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Die Sprache war für ihn kein Kerker

TODESFALL / PÉTER ESTERHÁZY

15/07/16 „Um Leben und Tod muss man lesen, weil es um das größte und menschlichste Geschenk geht. Lesen, das kann nur der Mensch“, war das Credo von Pèter Esterházy. Der Schriftsteller ist einem Krebsleiden erlegen. Er wurde nur 66 Jahre alt.

„Die Festspiele verneigen sich vor dem großen europäischen Geist Péter Esterházy und widmen ihm das erste Konzert der Wiener Philharmoniker, das er durch das Libretto für die Uraufführung des Oratoriums von Péter Eötvös programmatisch geprägt hat.“ Mit diesen Worten reagierten Helga Rabl-Stadler und Sven-Eric Bechtolf auf die leider seit längerem befürchtete Nachricht vom Tod Péter Esterházys.

Mit dessen Ableben schließe sich „viel zu früh ein schöner Salzburger Kreis“, heißt es in einer Presseaussendung der Festspiele. Es war der Residenz Verlag, der viele Werke des Ungarn im ganzen deutschen Sprachraum bekannt machte.

2001 gestalteten die Festspiele einen europaweit beachteten Leseschwerpunkt mit drei ungarischen Dichtern: Péter Esterházy, Imre Kertész und Péter Nádas. „Ungarn ist eine literarische Großmacht, nur seine Sprache, die ist ein Kerker“, spöttelte Ersterházy damals und las bereits im August aus der „Harmonia Caelestis“, die erst im darauffolgenden Herbst auf Deutsch erschien. „Es ist elend schwer zu lügen, wenn man die Wahrheit nicht kennt“, lautet der erste Satz dieses poetischen Geschichtsbuchs.

„Dass Esterházy durch die Komposition seines Freundes Péter Eötvös – ‚wir sind auf derselben Wellenlänge, es gibt eine Harmonieebene zwischen Esterházy und mir, wie sie nur auf Ungarisch möglich ist‘ – nochmals bei den Festspielen zu Wort kommt, berührt uns sehr. Und dass Peter Simonischek der Sprecher im Oratorium sein wird, war ganz im Sinne des Verstorbenen.“

Zum Abschluss noch ein Aufruf aus „Gespräch an der Jahrhundertwende“:  „Thomas Mann mampft Kebab am Fuße des Holstentors“ (Residenz Verlag):  „…politisierende Schriftsteller braucht man dann, wenn man nicht politisieren darf, doch wenn man es darf, braucht man eher politisierende Politiker, Publizisten, Journalisten, politisierende Menschen – eine lebendige Gesellschaft, also weg mit den Schriftstellern aus der Politik, es lebe der Leser, und natürlich braucht man tapfere und begabte Schriftsteller, vor allem aber tapfere und begabte Leser.“ (PSF)

Bild: Berlin Verlag / Dan Wesker

 

 

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