in der Ausstellung zu bewundern – noch einmal zur Geltung kam. Doch das „Niederrad“ nahm unweigerlich seinen Siegeszug auf. Es bot Luftbereifung, und die verhinderte das Rattern und erleichterte das Treten der Pedale. Schneller, sicherer, bequemer: Das war die Losung. 1895 war das Hochrad nur mehr Museumsgut. Nun ja, so mancher „Stenz“ wollte damit noch immer gern imponieren…

Eins der ersten Frauenfahrräder trug den männlichen Vornamen „Victor“. Es geht auf das Jahr 1893 zurück. Lustig ist die Abteilung „Frau und Rad“, da fehlt der Hinweis auf die dem Radfahren unterstellte „Gebärunfreudigkeit“ nicht.

„Als das Fahrrad laufen lernte. Von der Laufmaschine zum E-Bike“ - bis 3. Oktober im Haberkasten, Mühldorf am Inn. Geöffnet Donnerstag bis Sonntag – www.muehldorf.de
Das Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München zeigt seine Ausstellung zu 200 Jahre Fahrradgeschichte unter dem Titel „Balanceakte“ noch weit länger: bis 22. Juli 2018 – www.deutsches-museum.de
Deutsches Fahrradmuseum Bad Brückenau – www.deutsches-fahrradmuseum.de
Bilder: dpk-Hans Gärtner (1); Haberkasten (1)

 

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