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Mehr als Mozarts Schwester

FEUILLETON / NANNERL MOZART

28/10/14 Man soll Feste feiern, wie sie fallen, und seien sie noch so unrund. 185 Jahre – so lange liegt der Todestag von Maria Anna Walburga Ignatia, Freifrau von Berchtold zu Sonnenburg zurück. Besser bekannt als Nannerl Mozart, des Wolfgang Amadé große Schwester.

Von Ulrike Kammerhofer-Aggermann

Ihre Lebensdaten: 31. Juli 1751 bis 29. Oktober 1829. Morgen Mittwoch also ist ihr Todestag. Sie verstarb in ihrer Wohnung gegenüber der Kollegienkirche, in dem Haus, wo sich heute das Zipfer-Bierlokal befindet, an Altersschwäche. Mit 78 Jahren hatte sie für Ihre Zeit ein hohes Alter erreicht und galt bereits als „Denkmal“ ihres Bruders. „Sie war so gütig, mir das Porträt von Mozart mit Originalrahmen zu schenken, das viele Jahre in ihrem Besitz gewesen, gerade so wie es in ihrem Zimmer über ihrem Sofa gehangen war“, schrieb der Londoner Musiker Vincent Novello in sein Tagebuch. Dieser Besuch 1829 gilt als erster „Destinationstourismus“ und Beginn der „Memorialkultur“ um Mozart.

Mit 12 Jahren, 1764, war Maria Anna Mozart „eine der geschicktesten Spilerinnen in Europa“, eine gefragte Pianistin an zahlreichen Fürstenhöfen. In diesen Jahren entstand das Bild rechts oben, möglicherweise war Pietro Antonio Lorenzoni der Maler. Ebenfalls im Besitz der Stiftung Mozarteum: das Porträt eines unbekannten Malers von 1785. Damals war sie gerade seit einem Jahr mit Johann Baptist Berchtold zu Sonnenburg verheiratet. 

Zeitlebens war sie eine anerkannte Musikerin und Musiklehrerin. Nannerl war eine beflissene Tagebuchschreiberin. Welches Arbeitspensum sie dabei erfüllte, zeigen ihre „Tagordnungen“, die 1998 von Genevieve Geffrey veröffentlicht wurden. „Die Nannerl accompagniert wie ein ieder Capellmeister“, hieß es 1778. Auch ihr Ehemann, der Pfleger von St. Gilgen, ermöglichte ihr eine gewisse musikalische Tätigkeit, er richtete ihr ein Klavierzimmer ein und versorgte sie finanziell hervorragend. 1801 kehrte sie als Witwe nach Salzburg zurück.

Anfang Oktober dieses Jahres fand in Salzburg eine Tagung zum Thema „Maria Anna - The Other Mozart“ statt. Wie anders waren die Startbedingungen für ein Mädchen damals! Ihr Bruder hatte eindeutig die besseren Karten. Die Tagung fand im Rahmen der Gender Studies Reihe der Universität Mozarteum in Kooperation mit der Maria-Anna-Mozart-Gesellschaft, dem Salzburg Museum, dem Salzburger Landesinstitut für Volkskunde und dem Forum Volkskultur statt. Wiederum zeigte sich, dass Maria Anna eine pflichtbewusste, außergewöhnlich gut gebildete und tüchtige Frau und Musikerin am Weg in die damalige Moderne war. Das süßliche Nannerl-Klischee wird ihr keinesfalls gerecht – wiewohl Nannerl-Liköre und -Schokoladen weithin beliebt sind.

Im Salzburger Stadtteil Leopoldskron ist die kurze „Nannerl-Straße“ nach ihr benannt – abzweigend von der deutlich längeren und damit repräsentativen Georg-Nikolaus-von-Nissen-Straße, In der Gegend finden sich manche Personen aus dem Umkreis bzw. der Zeit der Familie Mozart als Namensgeber für Straßen und Wege.

Nannerl Mozart ist bis Jahresende 2014 eine kleine Schau im Handschriftenraum von Mozarts Wohnhaus gewidmet – www.mozarteum.at
Bilder: Stiftung Mozarteum
Zum Ausstellungsbericht Drei Kreuzerln und ein paar originale Noten
 

 

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