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Scheherazade der anderen Art

KULTURVEREINIGUNG / FINNISH RADIO SYMPHONY 1

14/01/16 Geigenstar Leila Josefowicz begeisterte als Solistin im Rahmen des Salzburg-Debüts des Finnish Radio Sinfonie Orchestra unter Hannu Lintu mit dem Sibelius-Violinkonzert und „Scheherazade.2“ von John Adams. Das Sibelius-Konzert erklingt heute Donnerstag (14.1.) und morgen Freitag (15.1.), das weitere Programm wecheslt.

Von Horst Reischenböck

„Scheherazade.2“, von John Adams als „Dramatic Symphony for Violin and Orchestra“ bezeichnet, ist der jungen Kanadierin Leila Josefowicz quasi „ins Instrument“ geschrieben. Sie hat das Werk 2015 aus der Taufe gehoben und am Mittwoch (13.1.) erstmals auch im Großen Festspielhaus bei der Kulturvereinigung präsentiert.

„Scheherazade.2“ ist mit rund fünfzig Minuten Dauer, und vier von der Abfolge her sinfonisch konzipierten Sätzen, weit mehr als bloß ein Violinkonzert. Ein solches schuf der US-Amerikaner schon vor 22 Jahren. John Adams, der sich seit seiner Zeit als „Composer in residence“ bei der San Francisco Symphony ob der dort gewonnenen Erfahrung mit dem Orchesterklang als „Post-minimalist“ einstuft, wurde zu „Scheherazade.2“ durch eine Ausstellung über die Prinzessin aus 1001 Nacht angeregt.

Ohne direkt Vorbild Nikolaj Rimsky-Korsakow folgen zu wollen, der dem Konzertmeister die erzählende Stimme überließ, interessierte Adams weit mehr das Ansehen der Frau in arabischen Ländern – nach den jüngst Ereignissen zur Jahreswende brandaktueller den je! Das vermitteln Satz-Titel wie „Verfolgt von treuen Gläubigen“ oder „Scheherazade und die bärtigen Männer“. Ganz klar, dass da auch vorerst brutal harsche Tutti-Schläge eine Liebesszene einläuten und nach entsprechend auskomponierten Albträumen der Titelheldin letztendlich nur mehr Flucht - der Flug in eine gleichermaßen ungewisse - Zukunft übrig bleibt.

Leila Josefowicz ist zeitgenössische Musik ein persönliches Anliegen. Sie wird übrigens diesen Sommer bei den Festspielen mit Franz Welser-Möst das Violinkonzert von Thomas Adès gestalten. Nahezu unentwegt im musikalischen Geschehen integriert, überzeugte sie „Scheherazade.2 voll beherztem Einsatz und gestaltete auf ihrer Guarneri mit grandioser Technik tonschön das absolut fordernde Solo. Auch gedanklich eine nicht gering zu schätzende Leistung! Dirigent Hannu Lintu hat am Pult des Finnish Radio Sinfonie Orchestra umsichtig assistiert - spontaner lang anhaltender Jubel folgte.

Mit Jean Sibelius tragen Finnen quasi ihr Herzblut vor sich her. Nachdem das im modernem Repertoire sattelfeste Finnisch RSO seine diesbezüglichen Meriten ausspielen durfte und konnte, ging es nach der Pause um Sibelius’ Symphonie Nr. 5 Es-Dur op. 82. Ein positiv gestimmtes bejahend Werk, ein Beleg dafür, dass sich schwierige äußere Umstände nicht unbedingt reflektierend im Schaffen eines Komponisten niederschlagen müssen. Rang doch Sibelius den ganzen Ersten Weltkrieg hindurch in drei Anläufen um die Endgestalt dieses Werks.

Alle Instrumentengruppen, satt getönt die Streicherriege, strahlend das Blech, nutzten die ihnen darin geboten prachtvolle Möglichkeit zu klanglich sinnlicher Entfaltung. Genau wie in der heimlichen finnischen Nationalhymne „Finlandia“ op. 26/7. Die Holzbläser durften sich danach noch in der Musette aus der Bühnenmusik zu „König Christian II“ ins Rampenlicht spielen. – Ein nordischer Abend vom Feinsten.

Heute Donnerstag (14.1.) erklingen neben dem Violinkonzert und „Finlandia“ auch Sibelius’ Tondichtung „Tapiola“ und die Sinfonie Nr. 7. Am Freitag (15.1.) tritt an deren Stelle die 5. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch - www.kulturvereinigung.com
Zum Interview mit Leila Josefowicz Scheherazade in Waffen
Bild: www.leilajosefowicz.com/Chris Lee

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