Die Lage ist ernst. Kabarett boomt.
ARGEkultur / JAHRESPROGRAMM
10/01/24 „Die drei großen K – Krieg, Klimakrise und KI – haben die Welt im Griff und schüren Angst und Verunsicherung. Die Wirtschaft wackelt und die Politik steuert auf einen Abgrund zu“, sagt Sebastian Linz. Der fragile Zustand westlicher Demokratien und die aufkeimende multipolare Weltordnung verheißen auch nichts Gutes. Die Lage ist ernst. Aber!
Von Heidemarie Klabacher
Sich von der Weltlage abhalten lassen gilt nicht! „Als Kulturzentrum mit einem aktiven gesellschaftspolitischen Selbstverständnis“ fühlt sich die ARGEkultur auch in schwierigen Zeiten verpflichtet, „mit Kunst und Kultur an, in und mit der Gesellschaft zu arbeiten“. Dies versuche man mit ausgewählten Kunstprojekten und einem „mehrspartigen, ausufernden, vielgestaltigen Gesamtprogramm“. ARGEkultur-Leiter Sebastian Linz und Dramaturgin Martina Fladerer blickten heute Mittwoch (10.1.) bei einem Pressegespräch mit Freude zurück auf das Alte und einer gewissen Sturheit voraus auf das Neue Jahr. Resignieren ist keine Option: „Die Zeit für wahlweise Eskapismus oder Resignation“ wolle man, jedenfalls fürs Erste, nochmals verschieben.
35.000 Besucherinnen und Besucher zählte die ARGEkultur im letzten Jahr: „Das ist nicht nur post-pandemischer Rekord, sondern vor allem das Verdienst von unzähligen Künstlerinnen und Kulturtätigen, die mit ihrer Arbeit und ihrem unermüdlichen Einsatz das Publikum zu rund dreihundert Veranstaltungen gelockt haben.“ Dieser „fruchtbare Boden“ auf dem die ARGEkultur Jahr für Jahr neu gedeihe, sei „Grundlage eines großen Teils des Salzburger Kulturlebens“ und einer „ Menge Vergnügen“ für Publikum und Ausführende.
Die Pläne für 2024 zeigen, „wie wir an der ARGEkultur seit und nach der Pandemie arbeiten“, erklären Linz und Fladerer. „Alle Projekte sind transdisziplinär ausgerichtet, bewegen sich zwischen den Sparten und stellen so Grenzziehungen in Frage.“ In Frage gestellt würden dabei nicht nur Grenzen „zwischen der einen und der anderen Kunst“, sondern oft auch zwischen den Beteiligten. Mal werden die Rollen zwischen Publikum und Produzentinnen getauscht, mal werden die Ausführenden zu Zuhörenden. Ein besonderes Anliegen ist dem Leitungsteam die Einbindung des Publikums. Dies beinhalte die Einladung an die Salzburgerinnen und Salzburger, bei Projekten mitzumachen und diese mitzugestalten: „Nicht immer, aber immer öfter.“ Auch die Künstlerinnen und Künstler, die teils seit Jahren wiederkommen, vernetzen sich immer stärker untereinander, was immer wieder zu neuen gemeinsamen Projekten in der ARGEkultur führe. Die Themen seien dabei „von gesellschaftspolitisch hoher Relevanz“. So gehe es 2024 um Migration, das Hör- und Sichtbarmachen marginalisierter Stimmen und Ökologie und Geschlechterfragen.
Der Anspruch ist hoch, die Künstlerinnen und Künstler werden betreut und in ihrer Arbeit bestmöglich unterstützt: „Zur inhaltlichen Vertiefung widmen wir zwei Projekten je eine Ausgabe unseres neuen und wiederkehrenden Formats Open Mind Frequently.“ Zudem gehe es in den verschiedenen Ausgaben des dezentralen Festivals „immer wieder um Digitalität in allen möglichen Varianten; um Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf Zusammenleben und Arbeit; um den Status des Körperlichen in der digitalen Welt oder um die Beziehung von Kunst und Technologien“. Der diesjährige digitale Frühling – Digital Spring – soll Neugierde wecken „auf Tanz, Theater und Performance an der Schnittstelle zur Medienkunst, auf die Erweiterung theatraler Mittel durch digitale Technologien“.
What ist necessary for you to grow, heißt es im Bild nebenan. Wilde Tiere heißt ein auf mehrere Jahre angelegtes Theaterprojekt von Roland Siegwald. 2023 ging es um die Frage nach Gerechtigkeit zwischen Tieren, Pflanzen und Menschen im städtischen Lebensraum. Da wurde, im Wortsinn, geackert. 2024 geht es um „das morgige Zusammenleben“. Aus dem Erarbeiteten soll sich für 2025 eine Theaterperformance mit allen Beteiligten ergeben.
Das Festival performDance im April und das tanz_house Festival im Oktober haben mit Verena Pircher und der Tänzerin und Choreographin Rosana Ribeiro neue Leiterinnen. In der ARGE zu Gast sind wie immer die Sommerszene im Juni oder, noch im Jänner, das Netzwerk apap. Kooperationen und Koveranstaltungen gibt es auch mit Bildungseinrichtungen, Schulen und Universitäten, darunter SEAD und Streetdance Center, Musik-MS Maxglan II, Musisches Gymnasium oder English Drama Group Salzburg. Ein wichtiges, auch kommerzielles, Standbein in der ARGEkultur ist seit jeher das Kabarett: „Beinahe vierhundert Kabarett-Abos wurden seit November 2023 für 2024 verkauft“, berichtet Sebastian Linz. „Das ist Rekord – auch im Vergleich zu vorpandemischen Zeiten. Die ersten Zusatzvorstellungen befinden sich schon im Verkauf.“
Das Programm der ARGEkultur 2024 – www.argekultur.at
Bilder: ARGEkultur / Wolfgang Lienbacher