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Orff mal zwei

HINTERGRUND / DAS HALLEINER WEIHNACHTSSPIEL

02/12/14 „Unauslöschlich habe ich in Erinnerung, dass ich im Jahr 1962 – als Zehnjährige – unter der Leitung von Gunild Keetman in einer Aufführung im Wiener Saal des Mozarteums den Schwarzen König tanzen durfte“, sagt Manuela Widmer, die heuer beim „Halleiner Weihnachtsspiel“ Regie führt.

Es sind zwei Stücke, die da ineinanderfließen: Vergleichsweise bekannt ist das Weihnachtsspiel von Carl Orff. Er hat es 1959/60 geschrieben, mit dem altertümelnden Titel „Ludus de nato Infante mirificus“. Es ist als Ergänzung zum 1957 entstandenen Osterspiel „Comoedia de Christi Resurrectione“ zu verstehen, „gleichsam das Vorspiel für die ‚Resurrectio‘, den Triumph aller Triumphe“, erklärte der Komponist.

Viel weniger bekannt: Es gibt aus Orffs Feder ein weiteres Weihnachtsspiel. Daran war er nicht komponierend, sondern als Textautor beteiligt. 1848 ist es im Rahmen des Orff-Schulwerks entstanden, die Musik schrieb damals Orffs musikpädagogische Mitstreiterin Gunild Keetman.

Der junge Komponist Jakob Gruchmann hat heuer den Auftrag bekommen, die beiden Stücke musikalisch zu verbinden. „Obwohl das Weihnachtsspiel ‚Ludus de nato Infante mirificus‘ einerseits sehr in der Tradition des alpenländischen Krippenspiels wurzelt, ist es andererseits in eine eher außergewöhnliche Geschichte eingebettet, was diesem Weihnachtsspiel auch eine besondere Würze verleiht“, erklärt Gruchmann. „Es geht in jener Heiligen Nacht nicht nur um volkstümliche Hirtenromantik, sondern um ein Ereignis mit kosmischem Ausmaß, da mit der Menschwerdung Gottes die messianische Weissagung der Heiligen Schriften des Judentums in Erfüllung gehen und ein ganz wichtiger Schritt in der Heilsgeschichte vollbracht wird.“ Carl Orff habe das Weihnachtsevangelium „in eine spannende Geschichte eingebettet über Menschen, die sich zwischen den Mächten des Lichtes und der Finsternis entscheiden müssen“.

Daran habe er sich auch bei seinen für die Aufführung im Halleiner Ziegelstadel entstandenen Kompositionen und Neubearbeitungen orientiert, so Gruchmann: „In neue Klangfarben gekleidet tauchen sehr alte Melodieweisen des Mittelalters auf, die Nachtwache eines Hirten auf einem einsamen Felde bei Bethlehem wird musikalisch beschrieben und bekannte Advent- und Weihnachtsmelodien ertönen, um bestimmte Ereignisse des Weihnachtsgeschehens auszudrücken. Zarte Harfenklänge umhüllen Kinderstimmen, ein ‚englischer‘ Frauenchor setzt einen Kontrapunkt zu den festlichen Klängen der Blechbläser und mit unterschiedlichsten Schlaginstrumenten und Blockflöten wird das Volk der Hirten repräsentiert.

Manuela Widmer war es ein Anliegen, die Kinder der Volksschule Hallein-Burgfried noch stärker ins Geschehen zu integrieren. „Weitere Kulturschaffende der Region, wie das Blockflötenensemble des Musikums Hallein, die Bläser der Bürgerkorpskapelle Hallein und der Bergknappenmusikkapelle Dürrnberg sowie solistisch tätige Musikerinnen und Musiker leisten in bewährter Weise ihren wertvollen Beitrag zur diesjährigen Produktion.“

Gerade diese beiden Werke von Carl Off lohnen wohl den Weg nach Hallein: Man kann da hörend nachempfinden, aus welchen Wurzeln viel später, in den siebziger Jahren, Tobias Reiser schöpfte, als er für das Salzburger Adventsingen die Form des „Szenischen Oratoriums“ kreierte. Nicht ohne Grund setzte Reiser damals auf die archaisch-wirkkräftigen Liedkantaten von Wilhelm Keller, eines Schülers von Carl Orff.

Die neue Leiterin des Halleiner Weihnachtsspiels, Manuela Widmer, ist seit ihrer Kindheit mit dem Carl Orff Institut in Salzburg eng verbunden. Die gebürtige Detmolderin ist dort seit 1984 Hochschullehrerin für die Fächer Didaktik, Lehrpraxis und Geschichte der Musik- und Bewegungserziehung. Auch die Musikalische Früherziehung, speziell der Aspekt des Tanzes und der Bewegung bei der Arbeit mit Kleinkindern ist ihr Spezialgebiet.

Sie, die also ein Leben lang mit der Orff-Methode verbunden ist, geistert schon etwas anderes im Hinterkopf herum: Carl Orff hat ja, um den gedanklichen Zusammenhang von Oster- und Weihnachtsspiel deutlich zu machen, beide Stücke 1970 unter dem Titel Diptychon zur Einheit zusammengefasst. „In dieser Zusammenlegung steckt noch Potential für weitere Aufführungen in Hallein.“
(Kulturforum Hallein/dpk-krie)

Halleiner Weihnachtsspiel 2014: Aufführungen im Halleiner Ziegelstadel am 4. und 5.12. um 10.30 Uhr, am 6.12. um 16 und 19.30 Uhr sowie am 7.12. um 11 Uhr – www.forum-hallein.at
Bilder: Kulturforum Hallein / M.Brand (1) / Universität Mozarteum (1)

 

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