asdf
 

Vom Meer an den See

HINTERGRUND / MUSIKTAGE HUNDSMARKTMÜHLE

20/06/18 Von den felsigen Klippen der Wrackplünderer- und Schmuggler-Küste im südwestlichsten Zipfel Englands in die hügelig bewaldete Idylle nahe dem Fuschlsee: Die Pianistin Cornelia Herrmann über „ihr“ Festival, das ein erstes Jubiläum feiert: Die fünften „Musiktage Hundsmarktmühle“ von 21. bis 24. Juni erzählen „Geschichten“.

Von Heidemarie Klabacher

„Der Aufenthalt an einem eher abgelegenen, landschaftlich sehr schönen Ort in Verbindung mit der Konzentration auf die Musik - im Idealfall also auf das Wesentliche – hat mich fasziniert und diente mir im Grunde als ‚Vorlage‘.“ Die Pianistin Cornelia Herrmann ist die Gründerin und künstlerische Leiterin der „Musiktage Hundsmarktmühle“. Ihre „Vorlage“ liegt in England. Es ist das von Sandor Végh 1972 gegründete Internationale Musik Seminar „Prussia Cove“, eines der namhaftesten Musikseminare weltweit. Leiter ist der Cellist Steven Isserlis in direkter Nachfolge von Sandor Végh, einer der Beiräte ist András Schiff. „Prussia Cove ist ein Ort, der mich besonders geprägt hat“, erzählt Cornelia Herrmann, „wie die künstlerische Haltung und Einstellung meines Lehrers Ferenc Rados.“ (Der auch 2019 wieder in Prussa Cove unterrichten wird, Anm.)

Man käme aus dem Geschichten-Erzählen kaum heraus, finge man an weitere Fäden zwischen Sandor Végh und Salzburg, zwischen See und Meer, zwischen dem vom National Trust geschützten südenglischen Küstenstreifen und den Schönheiten des „Grenzgebietes“ von Salzburg und Oberösterreich, in dem die Hundsmarktmühle liegt.

Die 1570 erstmals urkundlich erwähnte „Mühle am Gailnbach“ wurde 1989 von der Marktgemeinde Thalgau erworben und restauriert und 1994 als Museum und Veranstaltungsort eröffnet. „Größe und Atmosphäre der Hundsmarktmühle sind wie ein erweitertes Wohnzimmer“, sagt Cornelia Herrmann. „Wir machen quasi ‚Hausmusik‘. Es gibt die unmittelbare Begegnung mit dem Publikum. Wir machen selber kurze Werkeinführungen. Nach den Konzerten gibt es Wein und gelegentlich Fingerfood, manchmal sogar ein Grillfest. Man kann zusammen im Garten sitzen.“ Die Musik in der Hundsmarktmühle erklingt tatsächlich traditionell (im fünften Jahr darf man das schon so sagen) mit „Weinbegleitung“: Heuer werden die Konzerte mit Weinen vom Weingut Biegler aus der Thermenregion begleitet.

„Aus all dem ergibt sich auch, wer angefragt wird“, erzählt Cornelia Herrmann auf die Frage nach den Künstlerinnen und Künstlern: „Es sind Musiker, die bereit und interessiert daran sind, sich auf so eine Situation einzulassen.“ Heuer sind das Mate Bekavac, Klarinette, Sergey Malov, Violine und Viola, Simon Lepper, Klavier und natürlich die Pianistin Cornelia Herrmann selbst.

Das Publikum kommt aus Fern und Nah. Einzelne Zuhörer reisten, so Herrmann, „extra aus Japan an“. Ein nicht gering zu schätzender touristischer Gesichtspunkt: „Die Gäste nehmen die Musiktage zum Anlass, in die Region zu reisen.“ Noch viel wichtiger aber ist Cornelia Herrmann, dass in diesen fünf Jahren eine „jährliche Zunahme der Gäste aus Salzburg und Umgebung“ verzeichnet werden konnte: „Besonders freut mich, dass das Interesse aus den umliegenden Fuschlsee-Gemeinden Thalgau, Hof, Fuschl, Koppl und Mondsee wächst.“ Ein Kontakt, der ihr „von Anfang an wichtig war“.

Daher etwa auch der jährliche Jugendworkshop im Rahmen der Musiktage in der Hundsmarktmühle in Zusammenarbeit mit dem Musikum Hof. „Eine Mutter aus der Nachbarschaft ruft an, erzählt, dass ihr Posaune spielender Sohn schon zweimal beim Workshop zugehört habe, dieses Jahr unbedingt aktiv musizierend teilnehmen wolle - und ob das möglich wäre? „So soll's doch sein!“, freut sich die Pianistin und Intendantin. Der gleiche Grundgedanke: „Wir geben dieses Jahr zum ersten Mal hervorragenden Studenten des Mozarteums ein Plattform: Zu erleben sein wird das 2015 gegründet „Beija-flor Quartett“.

Das Programm, es sind ja „nur“ drei Konzerte und der Jugendworkshop am Samstag, kreise „im Großen und Ganzen“ jedes Jahr um ein Stichwort. „Wir hatten ‚Volkslieder‘, Instrumente und Besetzungen wie ‚Horn‘, ‚Klarinette‘ oder ‚Streicher‘, aber auch ‚Tiere‘. Das Stichwort 2018 ist ‚Geschichten‘“, erzählt Cornelia Herrmann.

„Tanz“ und „Geschichten“ sind das Motto 2018. In der „Geschichte vom Soldaten“ erzählt Igor Stravinsky wie ein Soldat seine Geige gegen ein Buch eintauscht, das das Geheimnis von Reichtum verraten soll. Sowieso ein fragwürdiger Deal – noch mit dem Teufel als Vertragspartner. Die Bühnenmusik zu Jean Anouilhs Komödie „Einladung ins Schloss“ oder die „Die Kunst, das Spiel zu spielen“ von Francis Poulenc erklingen ebenso, wie Tänze von Franz Schubert, Richard Strauss oder Manuel de Falla. Choräle von J. S. Bach in der vierhändigen Bearbeitung für Klavier von György Kurtág treffen auf „Märchen-Erzählungen“ von Robert Schumann. Keine Rarität aber immer wieder eine Freude zu hören: Mozarts Klarinettenquintett.

Die Musiktage Hundsmarktmühle beginnen morgen Donnerstag (21.6 ) und dauern bis Sonntag (24.6.) - musiktagehundsmarktmuehle
Bilder: musiktagehundsmarktmuehle ; Nancy Horowitz (1)

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014