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Pechmarie sah sich als Opfer

HINTERGRUND / FILMPREMIERE

20/10/16 Der Film „Pechmarie. Das Leben der Maria Mandl“ rührt an einem Tabu: Der Beteiligung von Frauen als Täterinnen im Holocaust. Christian Strasser und David Neumayr haben damit schon auf vielen internationalen Festivals größte Aufmerksamkeit gefunden.

Der Film erforscht das Leben von Maria Mandl, einer Österreicherin, die Sarah Helm in ihrem Buch „Ravensbrück. If this was a woman“ als „Himmlers einflussreichste Frau im Holocaust“ beschreibt. Die 1912 in Münzkirchen im Innviertel geborene Mandl trat früh eine Karriere als KZ-Aufseherin an und war 1943-44 Oberaufseherin und Lagerleiterin des Frauenlagers von Auschwitz-Birkenau. Die für ihre Grausamkeit gefürchtete Mandl wurde auch mit der Gründung des Mädchenorchesters von Auschwitz bekannt, deren Geschichte etwa Arthur Miller im Film „Playing for Time“ (1980) verewigt hat. Das Ende der „Pechmarie“: Sie wurde 1948 wegen der Beteiligung an 500.000 Morden in Polen gehenkt.

Der 100. Geburtstag von Maria Mandl führte das Filmteam Christian Strasser und David Neumayr zu deren Lebensstationen. Es zeigte sich, dass Verwandte und Bekannte auch heute die Dimensionen ihrer Taten nicht realisiert haben. In der Rolle der Maria Mandl: Constanze Passin, die aus der Schule des Schauspielhauses Salzburg hervorgegangen ist. Als Erzähler der Geschichte hört man Peter Arp. „Pechmarie“, eine Dokumentation mit integrierten Spielszenen, wurde auf zahlreiche internationale Festivals eingeladen und ausgezeichnet, unter anderem mit dem Gold Award 2015 beim International Film Festival Jakarta oder dem Award of Merit in Chicago.

Für den 1990 in Salzburg geborenen David Neumayr ist „Pechmarie“ der erste abendfüllende Dokumentarfilm. Neumayr studierte unter anderem „MultiMediaArt“ an der Fachhochschule. Co-Regisseur Christian Strasser ist hauptberuflich im Zeitungsverlagswesen tätig. Als Journalist und Buchautor hat er sich vor allem mit Publikationen zum Filmwesen in Salzburg hervorgetan.

Was Christian Strasser, der auch die Recherchearbeit für den Film leistete, unter anderem erstaunt hat: Maria Mandl sah sich selbst als ein Opfer der Umstände ohne jeden Einfluss oder persönliche Verantwortung. Deshalb sei man auch auf den Filmtitel „Pechmarie“ gekommen: Marie Mandl habe ihre eigene Weltsicht konstruiert – wie in den Märchen der Gebrüder Grimm.

Im übrigen gebe es, so Strasser, vergleichsweise wenige Bücher und wissenschaftliche Untersuchungen über die Rolle von Frauen im NS-Regime: Dabei seien von 40 Millionen deutschen Frauen 13 Millionen Parteimitglieder gewesen und 30.000 Frauen gehörten dem „SS-Gefolge“ an. Ein Zehntel des KZ-Aufsichtspersonals stellten Frauen. (dpk-krie)

Pechmarie. Das Leben der Marie Mandl. Salzburger Filmpremiere am Freitag (21.10.) um 20 Uhr, Das Kino - www.daskino.at

Bilder: Nemada FilmProductions

 

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