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Die leise Luftfahrt

STICH-WORT

20/01/17 Nicht nur der 18. Februar mit voraussichtlich 220 Luftbewegungen (Starts und Landungen zusammengerechnet) wird vermutlich wieder die Diskussion um die Salzburger Lande-Routen beflügeln. Die Winter-Samstage haben es generell in sich, auch wenn sich die "Zukunftsträumereien" auf der rechts abgebildeten Postkarte nicht ganz bestätigt haben.

Von Reinhard Kriechbaum

Schauen wir doch mal, wie die leisen Alternativen in Sachen Flugverkehr funktioniert haben. Es dauerte keine zwei Jahre, dass die Luftfahrt-Euphorie nach der ersten bemannten Ballonfahrt der französischen Gebrüder Montgolfier im Jahr 1783 auch Salzburg erreichte. Der groß angekündigte erste Ballonaufstieg in Salzburg war allerdings unbemannt und wenig eindrucksvoll: "Der Ballon blieb sitzen, der vermutlich nur mit Luft aufgeblasen dastand, um die Leute anzulocken", bemerkte Leopold Mozart als Augenzeuge skeptisch.

Der Historiker Harald Waitzbauer hält den bemannten Ballonaufstieg am 4. September 1811 für den Beginn der Luftfahrt in Salzburg. Eine gewisse Madame Bittdorf stieg mit dem rund 18 Meter hohen Luftballon vom Schloss Mirabell aus einen knappen Kilometer über die Dächer der Stadt und schwenkte die – damals gültige – bayerische Fahne. Die Polizei half beim Abkassieren unter den Schaulustigen. Constanze Bittdorf hatte im selben Jahr auch in Augsburg eine Ballonfahrt unternommen und war damit weltweit die dritte Ballonfahrerin nach die Französin Elisabeth Thible (Lyon, 1784) und Wilhelmine Reichard (Berlin, 1811). "Sie kam etwa eine Stunde weit von der Stadt unbeschädigt nieder", berichtete eine Augsburger Zeitung über die Ballonfahrt der Constanze Bittorf in Augsburg. Auch in Salzburg funktionierte die Niederkunft tadellos.

Ballonfahren war ein kostspieliger Luxussport, der sich in Österreich vor allem dank der Begeisterung des Hochadels weiter entwickelte. Mit dem Ballon "Salzburg" stellte Erzherzog Joseph Ferdinand 1909 einen Weltrekord auf, als er die 984 Kilometer lange Strecke von Salzburg nach Dieppe an der französischen Ärmelkanalküste in damals unglaublichen 16 Stunden in der Luft zurücklegte.

Am 7. März 1910 erhielt Erzherzogin Margareta von Toskana ihre Lufttaufe. Sie stieg in Erzherzog Josef Ferdinands Ballon "Salzburg" bei der Gasanstalt in Lehen (beim ehemaligen städtischen Gaswerk) auf und landete bei Koppl. Mit dabei waren auch die Brüder der Erzherzogin, die Erzherzöge Josef Ferdinand und Heinrich Ferdinand. Margarete war die erste Erzherzogin, die an einer Ballonfahrt teilgenommen hatte.

Dem in Aigen geborenen Ballon-Pionier Franz Hinterstoisser gelang 1902 der erste Alpenüberflug. Auf ihn gehen die Gründung des ersten Aero-Clubs in Wien und das erste österreichische Flugfeld in Wiener Neustadt zurück. Seine Frau Josefine wurde exakt 100 Jahre nach dem ersten Salzburger Ballonaufstieg ebenfalls Ballonführerin. Weil Salzburg 1811 ja noch nicht zu Österreich gehörte, gilt sie und nicht die erwähnte Madame Bittdorf als erste österreichische Luftpilotin. Ihre erste Ballonfahrt 1911 dauerte eineinviertel Stunden und führte vom Wiener Prater nach Rauchenwarth. Josefine Hinterstoisser war alleine unterwegs. Ihr Ballon war auf den Namen "Radetzky" getauft.

Wir reden hier aus Lärmgründen bewusst nicht von der motorisierten Luftfahrt. Der Zeppelin wurde zwar mit Gas-Kraft am Himmel gehalten, aber einen Motor hatte er schon. Ein wenig geknattert oder gebrummt wird es also schon haben, als im September 1928 ein mehr als 230 Meter langes Zeppelin-Luftschiff Salzburg überflog. Lauter waren wohl die Kanonenschüsse, mit denen das imponierende Luftschiff von der Festung mit Kanonenschüssen begrüßt wurde. Die Stadtbewohner waren jedenfalls im Wortsinn aus dem Häuschen und stürmten die Türme und Dächer der Altstadt. Ein Waghalsiger erkletterte sogar die Kuppel der Kollegienkirche und auf dem Dachfirst des Kapuzinerklosters saß rittlings ein Mönch, um sich den "Sonnengesang" des stolzen Zeppelin anzuhören, berichteten lokale Zeitungen.

Bilder: Stadtarchiv (1); Landesarchiv (1); Wikipedia (2)

 

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