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Nicht nur burschikos!

CD-KRITIK / MARIANNE CREBASSA / OH BOY!

06/08/17 Frauen als Männer verkleidet gehören nicht nur in die Komödie. Hosenrollen bieten wandlungsfähigen Sängerinnen gute Gelegenheit, Bandbreiten an vielschichtigsten Gefühlen zu vermittelen. Marianne Crebassa gelingt das hörenswert auf ihrer neuen CD mit dem Mozarteumorchester unter der Leitung von Marc Minkowski.

Von Horst Reischenböck

„Oh, Boy!“ heißt die in Salzburg aufgenomme CD, inder die „französische Allianz“ von Mezzosopranistin und Dirigent ihre komponierenden Landsleute quer durch die Opernliteratur mit ausgesprochenen Rariäten in den Fokus rückt.

Da singen Pagen wie Urbain aus „Les Hugenots“ von Giacomo Meyerbeer oder Stéphano in Charles Gounods „Romeo et Juliette“, dessen Siebel aus der Oper „Faust“ auch nicht fehlen darf. Weitere Travestierollen sind der enttäuschte Le Prince Charmant in „Cendrillon“ von Jules Massenet oder Jacques Offenbachs Nicklausse aus „Les Contes d'Hoffmann“ oder der Student „Fantasio“ in der gleichnamigen operá comique.

Echte Raritäten sind Ambroise Thomas' Eros aus „Psyché“ und Emanuel Chabriers Lazuli aus „L'Étoile“. Und „Mozart“, einst von Yvonne Printemps, der Gattin von Sascha Guitry auf der Bühne verkörpert: in der musikalischen Comédie gleichen Namens von Reynaldo Hahn, der schon 1906 beim Mozartfest in Salzburg dirigierte.

Die wohl berühmteste Hosenrolle aller Opern darf natürlich auch nicht fehlen, der erotomanische Cherubino aus „Le nozze di Figaro“ mit seinen beiden Arien. Ebenso wenig, wie die Partien, die der Genius loci den berühmten Kastraten seiner Zeit anvertraute: Cecilio in „Lucio Silla“, Ramiro in „La finta giardiniera“ und oder das Rondo des Sesto in „La clemenza di Tito“ im einfühlsamen Dialog mit dem Klarinettisten Christoph Zimper.

Den Stimmungsreigen - zwischen Euphorie, Empfindsamkeit, Zorn und trauernder Resignation - eröffnet Marianne Crebassa mit Christoph Willibald Glucks „Orphée“ – in einer Adaption von Hector Berlioz für Pauline Viardot: mit berührendem Schmelz, virtuos leicht geführter Stimme, atemberaubend in der Bandbreite in der frei gestalteten Kadenz.

Nach ihrem Einsatz in reinen Vokal-Recitals für einst Hermann Prey oder erst jüngst Sandrine Piau erweist sich das Mozarteumorchester, auch in den weiteren hier nicht – Konzertmeister und Cellist – namentlich angeführten Soli, einmal mehr als in allen Stilen sattelfester Mitstreiter. Durch Marc Minkowski entsprechend hingebungsvoll angeleitet. Hörenswert und bereits mit dem Diapason arte d'Or ausgezeichnet!

Oh, Boy! Arien von Chabrier, Gluck, Gounod, Hahn, Massenet, Meyerbeer, Mozart, Offenbach und Thomas Marianne Crebessa, Mezzo-Sopran – Mozarteumorchester Salzburg, Dir.: Marc Minkowski
ERATO CD 0190295927622  
Als Liedsängerin bei den Festspielen ist Marianne Crebassa mit Fazil Say als Klavierpartner am Dienstag (8.8.) August im Großen Saal des Mozarteums zu erleben.

 

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