Keine Noten in der Schule, kein Alkohol am Sportplatz
IM PORTRÄT / HERBERT MORITZ
06/04/17 Weggefährten beschreiben Herbert Moritz als einen Anti-Populisten, der sich in all seinen Funktionen hauptsächlich als Kulturpolitiker verstand. Vor wenigen Tagen wurde der Landesparteivorsitzende außer Dienst, von 1984 bis 1987 Unterrichtsminister, 90 Jahre alt.
Herbert Moritz wurde 1927 in Salzburg geboren. Im Oktober 1945 begann er seine journalistische Laufbahn in der Redaktion des Salzburger SPÖ-Organs „Demokratisches Volksblatt“ (später „Salzburger Tagblatt“) als Lokalmitarbeiter und Landtagsberichterstatter an. 1950 promovierte er zum Doktor der Philosophie. 1965 wurde der laut Eigendefinition „leidenschaftliche Journalist“ Chefredakteur des „Demokratischen Volksblattes“.
1969 wechselte er die Seiten und wurde zum Salzburger Landesrat mit den Ressorts Kultur, Naturschutz, Landeshochbau und Soziales berufen. In dieser Funktion war er damals u. a. Geburtshelfer der Rauriser Literaturtage. „Hochkultur sollte nicht auf ein rein urbanes Publikum beschränkt bleiben“, so seine Prämisse. 1976 wurde Moritz zum Landeshauptmann-Stellvertreter mit den Ressorts Kultur, Sport und Gemeindeaufsicht gewählt, ab 1978 war er Landesparteivorsitzenden der Salzburger SPÖ.
Unter Kanzler Fred Sinowatz wurde Herbert Moritz 1984 Bundesminister für Unterricht, Kunst und Sport. Auch im ersten Kabinett von Franz Vranitzky behielt er diesen Posten, schied aber 1987 auf eigenen Wunsch aus. Er habe sich an Vranitzkys „neuer politischer Linie eines sozialdemokratischen Neo-Konservatismus“ gestoßen, schrieb er in seinen 2004 veröffentlichten Erinnerungen.
In Moritz' Amtszeit fallen Initiativen wie die Regierungsvorlage eines Kunstförderungsgesetzes und die verstärkte Förderung von Kunst im öffentlichen Raum, indem bei staatlichen Hochbauprojekten verpflichtend eine künstlerische Ausgestaltung vorgesehen wurde.
In der Bildungspolitik erntete er Protest aus der ÖVP wie auch der eigenen Partei für seine Idee, die Schulnoten abzuschaffen. Sein Ansinnen, die faschistische Vergangenheit Österreichs auch in den Geschichte-Schulbüchern zu verankern, konnte er umsetzen. Nur teilweise Erfolg hatte Moritz hingegen mit seiner Forderung, Bier, Wein und Schnaps von Österreichs Fußballplätzen zu verbannen.
1987, im Jahre seines Ausscheidens aus der Bundespolitik, wurde Moritz als Vertreter des Bundes Mitglied des Kuratoriums der Salzburger Festspiele. Auch diese Funktion legte er allerdings am 2. Dezember 1994 zurück – diesmal aus Protest im Zusammenhang mit der Bestellung von Helga Rabl-Stadler zur Festspielpräsidentin. (SPÖ Salzburg)