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Die Hörer sind an den Tönen

IM PORTRÄT / MARCO DÖTTLINGER

10/12/14 In der Salzburger Szene Neuer Musik erhebt er eine noch nicht so wirklich laut vernommene Stimme – aber eine, die für einen selbständigen Weg steht. Das bescheinigte jedenfalls die Jury Marco Döttlinger, der morgen Donnerstag das Jahresstipendium Musik des Landes Salzburg erhält.

Kurze Töne, die in immer kürzeren Abständen aufeinanderfolgen, verschleiern zunächst, welche Instrumente zu hören sind; selbst ob ein oder mehrere Instrumente im Einsatz sind, kann beim alleinigen Hören nur erahnt werden. Auch der später zu Violine und Akkordeon hinzutretende Alto lässt Fragen über die Entstehung des Klanges von „sans nuages“ offen, wenn Marco Döttlinger diverse Klangerzeuger zu einem einzigen verschmelzen lässt. Noch mehr greifen die Instrumente in „Jeux“ ineinander, indem die Frequenzen des Streichens auf dem Becken aus dem Rauschen der Blockflöte herausgefiltert werden – und so ein neues Instrument entsteht, das nur aus der Verbindung der beiden vorhandenen möglich wird.

Marco Döttlinger ist 1984 in St. Johann in Tirol zur Welt gekommen. Er studierte Komposition und Musiktheorie bei Christian Ofenbauer in Salzburg, bei Frédéric Durieux in Paris und schließlich bei Georg Friedrich Haas in Basel. Der Fokus seines künstlerischen Schaffens liegt in der Verbindung von computer-gestützten Verfahren im Bereich zeitgenössischer Musik. Sein bisheriges Werk repräsentiert verschiedene Genres, darunter reine Instrumentalkompositionen, elektro-akustische Werke sowie Live-Elektronik-Performances, Klanginstallationen und visuelle Musik.

Ob aber nun tatsächlich Elektronik im Spiel ist oder nicht, als Aufgabe stellt sich Döttlinger in jedem Fall, einen klanglichen Organismus zu schaffen, in dem man sich asemantisch bewegen kann. Die Hinwendung auf die klangliche Ebene, deren Entstehung vielleicht gar nicht erkennbar ist, fordert die Hörenden dazu auf, selbst Zusammenhänge herzustellen. Noch weiter gibt Döttlinger die Kanalisierung des Hörens bei Installationen an das Publikum ab, in denen sie sich selbst hindurchbewegen und das Werk so bis zu einem gewissen Grad mitgestalten. Von der Autorität, den Hörenden vorzuschreiben, welche Bedeutung sie in die Kompositionen hineinlegen sollen, wendet er sich ab und regt dazu an, den Hörenden die Selbstbestimmtheit ihrer eigenen Interpretationen zu überlassen.

"Der junge Komponist Marco Döttlinger zeichnet sich durch eine eigenwillige Haltung aus: Es ist ihm gelungen, auf der Basis der bisher erschlossenen Klangmöglichkeiten, im Bereich der Instrumentalmusik einen selbständigen Weg zu finden, der sich von den bisherigen Versuchen – wie sie zum Beispiel durch die Arbeiten Helmut Lachenmanns vorliegen – unterscheidet und der gleichzeitig in keinem Moment einer Mode unterworfen ist.“ Das schreibt die Jury, die für ihn als Förderstipendiaten des Landes votiert hat.

Die Kulturpreisverteilung des Landes findet morgen Donnerstag (11.12.) um 18.30 Uhr in der Salzburger Residenz statt.
Über den Komponisten Marco Döttlinger: www.sumtone.com
Bild:www.sumtone.com

Zur Glosse Rumor am stillen Örtchen

 

 

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