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Nichts, nichts, nichts!

BACHGESELLSCHAFT / PASSIONSKONZERT

25/03/13 Die Passionsgeschichte in all ihrer Dramatik zu erzählen ist eine Variante. Bach ist darin unschlagbar. Eine andere: jedes Detail vom Gekreuzigten im Auge zu behalten und darüber zu meditieren. So hielt es Dietrich Buxtehude in seinen „Membra Jesu nostri“.

Von Reinhard Kriechbaum

Da knüpfen sich also beispielsweise an die Betrachtung der ans Kreuz genagelten Hände und Füße oder an die Lanzenwunde an der Seite fromme Überlegungen. Muss solche Musik weniger dramatisch sein als die Passionsgeschichte? Keineswegs, wie sich im jüngsten Konzert der Bachgesellschaft am Samstag (23.3.) in der großen Aula bestätigte. Natürlich war Buxtehude kein Bach. Aber die sieben Sätzen sind so etwas wie ein aufgeschlagenes Wörterbuch der Klangrede, wie es einem Komponisten des Hochbarock zur Verfügung stand.

Lorenzo Ghielmi und sein Ensemble „La Divina Armonia“ haben musiziert, zum Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft (Einstudierung Albert Hartinger) traten fünf stilkundige Solisten. Es ist eine höchst abwechslungsreiche Musik: Jeder der Texte ist vielfach aufgesplittet in chorische und solistische Episoden. Besonders gerne setzte Buxtehude dreistimmige Abschnitte. Im Dialog mit den Singstimmen sind meist zwei geigen und eine reich besetzte Bassgruppe. In den Solopassagen spielte Lorenzo Ghielmi selbst am Orgelpositiv. Wenn es ums Herz geht – dann geht es ans Eingemachte: Da verlangt Buxtehude nach einem Gambenconsort, wodurch der Abschnitt klanglich besonders hervorgehoben wird.

Einleitend hörte man ein in der Stimmung todtrauriges Instrumentalstück von Biagio Marini („Passacaglio“) und zwei weitere Werke von Dietrich Buxtehude (1637-1707): „Jesus meines Lebens Leben“ und „Nichts soll uns scheiden von der Liebe Gottes“. Auch da wechseln sich kunstvolle Chorsätze und musikalisch reich illustrierte Solopassagen ab, die Geigen klinken sich in Ritornellen ein. Ein hochbarocker Nachklang der „Geistlichen Konzerte“, wie sie etwa Schütz gemacht hat. Wie das Wort „nichts“ ausgereizt wird, duftig und locker ausgeführt vom Vokalensemble, tut gehörig Wirkung. So ein „nichts“ sagt eigentlich schon alles…

Bild: www.sonus-alte-musik.de

 

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