5.000 Stunden echtes Leben im Schmalfilm
ALLTAGSKULTUR / SALZBURG PRIVAT
20/09/18 Es sei „eine der erfolgreichsten Filmsammelaktionen Europas“, verlautet aus dem Büro von Kulturlandesrat LHStv. Heinrich Schellhorn: Vor 18 Monaten startete die Schmalfilm-Sammelaktion „Salzburg-Privat“. 1.752 Salzburgerinnen und Salzburger haben 35.000 Filme abgegeben.
Vielleicht wird man ja einmal den Begriff „oral history“ – Menschen erinnern sich und erzählen geschichte aus ihrer jeweiligen Perspektive – um jenen der „celluloid history“ erweitern. Gesucht wurden alte Schmalfilme mit privaten Aufnahmen, um dabei zu helfen, historische Alltagskultur wieder zu entdecken und zu erhalten. Derzeit wird das analoge Material digitalisiert. Bis Ende Mai 2019 will man damit fertig sein. Die Einreicherinnen und Einreicher bekommen dann ihre Amateurfilme digitalisiert auf einer DVD zurück.
Ernst Kieninger, Leiter vom Filmarchiv Austria, betont: „Dieses vom Filmarchiv Austria in Kooperation mit dem Land Salzburg und den öffentlichen Bibliotheken initiierte Vorhaben hat alle Erwartungen übertroffen. Wir haben Amateurfilme mit einer Gesamtlänge von rund 5.000 Stunden zu Digitalisierung bekommen. Seither werden diese teilweise einmaligen Zeugnisse der Alltagskultur von einem Team von Spezialisten des Filmarchivs digitalisiert und auf DVD überspielt.“
Das Gelingen der Aktion ist auch dem beispielhaften Netzwerk an Abgabestellen im gesamten Bundesland zu verdanken: Mehr als 60 öffentliche Bibliotheken in den Salzburger Gemeinden sowie das Salzburg Museum und die Robert-Jungk-Bibliothek in der Landeshauptstadt haben eine perfekte Infrastruktur für diese Sammelaktion geboten. Außerdem sorgte die intensive Medienpräsenz für eine hohe Bekanntheit des Projektes. Auch international wurde „Salzburg privat“ wahrgenommen, die jüngste Ausgabe der „Zeit“ widmet dem Suchaufruf einen ausführlichen Bericht.
Die abgegebenen Filme repräsentieren ein breites Spektrum der Kultur- und Zeitgeschichte Salzburgs aus einem Zeitraum von mehr als 70 Jahren. Viele dieser Filme dokumentieren den Alltag der urbanen und ländlichen Lebenswelten, vielfach sind die nun gesicherten Filme die einzigen filmischen Zeugnisse bestimmter Regionen. Zu den Highlights zählen auch die während der NS-Zeit entstandenen Aufnahmen, die bisher nicht bekannte Salzburg-Bilder von 1939 bis 1945 zeigen.
„Mit ‚Salzburg privat‘ konnte ein Leuchtturm-Kulturprojekt der Regionen umgesetzt werden, das in nachhaltiger Form einen bisher unbekannten Teil des Salzburger Filmkulturerbes gesichert hat“, so Kulturreferent Schellhorn. Nun überlegt man, wie man diese Filmdokumente aus dem privaten Bereich der Öffentlichkeit erschließen und der wissenschaftlichen Forschung nutzbar machen kann. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)