Barocke Gartenarbeit
SCHLOSS HOF / GARTEN / RESTAURIERUNG
29/05/19 300 Jahre Geschichte, 15 Jahre Arbeit und 18 Millionen Euro machen den siebenterrassigen Garten von Schloss Hof zu dem, der er ist – oder immer schon war. Eine detailgenaue Restaurierung versetzt dortseit kurzem die Gäste ins 18. Jahrhundert zurück.
Von Franz Jäger-Waldau
„Dank der umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre gilt Schloss Hof wieder als eine der bedeutendsten Schlossanlagen des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa.“ freut sich Hermann Fuchsberger, Abteilungsleiter Bundesdenkmalamt Niederösterreich. Schloss Hof galt als das persönliche Versailles des Prinzen Eugen von Savoyen und die spätere Sommerresidenz der kaiserlichen Familie. Sein Vermögen investierte der kunstinteressierte Prinz Eugen 1725 unter anderem in sein „tusculum rurale“, das Schloss Hof. Er ließ es durch den berühmten Architekten Johann Lucas von Hildebrandt das Schloss um zwei Längsflügel erweitern, einen großzügigen Gutshof und einen spektakulären siebenterrassigen Garten anlegen. Dieser, nach französischem Vorbild vom Garteningenieur Anton Zinner geschaffene Garten, war mit den zahlreichen Treppen, Skulpturen, Brunnen, Blumenterrassen und schattigen Wandelgängen einer der prachtvollsten Gärten der deutschsprachigen Kultur. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurde durch eine schrittweise Reduktion der Pflege die Gartenanlage in großen Teilen mehr und mehr dem Verfall überlassen, die Brunnen und die Große Kaskade wurden demontiert. Aber ab 1991 wurden wieder erste archäologische Grabungen mit dem Ziel begonnen, die gesamte barocke Gartenanlage von Schloss Hof zu revitalisieren. Interessant ist, dass nicht nur die Erinnerung, die Geschichtsschreibung oder die Wissenschaft waren, die als Vorbild für die Kunstrestaurierung dienten, sondern die Kunst selbst: Die von Maria Theresia 1760 in Auftrag gegebenen drei Gemälde der Schlossanlage von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto. Die Funde von zwei Originalplänen aus dem 18. Jahrhundert, wovon einer die gesamte Anlage mit allen sieben Terrassen detailgetreu wiedergibt, füllten darüber hinaus die restlichen Lücken.
Aber die RestauratorInnen gaben sich nicht mit der bloßen Wiederbelebung der Vergangenen zufrieden, sondern fügten - ganz im Sinne der früheren Besitzer- dem Schloss neue Teile hinzu: „Während die beiden dem Schloss nächstgelegenen Bereiche die formale Strenge des ursprünglichen Erscheinungsbildes exakt wiedergeben, befinden sich in den beiden hinteren Bereichen ein neu integriertes Labyrinth und ein Irrgarten – beides ebenfalls im Barock beliebte Gestaltungselemente – sowie eine Aussichtsplattform. Den Schlussteil bildet ein beiderseits angelegter kleiner Obsthain.“ sagt der für die Planung und das Baumanagement des Projekts verantwortliche Landschaftsarchitekt Werner Sellinger. Mit der Wiederherstellung der Gartenterrasse und der im vergangenen Jahr abgeschlossenen Rekonstruktion der Großen Kaskade ist der 15 Hektar große Barockgarten von Schloss Hof heute wieder vollständig erlebbar wie damals im 18. Jahrhundert. Seitens der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft wurden rund neun Millionen Euro in die Garten-Revitalisierung investiert, zirka vier Millionen Euro in die Große Kaskade und zirka fünf Millionen Euro in die siebte Terrasse. (SKBG/dpk-jw)