Berg, Hühner und Fahrrad
DAS KINO / BERGFILMFESTIVAL
11/11/15 Klettersteig und Mountainbike gehören in etwa so zusammen wie Fisch und Fahrrad. Extrem-Bergsportler Harald Philipp, am 27. November zu Gast im Filmkulturzentrum „Das Kino“, formuliert das anders, aber in diesem Sinne. Warum dann solche Unternehmungen? Es ist eben Herausforderung, sportliche Höchstleistung mit Hang zum Extravaganten.
Von Reinhard Kriechbaum
Aus dem Film „Flow“, der eine von Harald Philipps tollkühnen Fahrrad-Unternehmungen in den Dolomiten aus teils abenteuerlichen Blickwinkeln zeigt, stammt das Plakatmotiv zum diesjährigen 22. Bergfilmfestival (von 19. November bis 4. Dezember). Es ist ein Beispiel dafür – das hebt auch „Kino“-Geschäftsführer Michael Bilic hervor –, wie sich Bergsportarten ändern, wie immer wieder Neues, natürlich Spektakuläres dazu kommt.
Manches wird auch „gewöhnlich“, sofern man das Wort in dem Zusammenhang gebrauchen darf: Erstmals sind beim Festival heuer die Salzburger Skibergsteiger . Der „neue“ Sport ist nun eine Sparte im Österreichischen Skiverband, also quasi approbiert als Wettkampfart.
Ein paar Salzburg-Perspektiven: „velochicks“ heißt ein Radsportverein von Frauen, der neuerdings auch eine Sektion in Salzburg unterhält. Die Damen mit den Hühnerbeinen sind auch bergwärts unterwegs. Der Salzburger Freeride-Profi Matthias Mayr und seine Kollegen Matthias Haunholder und Phil Meier wagten die Erstbefahrung eines Vulkans auf der unbewohnten Insel Onekotan – irgendwo zwischen Kamatschka und Hokkaido. Solche Dinge sind immer für Filmdokumentationen und natürlich auch für Vorträge gut. „Wir Bergsteiger sind Augenmenschen“, sagt Thomas Neuhold, der das Festival auch kuratiert, und verweist auf die Vortragsabende von Herbert Raffalt und Hans Thurner. Beide sind Bergführer und begnadete Fotografen, und beide nehmen die Alpen in den Blick. Das Bergfilmfestival sollte schließlich nicht nur im Extremsport und im Himalaya verortet sein.
Das Radfahren kommt öfter mal vor im festival: „Russia Coast to Coast“ hat Wolfgang Fasching durchquert, von Wladiwostock bis St. Petersburg. Das sind schlappe 10.000 Kilometer. Der Salzburger Martin hasenöhrl und seine Crew haben die Räder daheim gelassen und den Hohen Atlas der Länge nach überquert. Das sind immerhin auch vier Viertausender, und an Lehmdörfern der Atlas-Berber kommt man auch vorbei.
Filmpremieren: Sina Moser hat einen Glaziologen und ehemaligen Salzburger Universitätsprofessor porträtiert. Ihr Streifen „Helmut Heuberger – Ein Forscher im Hochgebirge“ spricht auch seine Nazi-Vergangenheit an, von der er sich aber noch im Krieg durch eine radikale ideologische Kehrtwendung frei gemacht hat. Auch „Leni Riefenstahl. Die Macht der Bilder“ wird als Salzburg-Premiere vorgestellt, so wie „Berg ohne Namen“ (Alexander Huber, Hubert von Goisern) und „Everest“ (Baltasar Kormákur). In diesem Film geht es um die kommerziellen Auswüchse der Bergsteiger-Tourismus rund um den höchsten Berg der Welt. Am Eröffnungstag des Bergfilmfestivals nimmt man sich „Zeit für Nepal“. Nach dem Erdbeben sind dort die Zeltstädte noch lange nicht verschwunden.
Das Programm des 22. Festivals „Abenteuer Bergfilm“: www.daskino.atDas Vortragsprogramm und das Programmheft zum Download
Bilder: Das Kino
Zum DrehPunktKultur-Vorbericht Alpinismus und nicht Himalayaismus