Das Abenteuer wird durchaus groß geschrieben
DAS KINO / BERGFILM-FESTIVAL
14/11/17 Wenn der Name Adam Ondra fällt, dann gerät der Journalist Thomas Neuhold, gemeinsam mit Angelika Hinteregger Kurator des Festivals „Abenteuer Bergfilm“ im Salzburger Filmkulturzentrum „Das Kino“, ins Schwärmen.
Von Reinhard Kriechbaum
Der 24jährige Tscheche sei „der aktuell weltbeste Kletterer“, so Neuhold. Als Nicht-Selbst-Kletterer hat man dazu ja keine wirkliche Einschätzung. Aber da Adam Ondra eine 32 Seillängen, also riesenhohe Felswand in den USA innerhalb von acht Tagen gleich zwei Mal gemeistert hat und obendrein immer voran war in der Seilschaft, kann man sich Wagemut und Können ausmalen. Die Erst-Bekletterer haben (auch erst vor zwei Jahren) 16 Tage für ein Mal gebraucht...
Beim Bergfilm-Festival ist man immer stolz, nicht nur Filme zeigen, sondern auch Menschen einladen zu können. So wird also Adam Ondra morgen Mittwoch (15.11.) das Bergfilmfestival eröffnen, Gast ist da auch der Bergfilmer Heinz Zak, der deutlich mehr als doppelt so alt ist wie tschechische Meisterkletterer, aber auch Zak bewegt sich mit der Kamera trotz seiner 59 Jahre oft und flott in der Vertikalen. Er hat einen Film über Adam Ondra gedreht. Achtung: Dieser Auftaktabend zum Bergfilmfestival findet im Stadtkino Hallein statt.
Die Mischung aus Vortrags- und Diskussionsabenden mit Filmprojektionen garantiert dem Filmkulturzentrum fürs Bergfilmfestival stets hohe Zuschauerzahlen, denn Bergwanderer und Kletterer sind ebenso angesprochen wie Cineasten. Filme über Leben und Kultur der Sherpas bilden einen kleinen Schwerpunkt, und das muss gar nicht heißen, dass es um die Himalaya-Region unmittelbar geht: Mingma Nuru Sherpa zum Beispiel ist nur im Winter dort, im Sommer kann er einem in der Werfener Hütte im Salzburger Tennengebirge über den Weg laufen. Dort arbeitet er. „Aufstieg, die Geschichte von Mingma Nuru Sherpa“ heißt der Film über ihn. Auch andere Sherpas sind Arbeitsmigranten geworden. „Sherpa Stew“ erzählt von Zweien, die ihr Glück in New York suchen und als Taxifahrer, Straßenmarktverkäufer oder Küchenhelfern Geld auch für ihre Familien in der nepalesischen Heimat verdienen. Immer wieder eine Frage: Welche Rolle spielen die Sherpas im Expeditions-Tourismus und wie gestaltet sich ihr Leben nach dem Erklimmen der höchsten Gipfel der Welt?
Exotik ganz nahe: Natalie Hallas Dokumentarfilm „Life in four Elements“ folgt dem Salzburger Geologen Georg Zagler in die engen Höhlen des Untersbergs. „Auf den Spuren der Ersten“ bewegen sich Matthias Mayr und Matthias Haunholder. Die beiden sind fasziniert von den Erstbefahrern der Nordwand des Hochfeilers und der Pallavicini-Rinne am Großglockner. Sie begeben sich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit und spüren die Veränderungen durch den Klimawandel am eigenen Leib.
Auch sehr nahe: Der Traunstein. „Es ist der Berg mit den meisten Toten in Österreich“, erklärt Thomas Neuhold. Verwunderlich angesichts einer Gipfelhöhe von nur 1691 Metern, weniger überraschend schon, wenn man die Hundert-, ja Tausendschaften bedenkt, die sich auf den Gipfelweg machen. Der erste war angeblich Kaiser Maximilian I., im Jahr 1506. Diesem Solitär, dem „Wächter des Salzkammerguts“, gilt ein Buch des Gmundner Rechtsanwalts und Bergretters Christoph Mizelli. Dem Traunstein, seinen Opfern und den Bergrettern ist eine Fotoausstellung im „Kino“ gewidmet. Die Exponate kommen aus dem Museum im Gmundner Schloss Ort.
Das Freeride Film Festival gastiert heuer erstmals beim Bergfilmfestival Salzburg. Der Abend wartet mit verschiedenen Blickwinkeln auf das Phänomen Freeriden auf, und zu Gast sind nationale und lokale Athleten: Eva Walkner, Lorraine Huber und Chris Schöfegger. Und a propos Freeriden: Kreativität und eine gehörige Portion Todesverachtung führen zu absonderlichen und grenzgenialen Bergsport-Tätigkeiten. Der Mountainbiker, der sein Fahrgerät im Raftingboot festgeschnallt hat, ist einer der harmloseren Typen. Das Kurzfilmprogramm „Power Rangers“ beleuchtet vielfältige Facetten solcher Unternehmungen und schräger Bergvögel. Nur Laien sagen „durchgeknallt“ dazu. Deutlich moderater ist Herbert Raffalt unterwegs, der einen Vortrag über den Alpen-Adria-Trail hält. Hias Schreder stellt Routen am Gosaukamm vor.
Von Anbeginn beim Bergfilmfestival dabei ist Kurt Diemberger, der in einem Vortrag „Ziele der Zukunft“ formulieren wird. Norman G. Dyhrenfurth, früher ein Dauergast im „Kino“, kann man leider nur noch „in memoriam“ feiern: Er ist 99jährig gestorben.
Neben dem Stadtkino Hallein, dem Oval im Europark und dem „Zentrum“ in Radstadt sind heuer auch der Urbankeller und die Boulderbar Orte von Filmpräsentationen. auch Zum ersten Mal ruft das Bergfilmfestival gemeinsam mit der Boulderbar und der Stadt Salzburg zu einem Filmwettbewerb auf. Der Siegerfilm landet nächstes Jahr im „offiziellen“ Programm des Bergfilm-Festivals. Es wird das 25. sein.