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Fast ganz Radstadt ist verloren gegangen

HINTERGRUND / ERZDIÖZESE

18/01/21 4.460 Salzburgerinnen und Salzburger haben im Vorjahr der katholischen Kirche die Liebe aufgekündigt, dazu weitere 1.875 Menschen in jenem Teil des einst „heiligen Landes“ Tirol, der ebenfalls zur Erzdiözese rechnet. Auf Gemeindegrößen umgelegt heißt das: Allein im Bundesland Salzburg geht der Kirche pro Jahr fast ganz Radstadt verloren.

Von Reinhard Kriechbaum

Viel anschaulicher kann man den Paradigmenwechsel in einer post-religiösen Zeit nicht darstellen. Es gibt eben nicht nur Staatsverweigerer und Corona-Maßnahmengegner. Institutionen bläst generell enormes Misstrauen entgegen, lange Zeit schon. Solche Austrittszahlen könne die Erzdiözese nicht einfach zur Kenntnis nehmen, sagt Erzbischof Franz Lackner. „Letztlich braucht es eine neue Glaubwürdigkeit – bei der Kirche wie bei jedem Einzelnen. Daran gilt es weiterhin zu arbeiten“, betont der Salzburger Erzbischof. Ganz wenige Leute überlegen sich's übrigens noch einmal, denn die zum Austritt Entschlossenen werden ja von der Kirche kontaktiert und zu einem Gespräch eingeladen. Wieder eingetreten sind 2021 nur 331 Salzburger und 105 Tiroler.

Den hohen Austrittszahlen zum Trotz sichert der Kirchenbeitrag 87 Prozent des Gesamtbudgets der Erzdiözese. Im laufenden Jahr sieht der Haushaltsplan 57,5-Millionen-Euro vor, ein Plus von 2,65 Prozent zum Vorjahr. „Die Unsicherheiten bezüglich der Pandemiesituation bleiben nach wie vor groß. Die Einsparungspläne, die wir uns bereits 2020 vorgenommen haben, beginnen zu wirken. So ist es uns gelungen, ein positives Budget für das Jahr 2022 zu erstellen“, sagt Finanzkammerdirektor Cornelius Inama (im Bild).

Seit vielen Jahren schon ist der Aufwand fürs Personal – rund neunhundert Priester, Diakone und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen kirchlichen Arbeitsfeldern – mit 33,5 Millionen Euro (58,3 Prozent) der weitaus größte Budgetposten. Der Bauaufwand schlägt mit 5,6 Millionen Euro (9,7 Prozent) zu Buche, weit abgeschlagen zwar, aber immerhin noch der zweitgrößte Budgetbrocken. „Das diözesane Baubudget trägt mit einer Verringerung von 500.000 Euro bzw. zehn Prozent zur Erreichung der Budgetziele bei“, heißt es in einer aktuellen Aussendung der Erzdiözese euphemisch. Das heißt mit anderen Worten, man spart was geht. Oder auch anders formuliert: Die einzelnen Pfarren müssen mehr Geld stemmen, denn die Gesamtkosten der aktuell umgesetzten Bauvorhaben betragen rund 54,6 Millionen Euro, also mehr als das Zehnfache jener Zuschüsse, die die Erzdiözese leistet.

160 Projekte in den Pfarren werden heuer mitfinanziert. „Ein Schwerpunkt wird in den nächsten Jahren der Beitrag zur Erreichung der Klimaziele sein“, heißt es. „In diesem Bereich investiert die Erzdiözese – wie bereits im vergangenen Jahr – eine Million Euro, also rund 20 Prozent ihres Baubudgets.“

Rund 900 Gebäude, davon 400 Kirchen und 220 Pfarrhöfe, gehören zur Erzdiözese Salzburg: Zuschüsse für die Außen- oder Innenrenovierung von Kirchen gibt es etwa für die Projekte in Bad Hofgastein, Böckstein, Lend, Lessach, Saalfelden (Filialkirche Lenzing) und im Dom zu Salzburg. Renoviert werden die Pfarrhöfe u. a. in Bergheim, Bucheben, Ebenau, Filzmoos, Hallein, Maria Kirchental/Villa, Strobl, St. Gilgen, St. Veit im Pongau, Straßwalchen.

Im Tiroler Teil der Erzdiözese werden im Jahr 2022 unter anderem folgende Renovierungen von Kirchen oder Pfarrhöfen aus dem Kirchenbeitrag unterstützt: Brixen im Thale, Bruck am Ziller, Kitzbühel und Oberndorf in Tirol. Renoviert werden die Pfarrhöfe u. a. in Brixlegg, Kirchdorf in Tirol und Walchsee. Außerdem wird das Tagungshaus in Wörgl generalsaniert.

Vertrauensvolle Kirchenbeitragszahler werden belohnt: Wer über einen Lastschrifteinzug bezahlt, bekommt vier Prozent Bonus, außerdem gibt es im Jahr der Erteilung des Lastschriftauftrags zusätzlich 20 Euro Vertrauensbonus. „Für junge Menschen unter 27 beträgt der Vertrauensbonus sogar 60 Euro“, so der Finanzkämmerer Cornelius Inama.

Bild: dpk-klaba (1)

 

 

 

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