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Musik aus Salzburgs Bischofskirche

CD-KRITIK

02/03/11 Beim Symposion "Keine Chance für Mozart. Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo und seine Hofkapellmeister" wird am Freitag, 4. März, auch eine neue CD mit Duos für Violine und Viola vom letzten Salzburger Hofkapellmeister Luigi Gatti präsentiert. - Ein Anlass, auch andere neuere CDs hier tätiger Komponisten zu betrachten.

Von Horst Reischenböck

„Gebrauchsmusik“ hohen Ranges bietet die Zusammenstellung einer musikalischen Vesper, basierend auf fünf Psalm-Vertonungen plus Magnificat von Andreas Hofer. Dank dem Salzburger Domdechanten und Bischof in Olmütz, Karl von Liechtenstein-Castelcorno, sind diese Werke in Abschriften im Archiv von Kremsier bzw. in dem in Regenburg erhalten gebliebenen Druck von 1654 der „Salmi per una voce“ erhalten geblieben. Hofer, nicht der Held der Tiroler Freiheitskriege vor 200 Jahren, sondern im benachbarten Reichenhall 1628/29 geboren, war bis 1684 Hofkapellmeister. Vom Typus her gemahnen die Stücke an kleine geistliche Konzerte, etwa wie sie zuvor Heinrich Schütz im protestantischen Norden Deutschlands schuf. Äußerst abwechslungsreich, auch in der Anlage von Soli oder Ensembles die Texte ausdeutend.

Ihren virtuosen Ansprüchen werden die Gesangssolisten, Spezialisten auf dem Sektor Interpretation alter Musik, hervorragend gerecht. Engagiert instrumental unterstützen Annegret Siedel und Bell’Arte Salzburg auf jeweils zwei Barockviolinen und Violae da Gamba, Violone, Orgel und Theorbe. Auflockernd sind ein Canzon und ein Salve Regina der in etwa zeitgleich für Wien tätig gewesenen Giovanni Valentini und Johann Baptist Dolar einbezogen, auch eine Sonate von Heinrich Ignaz Franz Biber, der Hofer dann beerben sollte und kraft seiner Persönlichkeit und Ausstrahlung diesen dann eigentlich zu Unrecht in den Schatten stellte.

Auch die Ersteinspielung zweier Kirchenkompositionen von Johann Ernst Eberlin sollte in keiner Salzburger CD-Sammlung fehlen. Fürsterzbischof Andreas Jakob Graf Dietrichstein ermöglichte dem gebürtigen Schwaben 1754 den Karrieresprung vom vierten Dom-Organisten zum Hof- und Domkapellmeister. Mozart zollte ihm Wertschätzung: Das Köchel-Verzeichnis katalogisiert unter Anh. 109/IV nicht weniger als 17 Abschriften geistlicher Werke des Vorgängers.

Das hier vorgelegte Requiem Nr. 8 regte sowohl ihn wie Johann Michael Haydn an. Hier ist es gekoppelt mit einer Missa Nr. 34 in C-Dur, entsprechend festlich gestimmt, in der sich Eberlin absolut auf der Höhe seiner Zeit bewegt. In Doppel-Chorfugen durchaus Johann Sebastian Bach ebenbürtig, im Orchester wiederum effektvolle Crescendi à la Mannheim einsetzend.

Jürgen Rettenmaier, der schon Eberlins "Missa a due chori" mit der "camerata vocale Günzburg" einspielte, hat die beiden Werke ausgegraben und den Sopran mit Knaben besetzt. „La Banda“ stützt auf Originalinstrumenten. Die CD wurde in Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk in der Wallfahrtskirche Allerheiligen, nahe Eberlins Geburtsort Jettingen gehörig, aufgezeichnet. Eine absolute Bereicherung des Repertoires.

Musikalische Vesper: Andreas Hofer
Dixit Dominus, Confiteor Tibi, Beatus Vir, Laudate Pueri, Laudate Dominum, Cum Iucunditate, Magnificat und Virgo Prudentissima; Giovanni Valentini: Canzon á tre in g; Johann Baptist Dolar: Salve Regina; H. I. F. Biber: Sonata in F aus “Fidicinium sacro-profanum“ - Monika Mauch, Tiina Zahn, Henning Voss, Henning Kaiser und Wolf Matthias Friedrich, Gesang. Bell’Arte Salzburg, Ltg.: Annegret Siedel. CANTATE SACD C 58030
Salzburger Kirchenmusik / Johann Ernst Eberlin

Missa in C, Requiem in C - „La Banda“ & camerata vocale Günzburg, Dir.: Jürgen Rettenmaier. Carus 27.041/99 www.carus-verlag.com
Luigi Gatti

Six Sonatas for Violin  Viola. Paolo  Ghidoni (Violine), Alfredo Zammara (Viola). 2 CDs, Brillant Classics 94145 www.brilliantclassics.com
Zum Symposions-Vorbericht Der letzte Salzburger Hofkapellmeister

 

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