#linzliebtseintheater
HINTERGRUND / LINZ / KULTURPOLITIK
29/11/18 Es sind ja nur mehr wenige Tage hin, drum eilt die Sache: Die Stadt Linz hat ja vor, am 6. Dezember den Theatervertrag mit der Landesbühne aufzukündigen. Ein in Österreich kulturpolitisch einmaliges Beispiel.
Die Stadt Linz möchte den Theatervertrag mit dem Land Oberösterreich, der die finanzielle Beteiligung der Stadt Linz am Landestheater und die Konzerte des Bruckner Orchesters Linz im Brucknerhaus regelt, aufkündigen. „Eine Kündigung des Theatervertrages ohne eine belastbare Alternative, welche die finanzielle Unterstützung des Landestheaters und des Bruckner Orchesters für die Zukunft sichert, hätte unabsehbare Folgen“, heißt es dazu in einer Aussendung des Linzer Landestheaters. Immerhin gehe es um zwei der wichtigsten Kulturträger vor Ort. Erst 2013 ist das Neue Musiktheater eröffnet worden, mit dem gerade dieser bereich des Dreispartentheaters enorm aufgewertet wurde.
Letztlich geht es darum, dass sich die Stadt Linz auf Wertpapiergeschäfte eingelassen hatte und nach der Finanzkrise 2008 plötzlich mit 400 Millionen Euro Schulden da stand. Sollte die Stadt sich nun tatsächlich aus der Theater-Mitfinanzierung zurückziehen, ist das auch insofern dramatisch, als der ÖVP/FPÖ-Landesregierung in Österreich wohl keine eins-zu-eins-Kompensierung der verloren gehenden Fördergelder zuzutrauen ist.
„Die Dezivilisierung schreitet ohnehin rasend schnell voran. Kunst ist Nahrung für die Seele.“ So kommentierte der aus Oberösterreich stammende Dirigent Franz Welser-Möst die fürs Linzer Theater bedrohliche Situation. Auch für das Bruckner Orchester hätte der Rückzug der Stadt als Subventionsgeber schwer abschätzbare, aber jedenfalls negative Folgen. „Das Bruckner Orchester ist für das Kulturleben in Linz und in Österreich unverzichtbar“, so der Komponist Friedrich Cerha.
Man hat eine Petition gestartet, die bisher von 14.500 Menschen unterzeichnet wurde. „Über 10.000 haben bereits in den vergangen zwei Wochen die Online-Petition unterschrieben und tausende von Kommentaren hinterlassen“, meldet das Linzer Landestheater. „Hinzu kommen noch über 4.500 Unterschriften, die handschriftlich vorliegen.“ Darüber hinaus sind über 7.400 Personen der Facebook-Gruppe #LINZLIEBTSEINTHEATER beigetreten.
Unter den Unterstützern der Petition finden sich Peter Simonischek, Nicholas Ofczarek, Claus Peymann, Friedrich Cerha, Joachim Meyerhoff, Hermann Beil, Franz Welser-Möst, Cornelius Meister, Bertrand De Billy, Christian Muthspiel, Wolfgang Breinschmid, Ex-Intendant Rainer Mennicken, Walter Haupt, HK Gruber, Johannes Maria Staud, Christian Dolezal, Christoph Nußbaumeder, Peter Konwitschny, Uwe Eric Laufenberg, Carl Philip von Maldeghem, Adrian Eröd und Ramesh Nair.
„Sollten die über den Theatervertrag geregelten finanziellen Mittel wegfallen, werden das Linzer Landestheater und das Bruckner Orchester Linz nicht mehr das sein, was sie momentan noch sind, nämlich international renommierte und jährlich von weit über 300.000 Besucherinnen und Besuchern geschätzte Kulturinstitutionen“, heißt es in der Petition. „Das Publikum würde massive Einschnitte beim Theater- und Konzertangebot in Hinblick auf Programm, Niveau, Qualität und Quantität hinnehmen müssen. Damit würde Linz als Kulturhauptstadt Europas eklatant an Lebensqualität verlieren und sich selbst einen enormen Imageverlust bescheren.“ (Landestheater Linz/dpk-krie)