„Salzburg 1938“ soll Schüler aufrütteln
HINTERGRUND / FILM / GEDENKJAHR
17/10/18 Reichskristallnacht, der Mob zieht durch die Salzburger Steingasse. Als Markus Weisheitinger-Herrmann diese Szene mit einer Halbhundertschaft an Komparsen am Originalschauplatz drehte, wollten viele Passanten nicht an einen Filmdreh glauben und reagierten mit Entsetzen auf das, was sie sahen.
Anschluss, Hitlerjugend, Bücherverbrennung und Pogromnacht: Der neue Schulfilm Salzburg 1938 beschreibt in Form eines Dokudramas die Geschichte von Konrad Hochstätter und Hans Rosenberger, zwei Freunden aus der Stadt Salzburg, im Jahr des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich.
In Auftrag gegeben und finanziert wurde das dreißigminütigen Doku-Drama, das heute Abend in St. Virgil Premiere feiert, vom Land Salzburg. Es ging darum, die Ereignisse der damaligen Zeit in Salzburg aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen darzustellen. Konrad Hochstätter und seine Familie stehen sinnbildlich für die Zerrissenheit, Schuld und das Schicksal der österreichischen Gesellschaft zur Zeit des Nationalsozialismus. Zusammenhänge werden mit historischen Fotos und Dokumenten erklärt und dargestellt. Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verdeutlichen die Umstände dieser Zeit.
Wie schon mehrere Schulfilme entstand Salzburg 1938 in Zusammenarbeit von Markus Weisheitinger-Herrmann, dem Geschäftsführer von FS 1, und Robert Luckmann, verantwortlich für die Bildungsmedien beim Land Salzburg im Ressort von Landesrätin Maria Hutter. „Für den Film habe ich Zeitzeugeninterviews geführt und ausgewertet“, erklärt Weisheitinger-Herrmann. „Ich habe die Hilfe der Experten des Stadtarchivs in Anspruch genommen und dort auch das Fotoarchiv durchforstet.“ Der nächste Schritt war, das recherchierte Material und die historischen Aspekte in Filmrollen umzusetzen. „Ich entwarf eine Geschichte, wie sie gewesen sein hätte können.“
Fünf Tage hat man mit professionellen Darstellern und Laienschauspielern sowie rund fünfzig Komparsen gedreht. Die Szene mit der Bücherverbrennung schließlich doch nicht am Originalschauplatz (Residenzplatz), sondern auf den Brandplatz der Feuerwehrschule. „Da hatten wir ein sehr 'professionelles' Feuer“, erinnert sich Robert Luckmann. „Es war faszinierend und erschütternd zugleich, wie die Szene – obwohl nur gespielt – 'unter die Haut ging' und mitgerissen hat. Eine Mahnung, wachsam zu sein...“
Salzburg 1938 ist für die Sekundarstufe I, also die Unterstufe des Gymnasiums und die Neue Mittelschule gedacht. „Aber der Schulfilm kann auch in der Oberstufe eingesetzt werden“, sagt Robert Luckmann. Und Regisseur Weisheitinger-Herrmann über die Strategie solcher Unternehmungen: „Daten- und Faktenwissen über die Landesgeschichte lassen sich über das Medium Film nicht vermitteln. Aber Filme wie dieser helfen, Daten einordnen zu können und sie wecken ein emotionales Interesse am Thema, wodurch Lernen erst möglich wird. Denn ist das Interesse geweckt, will man den Dingen auch nachgehen.“ (Landeskorrespondenz/dpk-krie)
Bilder: LMZ / Chris E.