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Zu klingendem Leben erweckt

HAMMERKLAVIERFESTIVAL / CONRAD-GRAF-FLÜGEL

16/07/13 Das vorletzte Konzert des 1. Salzburger Hammerklavierfestivals bescherte eine Premiere. Wolfgang Brunner spielte Samstag (13. 7.) im Kleinen Studio des Mozarteums erstmals ein erst jüngst restauriertes Instrument.

Von Horst Reischenböck

057„Auferstanden aus Ruinen“: Der Salzburger Klavierstimmer Werner Fuchs ist in Pension, aber er pflegt sein Hobby weiter. Auf einem Dachboden hat erzufälligerweise einen Flügel von 1836 aus der einst renommierten Wiener Firma Conrad Graf entdeckt. Eigentlich nur mehr Überreste. Rund tausend Arbeitsstunden investierte er, diesen Flügel wieder voll spielbar zu machen. Ein Aufwand, der sich lohnte. Es ist auch von der Optik her nunmehr ein Prachtstück. Werner Fuchs stellte dieses sein Instrument nun dankenswerterweise erstmals dem Publikum vor, im Rahmen des derzeit vom Michael Haydn Museum in Zusammenarbeit mit Institut für Alte Musik an der Universität veranstalteten Hammerklavierfestivals. Ein Konzert, das großes Besucherinteresse fand.

Wolfgang Brunner, ein Spezialist für historische Klangkörper, stellte sich dazu ein Programm zusammen, dazu angetan, die Vorzüge und Eigenheiten dieses Klaviers herauszustellen. Das Instrument ist mit zwei fein abgestuften Modulatoren ausgestattet ist, dessen zweiter fast an Cembalo-Klänge gemahnt.

Als Test zur Einstimmung Mozarts d-Moll-Fantasie KV 385g (397): ein erstes Fragment, dem Brunner noch weitere folgen lassen sollte und das er mit einem Zwischenspiel unmittelbar in die Sonate in A-Dur KV 300i (331) überführte. Jeder der am Beginn stehenden Variationen setzte er zusätzlich verzierende Glanzlichter auf – einer alten Praxis folgend, auch später noch, als er in die romantische Literatur schwenkte. Und mit witzigen kleinen Zusätzen im bekannten Alla Turca-Finale.

Mozart standen die 6 ½ Oktaven umspannenden Tasten noch nicht zur Verfügung. Mehr Möglichkeiten zum Ausreizen des tönenden Angebots boten also im Anschluss daran Kompositionen von Franz Schubert. Vorerst die ersten zwei Sätze der ebenfalls Fragment geblieben und deswegen wohl selten in Konzerten zu hörender frühen Sonate in e-Moll D 566, auf die Brunner nach der Pause acht Tänze aus dessen Feder bündelte. Sie dienten brunner als Bindeglied zu acht Mazurken Frederic Chopins, die er wiederum durch eigene kleine Wendungen und Apercus virtuos würzte. Als offizieller Schluss Schuberts mittleres Es-Dur-Allegretto aus den nachgelassenen drei Klavierstücken D 946. Johannes Brahms hat sie übrigens vervollständigt, der sich stark für die erste Gesamtausgabe von Schuberts Werken engagierte. Zugabe: eine Improvisation über vier Töne, die sich Brunner vom Publikum geben ließ, und in der er die in dem prächtigen Flügel schlummernden klanglichen Qualitäten nochmal so recht ins Rampenlicht rückte.

Bild: www.clubbaroque.at

 

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