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Casanova, Mozart – und der Jedermann

IM PORTRÄT / MICHAEL STURMINGER

07/04/17 In den Drehpausen zu seinem vorletzten großen Filmprojekt, dem 2014 beim International Film Festival San Sebastian uraufgeführten „The Giacomo Variations“, hat der designierte „Jedermann“-Regisseur Michael Sturminger in den Drehpausen vielleicht öfters über das Salzburger Spiel vor dem Dom plaudern können.

Von Reinhard Kriechbaum

Veronika Ferres, eine der Partnerinnen in dem Streifen mit John Malkovich als Casanova, hatte damals ja schon Expertise als Buhlschaft. Aber der vielseitige Michael Sturminger hat auch schon selbst Festspiel-Erfahrung: Im Mozart-Jahr 2006 inszenierte er hier die Jugendoper „Il sogno di Scipione“. Im selben Jahr übrigens war er Librettist und Uraufführungs-Regisseur der Oper „I Hate Mozart“ von Bernhard Lang, aus der Taufe gehoben im Theater an der Wien. Ob die beiden Projekte irgendwie ineinander gegriffen haben, ist nicht bekannt.

Der in Wien geborene Michael Sturminger ist als Schauspiel-, Musiktheater- und Filmregisseur sowie als Autor von Libretti und Drehbüchern tätig. Als Opernregisseur kommt er viel herum: Am Mariinsky-Theater in St. Petersburg inszenierte er 2009 „Idomeneo“ und 2011 „Ariadne auf Naxos“, „Il Clemenza di Tito“ in Graz, „Salome“ in Klagenfurt, „La sonnambula“ am Gärtnerplatztheater in München. Weitere Regiearbeiten lieferte er für die Wiener Staatsoper und Volksoper, die Opernhäuser in Zürich, Köln und sogar das Nationaltheater Taipeh. Er schrieb das Libretto zu HK Grubers Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“ und inszenierte deren Uraufführung 2014 bei den Bregenzer Festspielen. Seit 2014 ist Michael Sturminger Intendant der Sommerspiele Perchtoldsdorf.

Mit dem Schauspieler John Malkovich arbeitet Michael Sturminger seit vielen Jahren zusammen. Bisherige gemeinsame Projekte waren beispielsweise die Jack-Unterweger-Oper „The Infernal Comedy“ und das Musiktheater- und Filmprojekt „The Giacomo Variations“ (UA 2011 im Ronacher), in dem Sturminger die Lebensgeschichte Casanovas mit Musik von Mozarts drei großen Da Ponte-Opern zusammen bringt. Der daraus destillierte Film wurde im Opernhaus Lissabon gedreht, mit namhaftester Sängerbesetzung. Erst kürzlich wurde die Musiktheaterproduktion „Just Call Me God“, ebenfalls mit John Malkovich, in der neuen Elbphilharmonie Hamburg uraufgeführt.

2008 entstand der Dokumentarfilm „Malibran Rediscovered“ mit Cecilia Bartoli. Im Film-Metier interessieren Sturminger aber keineswegs ausschließlich Musik-Stoffe. Sein Spielfilmdebüt „Hurensohn“ (2004) wurde mehrfach auf Festivals ausgezeichnet. Er handelt im Zuhältermilieu.

Michael Sturminger war auch 2002 auch an der Seite namhafter österreichischer Dokumentarfilmer – Barbara Albert, Michael Glawogger, Ulrich Seidl – beteiligt: Der Streifen „Zur Lage“, eine filmische Landvermessung, war mit dem TV-Moderator Dieter Chmelar in österreichischen Wohnzimmern zu Gast.

Auf vielen Kirtagen zu tanzen ist Michael Sturminger nicht fremd. Ob sich aber neben dem Salzburger „Jedermann“ tatsächlich auch die Regie für „Minna von Barnhelm“ in Perchtoldsdorf ausgeht, gleich eine Woche nach der „Jedermann“-Premiere?

Nun ist der Vielbeschäftigte aber erst mal in Salzburg, engagiert, von den Osterfestspielen: Übermorgen Sonntag (9.4.) zeigt Michael Sturminger seine Inszenierung von Salvatore Sciarrinos Kammeroper „Lohengrin“ von 1982/84. Bühne und Kostüme gestalten Sturmingers langjährige künstlerische Partner Renate Martin und Andreas Donhauser, die auch für den „Jedermann“ mit engagiert sind.

Ein Interview von Michael Sturminger zu seiner Sciarrino-Inszenierung am Sonntag (9.4.) um 15 Uhr in der Großen Aula -  www.osterfestspiele-salzburg.at
Bild: www.sturminger.com / Michael Sturminger, 8mb
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