Dem Buch die Zukunft sichern
BOLOGNA / KINDERBUCHMESSE
09/04/19 Rund 27.000 Fachbesucher kamen in den ersten Apriltagen kamen in Bologna, um zu sehen, was die Kinderbuchverleger aus aller Welt an Neuigkeiten bereit halten. Zum 54. Mal hat diese Kinderbuchmesse stattgefunden.
Von Werner Thuswaldner
Das Geschiebe und Gedränge ist nur in wenigen Teilen des Messeareals so groß wie auf der Frankfurter Buchmesse. Investitionen von 45 Millionen Euro haben in jüngster Zeit, etwa mit einem neuen Hallenausbau, für großzügigere räumliche Verhältnisse gesorgt.
Wer die Entwicklung in Bologna über die Jahre hinweg verfolgt, stellt fest: Das künstlerisch gestaltete Kinderbuch hat trotz der Konkurrenz durch die elektronischen Medien nicht an Attraktivität verloren. Die meisten Austeller tun so, als wären das Smartphone mit seinen Möglichkeiten, diverse Streaming-Dienste und das Angebot an elektronischem Spielzeug keine große Rolle. Es wird aber zur Kenntnis genommen, dass das Hörbuch weltweit an Bedeutung gewinnt und dass die digitalen Medien inzwischen im Bereich der Bildung, der Wissensvermittlung, einen festen Platz haben.
Aber etwa Anderes ist es, ein Buch in die Hand zu nehmen. Die Verleger setzen ihre Energie dafür ein, die Kundschaft auf diesen Weg zu bringen und sie nicht schon im Vorschulalter dem bequemeren Konsum elektronischer Medien zu überlassen. In vielen Vorträgen und Symposien werden während der Messe Themen dieser Art ausführlich erörtert. Auch die gar nicht so einfache Frage, was ein gutes Kinderbuch ausmacht. Bei einigen Ausstellern kann man davon ausgehen, dass ihnen künstlerische Qualität sehr viel bedeutet. So etwa zeigte sich die Schweiz, die dieses Jahr Gastland war, mit ihrer langen Tradition im künstlerisch gestalteten Kinderbuch von ihrer besten Seite.
Der österreichische Gemeinschaftsstand bekam diesmal Zuwachs durch die Druckerei Gugler aus Melk. Die Herstellung giftfreier Kinderbücher ist ein großes Thema in der Branche. Papier, die verwendeten Farben, die Bindung müssen ökologischen Gesichtspunkten entsprechen. Darüber wacht die internationale Organisation „Cradle to Cradle“, die Zertifizierungen vergibt. Gugler schneidet dabei sehr gut ab. Kleinkinder sollen sich, wenn sie ein Buch in den Mund nehmen, nicht vergiften.
Einen Höhepunkt markiert in Bologna jeweils die Bekanntgabe des Alma-Award-Gewinners oder der Gewinnerin. Der von Schweden gestiftete, mit 500.000 Euro dotierte Astrid Lindgren-Memorial-Award, ging diesmal an den 1964 in Antwerpen geborenen flämischen Autor Bart Moeyaert. Die Bekanntgabe erfolgte in einer Live-Schaltung zwischen Stockholm und Bologna. Moeyaert wendet sich in seinem breitgefächerten Werk, mit dem er in mehr als zwanzig Ländern bekannt ist, an ein Publikum verschiedener Altersgruppen. Er ist kein Verniedlicher und zeigt vielfach, welche bedrängenden Phasen eine Kinderbiographie zuweilen durchlaufen muss.
Zum Erscheinungsbild der Messe gehören die Schlangen von jungen Illustratoren und Illustratorinnen, die sich vor Verlagsständen hoffnungsvoll anstellen, um ihre Arbeit beurteilen zu lassen. Die Chance auf Erfolg ist gering. Aber es gibt schöne Überraschungen, und es kommt auf der Messe zu spontanen Vertragsabschlüssen.