asdf
 

Den „Wert der Heterogenität“ schätzen lernen

SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN

05/08/24 Mit Plädoyers für ein Mehr an gesellschaftlichem Vertrauen und zugleich einem Weniger an Kontrolle sind am Sonntag (4.8.) die Salzburger Hochschulwochen zu Ende gegangen. Vertrauen sei „nur relational zu haben“, da es sich nur durch Begegnung von Menschen bilde.

Deshalb brauche es mehr öffentliche Orte und Räume zur Begegnung und zur Überschreitung des je eigenen Milieus. Das betonte die Berliner Soziologin Prof. Jutta Allmendinger bei ihrem Festvortrag in der Universität Salzburg. Viele dieser notwendigen Räume und zivilgesellschaftlichen Institutionen seien in den vergangenen dreißig Jahren verloren gegangen – zugleich sei das Vertrauen untereinander und in die Demokratie einem Mehr an Kontrolle und Regulierung gewichen.

Sie hoffe in dem Zusammenhang, dass auch die Kirchen künftig Vertrauen zurückgewinnen können, „denn wir brauchen sie dringend“, so Allmendinger, die nicht nur Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) ist, sondern seit 2021 auch Mitglied in der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Es gelte wieder den "Wert der Heterogenität" zu entdecken und einem soziologisch nachweisbaren Trend zu immer größerer Gleichförmigkeit – von den Familien über die Freundschaften, Beziehungen bis zum Berufsleben und der Politik – zu widerstehen.

Sie spüre bei allen negativen Entwicklungen dennoch Aufbrüche im Kleinen – etwa wenn Firmen wieder den Wert sozialer Durchmischung, von strukturierten Räumen zur Begegnung unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entdecken und im öffentlichen Diskurs Fragen des Gemeinwohls wieder stärker in den Fokus rücken. „Langsam gibt es eine Umkehr, in der wir das Wohl des Gemeinsamen wieder entdecken.“

Als Prediger für den Festgottesdienst zum Hochschulwochen-Abschluss war der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende angereist. Nicht nur im Glauben, auch im Zusammenspiel von Kirche und Gesellschaft sei „Vertrauen unter Druck geraten“, befand er. Dies könne man etwa an einer steigenden Sehnsucht nach einem „Zurück zum Alten“ und einer Sehnsucht nach vergangenen Zeiten festmachen – in der Kirche wie in der Gesellschaft. „Wenn das Vertrauen fehlt, werden Grenzen geschlossen“, so Van den Hende. (SHW / Henning Klingen)

Die Salzburger Hochschulwochen von 4. bis 10. August 2025 werden unter dem Motto „Was uns leben lässt ... und was uns (vielleicht) vergiftet“ stehen – www.salzburger-hochschulwochen.at
Bild: SHW / Henning Klingen

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014