Zähl die sonn'gen Stunden nur
KULTUR – VIRTUELL
30/04/20 DrehPunktKultur empfiehlt, auch mal wegzublenden von den Sondersendungen zur Corona-Lage. Warum nicht Salzburger Kultur online genießen? Zum Nach-Hören und -Schauen oder als Appetitmacher für dann, wenn die Kultur wieder läuft.
Heute legen wir Ihnen ans Herz: Barbara Halbrainer, Kunstvermittlerin im Dommuseum, über die Uhren in der Kunst- und Wunderkammer
Die Veränderung des Alltags ist momentan deutlich spürbar. Für viele Menschen bedeuten die notwendigen Einschränkungen aber auch, mehr Zeit zu haben. Entschleunigung steht auf dem Programm. Vielleicht ist es daher sogar an der Zeit mehr über Zeit nachzudenken.
In der Kunst- und Wunderkammer, im südlichen Dombogen, die mit ihrer originalen Einrichtung aus den 1660er Jahren fast schon selbst eine kleine Zeitreise ist, lässt sich einiges über historische Zeitmesser erfahren – durch den online Kunstgenuss im DomQuartier auch ohne Öffnungszeiten.
Die Sonnenuhr – etwas, was an Hausmauern gemalt ist? „Seit der Renaissance galt die Sonnenuhr auch ein Kunstkammerobjekt, das Kostbarkeit und Präzision vereinte“, erklärt dazu Barbara Halbrainer.
Erstaunlich das Entstehungsdatuim einer Klappsonnenuhr aus Nürnberg: zwischen 1800 und 1850. Die Sonne ging eben genauer als so manche mechanischen Uhren, auch im 19. Jahrhundert war es noch so. Diese kleine Handsonnenuhr ist kostengünstig Ausführung aus Holz statt Elfenbein ausgeführt, sie hat statt Gravuren aufgeklebte Kupferstich-Zettel. Die Kompassnadel ermöglicht die genaue Aufstellung.
Als Schattenspender dient ein gespannter Faden, der je nach Breitengrad an der vertikalen Tafel in ein vorgegebenes Loch eingespannt werden muss, um eine Parallele zur Erdachse herzustellen. Im Zeitalter der Postkutsche war eine solche Feinjustierung freilich selten notwendig. Und südlich des Äquators reiste ja glücklicherweise so gut wie niemand – dort könnte man gerade mit dieser Sonnenuhr nämlich wenig anfangen: Sie ginge verkehrt. (dpk-krie)