Aus dem produktiven Leben eines Knauserers
BUCHBESPRECHUNG / DIE WELT DES DR. HOHENADL
24/01/19 Als Privatier, so erklärt Dr. Hohenadl, sei er eine Art Manager: „Ich manage mich selbst.“ Dies macht er, wie Werner Thuswaldner schildert, erstens erfindungsreich und zweitens auf einer gehobenen Stufe der Kultiviertheit. Man ist in seiner Familie schließlich Privatier seit Generationen.
Von Reinhard Kriechbaum
Die Welt des Dr. Hohenadl – präziser gesagt: die Welt um ihn herum – ist eine sehr heutige, und schon das macht ihm das Leben in ihr nicht immer leicht. Da ist etwa die Sache mit dem Laptop, einem Danäergeschenk, wie Dr. Hohenadl ganz schnell durchschaut. Ein eigener Internetanschluss würde ihn, den notorischen Geizkragen, dem Privatkonkurs gleich um einige Schritte näher bringen. Aber das WLAN im Cafe Prückel ist auch nicht zu haben ohne einen kleinen Braunen (mindestens). Im Park gäb's einen öffentlichen Hotspot, aber es regnet dort. Bleiben die Stufen im Stiegenhaus, wohin das ungesicherte Netz eines ahnungslosen Nachbarn glücklicherweise reicht.
Dr. Hohenadl ist also „jemand, der einen ausgeprägten Instinkt dafür hat, kostengünstig durchs Leben zu kommen“. Arbeit scheut er ungefähr so sehr, wie das Geldausgeben. Eine Konstante im Leben des Dr. Hohenadl ist sein aufrichtiges Streben, etwas Produktives für die Gesellschaft zu leisten. Seine Idee, der fatalen Leisheit herannahender Elektroautos durch den virtuellen Sound von Fiaker-Hufgetrampel gegenzusteuern, wäre ausbaufähig. Das Image von Wien als Stadt der Musik ließe sich für gediegenes elektroautomobiles Sounddesign einschlägig nutzen. Allein, der gedankliche Höhenflug endet auf dem Boden der österreichischen Realität, in diesem Fall auf dem harten Parkett der Patentamtsgebührenverornung.
Der „gelernte Österreicher“ scheitert am Österreichertum rundum – und das in einem Feuerwerk an Pointen. Werner Thuswaldner, der als Kulturjournalist eine feine Klinge führt, sticht als Satiriker mit gespitztem Stift zu: Sehr alltägliche Situationen sind es, in denen sich der zugegeben etwas schrullige Dr. Hohenadl zurechtfinden muss. Er und seine Welt gehen so ganz und gar nicht zusammen. So schrammt Hohenadl beständig haarscharf am Aberwitz vorbei. Dass einst in des Doktors 160-Quadratmeter-Wohnung viele Hamster im Einsatz waren, um preisgünstigen Nachtstrom zu erzeugen, wird als lange zurückliegende kreative Episode erwähnt, aber nicht breit getreten. Denn da – wir sind unterdessden im letzten Kapitel – holt Dr. Hohenadl gerade das aktuelle Geschehen ein. Er nimmt, Menschenfreund der er nun einmal ist, zwei Flüchtlinge auf. Dräut Familiennachzug? Es sind ohnedies nur vierzehn Leute, sechs davon Kinder... Nein, besser beraten ist dieser gute Mann als Fisch-Sitter in der Wohnung seines urlaubenden Bruders. Geht, erwartungsgemäß, auch nur bedingt gut.