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Vergnügliche Katastrophen

MOZART+FEST / ORQUESTA IBERACADEMY / POSADA

23/10/22 Wenn die Internationale Stiftung Mozarteum mit der Erneuerung ihres Gebäudes die Zukunft feiert, ist es nur billig, auch ihr Bemühen aufzuzeigen, die internationale Jugend aktiv zu unterstützen: Wie etwa am Freitag (21.10.) mit dem Gastspiel handverlesener Solisten des Orquesta Iberacademy Mendellín.

Von Horst Reischenböck

Mendellín ist mit 2,6 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kolumbiens, als Umschlagplatz von Drogen allerdings leider nicht unbedingt mit gutem Image behaftet. Wohl in der Nachfolge des venezolanischen Simon Bolivar Youth Orchestra hat dort jedoch die Iberacademy zur Förderung klassischer Musikerausbildung in Südamerika ihre Zelte aufgeschlagen, in die auch Salzburgs ISM ihr Nachwuchsförderungsprogramm mit integriert.

21 Streicher fanden gerade noch dichtgedrängt Platz auf dem Podium im Wiener Saal, um sich vorerst dreier Divertimenti zu widmen: Kleine geniale Preziosen, die sich in unterschiedlicher Besetzung ausgeführen lassen, kammermusikalisch bis orchestral als – wie unterschwellig oftmals vermarktet – „Salzburger Sinfonien“.

Der Dirigent Alejandro Poseda wurde in Wien ausgebildet und hat sich Lorbeeren mit Auftritten im Rahmen der tourististisch vernetzten Konzerte des dortigen Mozart Orchesters erarbeitet. Er weiß also, um was es dabei geht. Und so führte er die virtuos engagierten Mitglieder des Orquesta Iberacademy Mendellín. souverän durch die Eckpfeiler der Divertimenti D-Dur KV 136 und F-Dur KV 138. Geistvolle Zerstreuung auf hohem Niveau, wobei kleine Intonationstrübungen im eröffnenden Andante des Divertimento B-Dur KV 137 inmitten wohl der Nervosität der Beteiligten geschuldet waren.

Zusammen mit den beiden prächtig absichtlich distonierenden Hornisten Luis Fernando Mayo Ospina und Ana Cristina Molina Aponte ging’s danach in den Musikalischen Spaß KV 522, gewürzt durch Wolferls bewusst schräge Vorgabe der katastrophal endenden Kadenz für die Konzertmeisterin Eszter Haffner: Vergnügliche Karikatur kompositorischen Unvermögens, mit der sich Wolfgang in unmittelbarer Nähe zur apollinischen Kleinen Nachtmusik wahrscheinlich persönlichen Frust von der Seele schrieb. Dass er sich dabei auch am – für ihn längst altmodisch gewordenen – Vater abreagierte, darf bezweifelt werden.

Nach diesem runden Vergnügen war’s dann logisch, dass sich die Gäste aus Kolumbien auch auf ihrem ureigensten Gefilde „austobten“: Percussiv angestimmt drehten die Cellisten ihre Instrumente, und mit Flöte, Oboe und Fagott entführten sie elektrisierend in kolumbanische Tanzrhythmen, mit denen sie auch das hoch begeisterte Auditorium zu tätigem Mitklatschen animierten. Bei solch jugendlichem Feuer braucht’s um die Zukunft musizierenden Nachwuchses nicht zu bangen!

Mozart+Fest – endet heute Sonntag (23.10.) – mozarteum.at/mozartfest
Bilder: ISM / Lienbacher
 

 

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