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Jugendlicher Elan, russische Melancholie

CD-KRITIK / LGT YOUNG SOLOISTS

14/08/17 Heuer wählten die LGT Young Soloists Mattsee für zwei Wochen im Juli als Ort für ihr Trainingscamp. Die jungen Streicher, allesamt bereits preisgekrönt, ließen sich dort auch öffentlich hören und fanden viel Beifall. Ihre jüngste CD ist ausnahmslos russischen Komponisten gewidmet.

Von Horst Reischenböck

Wenn ein weltweit renommiertes Label einem jugendlichen Ensemble, nach offenbar internationalem Erfolg eines „Italian Journey“, eine zweite CD zubilligt, darf man die Ohren spitzen. Der Geiger Alexander Gilman ist Gründer und künstlerischer Leiter des juvenilen Orchesters. Finanziell wird es getragen von den in Liechtenstein ansässigen Bankern von LTG, die sich Förderung kultureller Projekte widmet.

Als zweite CD nun also ein Bündel musikalischer Häppchen, das in die Schwermut der Russischen Seele zielt. Gelegenheit, sich als Hörer hineinfallen, verzaubern zu lassen und zugleich vielfältig unterschiedliche Möglichkeit für die Solisten aus Deutschland, Großbritannien, Israel, Italien, den Niederlanden, Russland und der Schweiz im Alter zwischen 12 (!) und 23 Jahren, großartiges Können zu zeigen. Die elf Miniaturen finden sich eher im Repertoire von Salonorchestern, vom Anspruch her aber sind sie weit fordernder. Sieben davon wurden durch Paul Struck arrangiert, der das Abdriften in Richtung Kitsch umgeht.

An Pjotr Iljitsch Tschaikowsky führt logischerweise kein Weg vorbei. Er ist gleich dreimal vertreten und eröffnet auch den Reigen mit dem berühmten langsamen Satz aus seinem 2. Streichquartett in D-Dur op. 11, von Silas Zschoke auf der Viola „gesungen“. Das spritzige Valse-Scherzo op. 34 und die ebenso bekannte Mélodie aus seiner „Erinnerung an einen geliebten Ort“ op. 42 Nr. 3, ist den Geigern David Nebel und Leo Esselson anvertraut.

Pure Melancholie verbreitet Eva Mdvedko in Mikhail Glinkas „Die Lerche“, einst von Mily Balakirev adaptiert. Die Pianistin darf sich zum Schluss nochmals auch zusammen mit Partnerin Lir Vaginsky an der Violine in der vom Tempo her getragenen Variation 18 aus Sergei Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43 verströmen. Dessen Vokalise op. 34 Nr. 14 setzt die Bratschistin Benedetta Bucci um.

Eine echte, weil heutzutage selten gespielte Rarität bietet Yamila Pedrosa Ahmed in Serge Koussevitzkys Valse Miniatur op. 1 Nr. 2 für Kontrabass. Nikolai Rimsky-Korsakows Serenade op. 37 trägt Samuel Weilacher mit sonorem Ton seines Violoncello. Spontan überrascht Elena Kawazu mit fulminantem Einstieg in den Elan der virtuosen Fantasie über Themen aus Korsakows satirischer Oper „Der goldene Hahn“.

Nicht zu vergessen der weit weniger geläufige Anton Arensky mit seiner kleinen Ballade op. 12, die der Cellist Carlo Ley und Milo Harper an der Harfe ins Rampenlicht rücken. Die im Gedenken an den Kollegen geschaffen umfangreicheren Variationen über ein Thema von Tschaikowsky aus dem 2. Streichquartett in a-Moll op. 35, von Arensky selbst für Streichorchester adaptiert, bieten zwischendurch den LGT Young Soloists als Kollektiv auch einmal die Gelegenheit, ihr Können mitreißend eindrucksvoll zur Schau zu stellen.

Rudssian Soul. Werke für Streichorchester von Arensky, Glinka/Balakirev, Kossevitzky, Rachmaninow, Rimsky-Korsakow und Tschaikowsky. LGT Young Soloist, RCA Red Seal CD 88985430882 – www.lgtyoungsoloists.com

 

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