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Von Osteuropa an die Westküste

REST DER WELT / WIEN / JÜDISCHES MUSEUM

18/10/11 Als „Wirtschaftsflüchtlinge“ würde man sie heute verunglimpfen – jene Gruppe junger mittel- und osteuropäischer Juden, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in New York an Land gingen. Zwei Jahrzehnte später „erfanden“ sie Hollywood. – Ihnen gilt die erste Schau im wiedereröffneten Jüdischen Museum in Wien.

Ein Jubiläum gibt den Anlass: 1911 ist das erste Studio in Hollywood eröffnet worden. Mit der Schau “Bigger than life. 100 Jahre Hollywood. Eine jüdische Erfahrung“ will man mit zahlreichen Belegen für die jüdische Präsenz in der Geschichte der "Traumfabrik" ein breites Publikum ansprechen. Es waren ja vorwiegend jüdische Immigranten aus Osteuropa, die Hollywood voranbrachten. Adolph Zukor (Paramount) und William Fox kamen aus Ungarn, die Warner Brothers waren in Polen zur Welt gekommen. Louis B. Mayer (MGM) stammte aus Weißrussland. Carl Laemmle (Universal) aus Süddeutschland.

altWerner Hanak-Lettner, Chefkurator des Jüdischen Museums Wien, begab sich, wie er sagt, „auf die Spurensuche in eine der spannendsten globalen Kulturgeschichten des 20. Jahrhunderts“. Erstaunlich, was es alles noch gibt, auch an Kuriositäten: etwa ein Sessel aus „Rick's Cafe Americain“ aus „Casablanca“ bis zu Kostüm- und Architekturentwürfen für „Vom Winde verweht“. Oder die blonde Perücke von Harpo Marx.

Von der Synagoge der Hollywood-Gründer zu ihrem berühmten Country-Club. Eine Harley Davidson, wie sie Peter Fonda in Easy Rider fuhr, eröffnet die Welt von New Hollywood. Und der Baseballschläger des „Bärenjuden“, eine Angriffswaffe aus Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“, deutet schließlich an, dass der Blick auf die jüdische Identitäten in Hollywoods Filmen im ständigen Wandel begriffen ist. Das gilt natürlich auch von der über Jahrzehnte versteckten jüdischen Identität zum jüdischen „Coming Out“ von Woody Allen oder Barbra Streisand.

altAdolph Zukor der noch aus der österreichischen Monarchie in die Neue Welt aufgebrochen war, hat die Firma „Paramount“ gegründet. Er war Kettenraucher, eine silberne Zigarettenbox ist in der Ausstellung zu sehen. Der in Wien geborene Hollywood-Produzent und "Viennale"-Präsident Eric Pleskow leiht dem Museum die drei wichtigsten seiner insgesamt vierzehn Oscars. Er bekam sie für legendäre Filme wie „Einer flog über das Kuckucknest“ (1975), „Rocky“ (1976) und „Der Stadtneurotiker“ (1977).

Ab morgen, Mittwoch (19.10.) ist das Jüdische Museum wieder geöffnet. Über die wesentlichen Neuerungen informierte dieser Tage Museumsdirektorin Danielle Spera. In der Dauerausstellung werden alle großen Sammlungsbereiche des Jüdischen Museums sichtbar: die Sammlung der Israelitischen Kultusgemeinde, die Neuerwerbungen seit den frühen 1990er Jahren sowie die erworbenen und gestifteten Privatsammlungen Berger, Schlaff und Stern. Schon an der Fassade sei – so Danielle Spera – ein "komplett neues Museum" erkennbar: Die Außenfassade des Palais Eskeles in der Dorotheergasse wurde vollständig restauriert und der Eingangsbereich historisch weitgehend originalgetreu wiederhergestellt. Für das markante neue Ankündigungsschild an der Hausfront wurde die international renommierte Künstlerin Brigitte Kowanz gewonnen; sie gestaltete eine Lichtinstallation mit dem Schriftzug Museum auf Hebräisch. (Kathpress/JMW/dpk-krie)

“Bigger than life. 100 Jahre Hollywood. Eine jüdische Erfahrung“. Bis 15. April im Jüdischen Museum Wien - www.jmw.at
Bilder: Photofest (1) / Jüdisches Museum Wien (2)

 

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