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Pausen zerstören die Macht der Musik uns zu bezaubern…

MOZARTWOCHE / HENRI DUTILLEUX 1

12/01/16 „Henri Dutilleux, einer der wichtigsten Komponisten des 20. und des frühen 21. Jahrhunderts, war Spross einer künstlerischen Familie: sein Großvater, Constant Dutilleux, war Maler und Freund von Delacroix und Corot, Julien Koszul, sein Großvater mütterlicherseits, war Komponist und zeit seines Lebens mit Gabriel Fauré befreundet.“

Von Heidemarie Klabacher

Caroline Potter, englische Musikwissenschaftlerin und Lehrende an der Kingston University London, gilt seit ihrem 1997 erschienen Buch über Henri Dutilleux als die Expertin für den französischen Komponisten. In ihrem Porträt im Almanach vermittelt sie ebenso knappes wie anschauliches Bild des dritten Hauptkomponisten der Mozartwoche.

Dass Dutilleux – neben Mozart und Mendelssohn-Bartholdy – im Mittelpunkt der am Freitag (23.1.) beginnenden Mozartwoche steht, ist natürlich kein Zufall. 2016 ist ein „Dutilleux-Jahr“ 2016. Der Komponist wurde am 22. Jänner 1916 in Angers in Frankreich geboren, fast auf den Tag genau hundert Jahre vor Eröffnung der Mozartwoche 2016. Verstorben ist er am 22. Mai 2013 in Paris.

Über das erfüllte Komponistenleben – aus dem freilich ein zahlenmäßig nur recht kleines Werk hervorgegangen ist – berichtet Caroline Potter, die als führende Autorität intensiv in die Vorbereitungen zum „Dutilleux-Jahr“ in England und Frankreich eingebunden ist.

Dutilleux war zunächst von Wagner, vor allem aber von Debussy und Ravel beeindruckt, von Strawinsky und Roussel, „wurde aber erst nach 1945 mit der Zweiten Wiener Schule und Bartóks Spätwerk vertraut. „Die Musik von Berlioz hat Dutilleux sein Leben lang begeistert, sowohl seine rhythmische Virtuosität als auch seine Orchestrierungskunst“, schildert die Musikwissenschaftlerin frühe Einflüsse.

„Die meisten Hauptwerke Dutilleux’ ab der Zweiten Symphonie waren Auftragswerke für amerikanische Organisationen (die Zweite Symphonie für das Boston Symphony Orchestra und Charles Munch). Viele spätere Stücke wurden auch für bestimmte Interpreten komponiert (das Cellokonzert Tout un monde lointain für Mstislaw Rostropowitsch, das Violinkonzert L’Arbre des songes für Isaac Stern). Paul Sacher gab Mystère de l’instant in Auftrag und inspirierte Trois Strophes sur le nom de Sacher für Violoncello solo, basierend auf den Buchstaben seines Namens.“

Interessantes Detail: „Französische Auftraggeber fehlen“, schreibt Caroline Potter im Almanach zur Mozartwoche weiter. „Die zeitgenössische Musikszene in Paris in den 1950er- und 1960er-Jahren wurde von Boulez’ Konzertreihe Domaine musical dominiert, und Dutilleux gehörte nicht zu diesem Kreis. Boulez und Dutilleux waren nie Freunde. Und Boulez ignorierte sogar Dutilleux bei der Uraufführung seiner Ersten Symphonie, in der Periode des ‚zornigen jungen Mannes’. Später wurde ihre Beziehung freundschaftlich.“

Dutilleux hat nur eine kleine Zahl von Werken hinterlassen: „Er war äußerst selbstkritisch und seine Bedenken ob der Integrität seiner Werke waren fast obsessiv. Die stilistische Einheit seiner Werke ist teilweise durch seine häufigen Selbstzitate oder Anspielungen auf frühere Stücke gegeben.“ Er habe viele seiner Werke überarbeitet, im Falle etwa von Timbres noch zwölf Jahre nach der Uraufführung. Er mochte übrigens keine Unterbrechungen zwischen den Sätzen seiner Werke, vor allem der Symphonien, „denn die Pausen zerstören die Macht der Musik, uns zu bezaubern“.

„Sein Sinn für instrumentale Klangfarbe stellt ihn eindeutig in die französische Tradition. Seine vorzügliche Kunstfertigkeit und sein untrügliches Ohr für den Orchesterklang bekräftigen seine Stellung als einer der herausragendsten Komponisten des 20. und des frühen 21. Jahrhunderts.“ (Wird fortgesetzt)

Die Mozartwoche 2016 – Konzerte, Karten und Details – www.mozarteum.at
Bild: ISM/Marion Kalter; Berlin akg-images

 

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