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Julia, Romeo und ihre aufrichtig gegenderte Liebe

ARGEkultur / ROMEO + JULIA REBOOTED

16/03/15 Könnte leicht sein, ist sogar wahrscheinlich, dass sie sich eine solche Aufführung in zehn Jahren nicht mehr zu machen getraut. Aber gerade die schier draufgängerische Schauspiel-Freude der jungen Salzburgerin Sarah Zaharansi macht „Romeo + Julia rebooted“ so sympathisch.

Von Reinhard Kriechbaum

Von Shakespeare ist sie gar nicht weit weg, auch wenn es auf dem Programmzettel „nach“ Shakespeare heißt: Die 25jährige Sarah Zaharanski ist nicht nur Julia und Romeo in Personalunion. Auch alle anderen Rollen übernimmt sie in diesem kammerschauspielerischen One-Women-Setting im Studio der ARGEkultur. Für jede Rolle hat sie genau ein Kostüm-Versatzstück: Als Julia angelt sie sich ein pinkfarbenes Tüll-Kleidchen, als Romeo bindet sie sich einen Knieschoner ums rechte Knie (das ist wichtig, wenn ein junger Mann vor der Angebeteten kniet). Für Bruder Lorenzo reicht ein Rosenkranz, für Paris ein paar goldfunkelnder Stiefeletten.

Da steht sie also barfuß knöcheltief in einem Schotterbeet. Aus hängenden Kleiderkammer-Stoffsäcken, wie sie IKEA verkauft, angelt sie sich die Gewänder, die sie flink wechseln wird. Selbst Gruppenszenen gelingen mit spielerischer Imagination. Recht erstaunlich ist, wie Sarah Zaharanski blitzschnell die Tonarten wechselt, mit nur leichten Stimm-Varianten und kleinen typischen Bewegungen das jeweils Personentypische herauszeichnet. Da haben sie und Regisseur Valentin Werner wirklich gefeilt an achtzig Theater-Minuten, in denen es keine Hänger gibt und während denen das ständige Kostümwechsel-Spiel keine Minute ermüdet oder in Stereotypen gerinnt. Manchmal reicht es, dass die Kleidungsstücke vor der Schauspielerin liegen, und sie sie stellt sich mal da-, mal dorthin. Die Live-Musik (DJXRated) spielt eine Rolle, eine einprägsame und doch dezent untermalende.

Wie ist „reboot“ im Titel zu verstehen? Sarah Zaharanski und Valentin Werner fragen, ob und was ein Stück wie „Romeo und Julia“ heutigen Jugendlichen erzählen kann. Es sei „ein Abend für eine Generation, die das Interesse verloren hat, alte Debatten wieder zu käuen“. Nun ja, Genderfragen und die UNO-Initiative HeForShe haben die beiden auf die Idee gebracht, Shakespeare mit Monologen in diese Richtung zu interpolieren. Da tritt Sarah Zaharanski quasi heraus aus dem Stück, aus Shakespeare und aus dem Schotterbeet, hat Texte von Emma Watson, von sich und vom Regisseur parat. Soll so sein. Das literarische Original bleibt daneben „echt“, und das ist gut so. Dass man die vergleichsweise altmodische Schlegel-Übersetzung wählt, tut dem Anspruch nur gut. Es werden nicht voreilig Sprache und bewährter Plot zertrümmert zugunsten einer Anbiederung ans Juvenile. Man fühlt sich da gut bedient, auch als deutlich älteres Semester im Vergleich zur Zielgruppe.

Kleine Überraschung: Es hauchen ja so manche im Lauf des Stücks ihr Leben aus. Dann liegt das betreffende Kleidungsstück unter einem der sieben Stoffsäcke, Sarah Zaharanski zieht den Reißverschluss ein Stück weiter herunter, und rieselnde Steinchen begraben den Betreffenden…

Die junge Salzburgerin (1989 in Adnet geboren) hat in Graz studiert, außer Bühnenaufgaben hat sie es in relativ prominente Fernsehserien-Rollen gebracht (Bergdoktor, Soko Donau). Da geht eine offenbar sehr zielstrebig ans Werk. Und, das macht viel aus in einer solchen Produktion quasie Face-to-face mit dem Publikum im kleinen Raum: Sie wirkt ur-natürlich.

Weitere Aufführungen: 17. und 18. März, jeweils 11 und 19.30 Uhr – www.argekultur.at; www.sarahzaharanski.com
Bild: ARGEkultur / Mike Größinger

 

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