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Klavierkultur

STIFTUNG MOZARTEUM / PIOTR ANDERSZEWSKI

13/11/15 Machtvoll, kräftig, geradezu martialisch kam die Toccata daher. Der Anschlag wurde über die Sätze hin weicher, bis sich die musikalischen Strukturen in der Sarabande für Augenblicke überhaupt aufzulösen schienen. In der Gavotte kam die Musik wieder zurück auf die Erde, mit der bockig stampfenden Gigue schloss sich der Kreis.

Von Heidemarie Klabacher

Der Polnische Pianist Piotr Anderszewski spielte am Dienstag (12.11.) bei der Stiftung im Großen Saal des Mozarteums Bach, Schumann und Szymanowski. Schwerpunkte waren die Partita Nr. 6 e-Moll BWV 380 und die Englische Suite Nr. 6 d-Moll BWV 811. Die ebenso transparent wie klangsinnlich gespielten Tanzsätze zeugten eindrücklich von der technischen Souveränität und der enormen Bandbreite gestalterischer Ausdrucksmittel, über die der polnische Pianist gebietet.

Gespannt auf Janácek und Bartók, wollte man fast ein wenig enttäuscht sein, als abends dann Schumann und Karol Szymanowski im Programmheft standen. Doch Anderszewskis Wiedergabe von Robert Schumanns Thema mit Variationen Es-Dur WoO 24 gehören zum Eindrücklichsten, was man von vielen guten Pianisten in der letzten Zeit auf diesem Podium gehört hat: Ein schlichtes ernstes choralartiges Thema, das auch in seinen fünf Variationen kaum nennenswerten „Veränderungen“ unterworfen wird, ein kleines Werk von den Dimensionen her. „Geistervariationen“ wird WoO 24 genannt. Nur wenige Titel, die je einem Werk übergestülpt worden sind, sind so unpassend. Entstanden ist das Stück kurz bevor Schumann in der Anstalt für „Behandlung und Pflege von Gemütskranken und Irren“ untergebracht wurde, in der er zwei Jahre später verstarb. Diese Tatsache mag zum irreführenden Titel beigetragen haben. Piotr Anderszewski jedenfalls hat mit jedem Akkord von größter Ruhe, innerer Weite und von Bildern von zarter aber einprägsamer Farbigkeit erzählt.

Die Begegnung mit Karol Szymanowskis Zyklus „Métopes“ op. 29 aus dem Jahr 1915 wird unter Bildungszugewinn abgelegt. Die drei kurzen Stücke basieren, zwischen Debussy und Skrijabin changierend, inhaltlich auf Szenen aus der Odyssee, ohne aber atmosphärisch oder programm-musikalisch die Beziehung deutlich zu machen. Keine Frage, dass Piotr Anderszewski auch diese Rarität mit Feinsinn und Gestaltungswillen seinem Publikum anempfohlen hat. Der Applaus war liebenswürdig. Jubel gab es aber für Bach.

Piotr Anderszewski spielt am Freitag (20.11.) und am Sonntag (22.11.) schon wieder im Großen Saal - in den beiden Zyklus-Konzerten der Camerata Salzburg  Joseph Haydns Klavierkonzert D-Dur Hob. XVIII:11 - www.camerata.at
Bild: www.anderszewski.net / K. Miura

 

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