Ein Geizhals und seine Bekehrung
SCHAUSPIELHAUS / EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE
20/12/23 „Humbug!“ Der alte Ebenezer Scrooge kann sich gar nicht einkriegen, wenn er sehen muss, wie rund um ihn Geld verschwendet wird für Geschenke und weihnachtlichen Firlefanz. Nichts für den Geizhals am Stehpult. Für ihn zählt nur der Abakus zum Rendite-Addieren. Den Tresorschrank hat er fest im Blick, ebenso seinen buckelnden Angestellten Bob Cratchit.
Von Reinhard Kriechbaum
Als Kindermusical kommt im Schauspielhaus Salzburg die Dramatisierung von Charles Dickens' Weihnachts-Klassiker daher, mit schmissigen Gesangsnummern von Fabio Buccafusco. Es sind keine sich ohrwurmartig anbiedernden Melodien, die man am nächsten Tag unbedingt nachträllern möchte. Olaf Salzer als alter Geizhals Scrooge darf jedenfalls den schier durch gar nichts zu erweichenden Rabiat-Weihnachts-Verweigerer auch singend raushängen lassen und sein weihnachtliches Lieblingswort – Humbug! – rausknallen. Mit mächtiger Röhre legt Bina Blumencron als Geist der vergangenen und der gegenwärtigen Weihnacht los.
Ein kleines Ensemble schlüpft in unterschiedliche Rollen. Johannes Hoffmann zum Beispiel ist nicht nur der nach Gehaltserhöhung und den einen oder anderen Holzscheit für den kleinen Ofen im unterkühlten Kontor bettelnde Bob Cratchit. Dieses Büro steht rechts der Bühne. Links ist Scrooges Wohn/Schlafzimmer mit Bett und Ohrensessel. Dort kann er freilich nicht lange ungestört sitzen, denn als erste Erscheinung taucht Jacob Marley (wieder Johannes Hoffmann) auf. Der ehemalige Geschäftspartner warnt ziemlich eindringlich vor den höllischen Ketten, die auf Kapitalisten seines und Scrooges Schlags warten.
Regisseur Robert Pienz, seine Bühnenbildnerinnen Victoria Diaz Varas und Franziska Lang sowie Monika Heigl (Kostüme) setzten für diese Produktion auf Old Style. Wir können uns gut hineindenken an ein viktorianisches England wie aus dem Bilderbuch. Die eine oder andere Anspielung im Text führt unaufdringlich über Dickens' Vorlage hinaus in die Gegenwart. Mit den Weihnachts-Geistern, die sich mal gesprächig oder auch ganz schweigsam geben wie Larissa Enzi, geht’s alsbald durch die Zeitläufte. Eine große Uhr in Bühnenmitte macht das auch für die kleineren Kinder anschaulich. Ebenezer Scrooge ist um seine Kindheit und Schulzeit wohl nicht zu beneiden, fast kann er einem leid tun. Neffe Frederick (Wolfgang Kandler) verströmt Frohsinn, von dem sich der Weihnachts-Griesgram Scrooge natürlich zuerst nicht anstecken lässt. Für Erwachsenenbildung ist es aber nie zu spät. Sie wirkt, auch wenn sich der Grusel der Geist-Erscheinungen in Grenzen hält.
Das alles ist pfiffig gemacht, unterhält Groß und Klein – ein Musical für die ganze Familie eben.