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Frauen ohne Männer und umgekehrt

DAS KINO / SHIRIN NESHAT, ATHINA RACHEL TSANGARI

05/08/17 „Women without Men“ ist der erste Spielfilm der iranischen Foto- und Videokünstlerin Shirin Neshat, die heuer bei den Festspielen Verdis „Aida“ inszeniert. Premiere ist morgen Sonntag (6.8.). Auch die Griechin Athina Rachel Tsangari, Regisseurin von Frank Wedekinds „Lulu“, ist im Filmkulturzentrum „Das Kino“ mit zwei Filmen vertreten.

Vier Frauen erleben für einige wenige Tage im Sommer 1953 das Gefühl von Freiheit. Und dies mitten in einem der verhängnisvollsten Momente der iranischen Geschichte, als nämlich der erste demokratisch gewählte Premierminister Mohammed Mossadegh durch einen von den USA und Großbritannien unterstützten Staatsstreich gestürzt wurde und den Schah wieder an die Macht brachte. Die vier Frauen, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnte, treffen sich in einem verwunschenen Garten vor den Toren Teherans.

Basierend auf dem gleichnamigen, im Iran verbotenen Roman von Shahrnush Parsipur hat Shirin Neshat in poetisch-phantastischen Bildern im Stil des Magischen Realismus ein atmosphärisch dichtes Epochenbild der 1950er Jahre entworfen. Die Botschaft – der Ruf nach Befreiung von der Unterdrückung – ist leider so aktuell wie damals. auch ganz aktuelle Bedeutung hat. „Women without Men“ wurde 2009 beim Filmfestival in Venedig mit dem Silbernen Löwen für die Beste Regie ausgezeichnet.

Shirin Nezat wurde 1957 geboren, ihr Schaffen als Fotografin, Videokünstlerin und Filmemacherin kreist um die Lage von Frauen in der muslimischen Welt. Ihre Fotoserie „Women of Allah“ (1990) zeigt Schwarz-Weiß-Bilder von bewaffneten islamischen Frauen. Seit Mitte der 1990er Jahre widmet sie sich der Film- und Videokunst. Mit ihren Videos „Turbulent“ und „Rapture“ gewann sie 1999 den internationalen Preis der Biennale von Venedig. Über ihre Arbeit sagt Shirin Neshat: „Die Herausforderung besteht für mich darin, zwischen den Kulturen, dem 'Orient' und den 'Okzident' zu vermitteln.“

Athina Rachel Tsangari, Regisseurin von „Lulu“ auf der Perinsel in Hallein, wurde 1966 in Myrina, Griechenland, geboren. Sie zählt zu den führenden Figuren jener jüngeren Generation von Filmemachern, die dem griechischen Kino in den letzten Jahren neuen Schwung verliehen haben. Setting und Handlung ihrer Filme sind oft sehr surreal. Neben Vorbildern von Bunuel bis Aristoteles nennt die Regisseurin gern Tierfilme als Inspiration, „denn wir sind alle Raubtiere, Männer genauso wie Frauen.“ Ihr Ansatz beim Inszenieren sei biologisch, nicht psychologisch, erklärte sie in einem Interview: „Ich halte nichts von Method Acting, bei mir ist alles sehr, sehr körperlich.“

2010 ist ihr Film „Attenberg“ entstanden. Die Spätzünderin Marina lebt mit ihrem krebskranken Vater in einer Industriestadt am Meer. Sie betrachtet das menschliche Treiben mit Skepsis, Tierdokumentationen sind ihre einzige Informationsquelle für Sexualität. Als sie beim Tischfußball einen Verehrer kennenlernt, macht sie sich daran, herauszufinden, was es mit den zwischenmenschlichen Beziehungen auf sich hat.

Sechs Männer auf einer Jacht wetteifern in „Chevalier“ darum, wer von ihnen der Beste ist. Jede Handlung wird verglichen – von der Erektionsdauer bis zum Möbelaufbauen. Das scheinbar realistische Kammerspiel ist in Wahrheit eine mit schwarzem Humor gewürzte Parabel über den Wettkampf in Zeiten des Neoliberalismus. „Chevalier“ wurde beim BFI-London Film Festival 2015 als Bester Film ausgezeichnet. (Das Kino)

Festspiele on Screen im „Das Kino“: Women without Men (Shirin Neshat), 6.-12.8.; Attenberg (Athina Rachel Tsangari), 13.-15.8.; Chevalier (Athina Rachel Tsangari), 16.-18.8. – www.daskino.at
Bilder: Das Kino

 

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