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Ein Liederstrauß von Strauss

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / STRAUSS-LIEDER

15/01/14 Was kann einer lyrischen Sopranistin Schöneres passieren, als Richard Strauss zu singen? Doch auch die Herren zeigten sich bestens gerüstet an einem Abend im Wiener Saal, in dem sich die Liedklasse Wolfgang Holzmair mit dem „Jahresregenten 2014“ auseinandersetzte.

Von Gottfried Franz Kasparek

„Lieder und Briefe“ war das Motto des Abends. Wolfgang Holzmair und der ebenso kundig wie pointiert einführende Oswald Panagl hatten den Liederreigen mit Zwischentexten klug gestaltet. Ulrike Arp, in Maßen bayrisch als Richard Strauss, und Alice Hoffmann, sehr sensibel als Hugo von Hofmannsthal, lasen gleichsam in von Strauss geschätzten Hosenrollen, feinnervig und mit Lust an Nuancen aus dem berühmten Briefwechsel. Der musikalische Bogen spannte sich von ersten Versuchen des 7jährigen bis zu einem der „letzten Lieder“ und bot einen informativen Querschnitt durch ein beeindruckendes Liedoeuvre, das eben doch mehr als schwelgerische Gesänge von Liebe und Leidenschaft beinhaltet.

Mag das „Husarenlied“ noch kindlich naiv wirken, so ist die „Winterreise“ nach Uhland schon das erstaunlich reife Werk eines genialen Knaben. Offenbar hatte das Kind schon Schubert entdeckt – und fand doch schon eigene, frühreife Töne für lastende Einsamkeit. Der Bassist Manuel Millonig brachte das schön zur Geltung, sorgsam begleitet von Dario Vagliengo, der sich mit der ebenfalls einfühlsam agierenden Bernadette Bartos die Begleitung der Gesänge teilte.

Oswald Panagl machte klar, wie gezielt und qualitätsbewusst der literarisch gebildete Komponist seine Texte aus der Literatur seiner Zeit, aber auch der Vergangenheit gewählt hatte, zwischen schön zu vertonender, eklektischer Romantik und Jugendstil, zwischen Felix Dahn und Richard Dehmel. Die jungen Sängerinnen und Sänger, allesamt noch Studierende, boten insgesamt erfreuliche, viel versprechende Talentproben. Die Sopranistin Simone Waldhart widmete sich engagiert zwei der „Mädchenblumen“ nach Dahn. Ihre Fachkollegin Angelika Mayer wusste mit frischer Natürlichkeit, klarer Diktion und silberner Stimmfarbe zu überzeugen, besonders im „Rosenband“ nach Klopstock. Simone Vierlinger gehörten die beiden Finali. Vor der Pause machte sie Dehmels mysteriösen Text „Befreit“ zum vokalen Ereignis, am Ende das Abschied nehmende „Beim Schlafengehn“ nach Hesse – eine warm timbrierte, instrumental geführte, in der Höhe leuchtend aufblühende Sopranstimme ist da herangewachsen, eine Künstlerin, die sich für große Aufgaben empfiehlt. Und auch Justyna Ilnicka, etwa in der „Freundlichen Vision“ noch ein wenig mit Sprache und stimmlicher Expansion kämpfend, nahm durch charmante Bühnenpersönlichkeit, gestalterischen Ehrgeiz  und eine besondere, hell-dunkle Stimmfarbe für sich ein.

Die beiden Tenöre schlugen sich wacker, Thomas Huber mehr als das. In der emphatischen „Zueignung“ konnte er mit klar fokussierter Linienführung und lyrischer, jedoch metallisch legierter Höhe punkten. Sein Kollege Woongsu Kim verfügt über angenehm timbriertes Material, muss sich die textlichen und musikalischen Tiefen eines Michelangelo-Madrigals noch erkämpfen, fand aber mit „Ich trage meine Minne“ zu berührender Schlichtheit. Schon als versierter, intelligent gestaltender, mit klangvollem Bariton in allen Lagen überzeugender Liedinterpret zeigte sich Matthias Winckhler, der in Dahns „Ach weh, mir unglückhaftem Mann“ feinen Humor durchscheinen ließ und nicht nur balsamisch im „Traum durch die Dämmerung“ nach Otto Julius Bierbaums Versen schritt, sondern auch die schillernden Ausdrucksfarben dieser Komposition auslotete.

 

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