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Was Lebenswelten aus den Menschen machen

IM PORTRÄT / LUKAS VALENTA RINNER

24/04/17 Für seinen Film „Die Liebhaberin“ ist der gebürtige Salzburger Lukas Valenta Rinner erst kürzlich in Graz mit dem Spielfilm-Hauptpreis, dem Großen Diagonale-Preis, ausgezeichnet worden. Nun wurde ihm auch das Jahresstipendium Film 2017 des Landes Salzburg zugesprochen.

Von Reinhard Kriechbaum

In seiner Wahlheimat Argentinien ist Luka Valenta Rinner in einem eher trostlosen Umgebungsbezirk von Buenos Aires auf einen ganz eigentümlichen Ort gestoßen: einen als dschungelartigen Park angelegten Swingerclub mit Tempeln und römischen Bädern, in dem sich die argentinische Mittelschicht am Wochenende zum Grillen und für sexuelle Abenteuer trifft. Gleich daneben ein Wohngebiet für Superreiche, abgeschirmt und bewacht. Das hat die Fantasie des Jungfilmers beflügelt. Wie geht es den Dienstboten in der Welt der Superreichen, wie stecken sie solche gesellschaftlichen Diskrepanzen weg? Und ein Swingerclub – das sei im prüden Argentinien sowieso ein Tabu-Thema, weil Lukas Valenta Rinner.

In „Los Docentes“ (in der deutschen Fassung bekam der Streifen den wenig aussagekräftigen Titel „Die Liebhaberin“), im März bei der Diagonale also als bester österreichischer Spielfilm gekürt, wird das aus der Perspektive des Hausmädchens Belén erzählt. Die Welt der Reichen ist ihr nicht minder fremd als jene der Freizügigen, die sie zuerst durch ein Loch in der Hecke ungläubig beobachtet. Dann fasst sie sich ein Herz, geht hinüber – und erlebt so etwas wie individuelle Befreiung. Das wird (zuerst) sehr dezent erzählt, bevor es ziemlich überraschend zu einem blutigen Showdown kommt.

„Mich beschäftigen soziale Lebenswelten und was sie aus Menschen machen“, so Rinner bei der präsentation seines Streifens bei der Grazer „Diagonale“. Zwei unterschiedlicher nicht zu denkende Gemeinschaften haben sich da hinter Zäunen und blickdichten Mauern verschanzt – die einen um ihre Ängste zu kultivieren, die anderen um ihrer Freiheit zu frönen. „Abschottung als Prinzip und Eskalation als unumgängliche Folge ziehen sich als roter Zündfaden auch durch sein zweites in Argentinien gedrehtes Gesellschaftsbild, in dem entlang des dünnen elektrifizierten Grenzdrahts zwischen den beiden Communities nicht nur Konzepte von Moral und Unmoral kollidieren“, hieß es zur Salzburger Erstaufführung des Streifens im März beim Lateinamerika-Filmfestival (Das Kino).

Nun hat der 1985 in Salzburg geborene Lukas Valenta Rinner also das Jahresstipendium Film 2017 des Landes Salzburg zugesprochen bekommen. Das Jahresstipendium Film ist mit 10.000 Euro dotiert. Es hat 18 Einreichungen gegeben. „Seine vorangegangenen Arbeiten zeichnen sich durch eine sehr individuelle und innovative Film- und Formensprache sowie durch sensible Schauspielführung aus“, heißt es in der Erklärung der Jury, der Katja Jäger, Martin Hasenöhrl und Michael Bilic angehörten. „Für seine Spielfilme 'Parabellum' und 'Die Liebhaberin' scheute er sich nicht, in unbekannte Lebensrealitäten vorzudringen und gesellschaftlich relevante Themen mit großem Feingefühl und subtilem Humor zu behandeln.“

Im erzbischöflichen Privatgymnasium Borromäum in Salzburg begann der junge Lukas Rinner, Musik zu machen, zu zeichnen und zu schreiben. Mit seinem Schulfreund Roman Kasseroller spielte er gemeinsam in Bands und realisierte erste Filmprojekte. „Ich wollte Musik, Malerei, das Schreiben und die Poesie irgendwie verbinden“, erzählt er. „Film war das naheliegende Medium.

Lukas Valenta Rinner hat in Barcelona sowie in Buenos Aires studiert. Vor allem an der Universidad del Cine in Buenos Aires hat er sein gelernt. Seine bisherigen Filme hat er in Argentinien realisiert. Die Jury möchte dem Filmemacher mit dem Stipendium die Möglichkeit geben, seine Beobachtungen von gesellschaftspolitischen Mechanismen nun in Österreich fortzusetzen und an seinem neuen Projekt, das er in Salzburg verorten wird, zu arbeiten“, so die Jurybegründung.

Nach zwölf Jahren im Ausland möchte Lukas Valenta Rinner nämlich nun sein erstes Spielfilmprojekt in Salzburg realisieren. „Landscapes of Fear“ soll es heißen. „Nach zehn Jahren des Studiums und der Arbeit in Buenos Aires habe ich vor wenigen Monaten begonnen, mein neues Film-Projekt, erstmals ein Film mit einem lokalen Bezug, zu entwickeln.“ Da er damit auch meinen Lebensmittelpunkt in meine Heimatstadt Salzburg verlegen werde, sei das Stipendium des Landes Salzburgs für ihn eine wesentliche Unterstützung. „Es wird mir ermöglichen, mich in den kommenden Monaten voll meinem neuen Film und dem Aufbau meiner Salzburger Filmproduktion Nabis zu widmen“, so der Filmemacher.

Die offizielle Verleihung des Jahresstipendiums findet am 23. Mai bei der Cinema Next-Filmnacht im Filmkulturzentrum „Das Kino“ statt.
Bild: dpk-krie

 

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