In Frack, Juppe oder Pinzgauer Tracht
UNESCO / IMMATERIELLES KULTURGUT
04/11/21 Sie haben's geschafft, die beiden Damen der katholischen Frauenschaft Leogang, die auf die Idee gekommen sind, Lobbying für die Pinzgauer Festtagstracht zu betreiben. Auf dass diese künftig einen Platz auf der österreichischen UNESCO-Liste für immaterielles Kulturgut einnehme.
Von Reinhard Kriechbaum
Freilich ein kleiner Wermutstropfen: Als Pinzgauer Festtagstracht ist dieses edle Gewand dann doch nicht gelistet worden, sondern unter dem Stichwort Garnierspenzer, Hut und Steppmieder. Und mit dem Hinweis, dass diese Tracht-Prunkstücke seit ca. 1850 zu den Festtrachten im Pinzgau, Pongau und Lungau rechnen. Also leider kein Pinzgauer Alleinstellungsmerkmal, aber sehr wohl eines der Salzburger Gebirgsgaue.
„Die Grundzüge der Steppmieder- und der Garnierspenzertracht reichen bis in das 17. Jahrhundert zurück und orientieren sich an der damaligen höfischen und bürgerlichen Mode“, heißt es auf der Website, auf der das immaterielle Kulturerbe Österreichs – inzwichen 147 Rituale, Traditionen und Handwerkspraktiken – aufgelistet ist. „Heute umfasst die Tracht in kompletter Ausführung acht Teile, die je nach Anlass kombiniert getragen werden können; Rock und Oberteil sind getrennte Kleidungsstücke, die mit einem Silberhaken verbunden sind und der Rock ist die gleichbleibende Komponente der Tracht. An Sonntagen führt man die Tracht als Miedergewand aus, bestehend aus Steppmieder und dem 'Unterröckl'. Zu bedeutenden Anlässen zeigt man sich im Garnierspenzer. Die übliche Farbe dafür ist schwarz. In den Ausschnitt des Garnierspenzers gehört das seidene Miedertuch, das von der selben Farbe wie die Schürze ist. Komplettiert wird die Tracht mit dem sog. Bürstelhut.“
Die Herstellung eines Garnierspenzers mit allen Applikationen beanspruche bis zu 130 Stunden Arbeit und erfordere Nähkunst auf höchstem Niveau. Man weist auch darauf hin, dass bei der Gestaltung und Farbgebung von Mieder und Spenzer kreativer Spielraum gegeben sei, „sodass das Kleidungsstück sich immer neu gestaltet“. Auch Tracht ist ja etwas Wandelbares.
Auch andere Traditions-Schneider und -Schneiderinnen in österreich dürfen sich freuen: Die Frack-Maßschneiderei ist nämlich ebenfalls aufgenommen worden, außerdem die Herstellung der Bregenzerwälder Juppen. Was das ist, muss man diesseits des Arlbergs erklären. Als Juppe bezeichnet man dort eine für die Region typische traditionelle Frauentracht bezeichnet, die in mehreren Varianten getragen wird. Ihr Kernstück ist ein gefälteltes, ristlang gearbeitetes Kurzmiederkleid, dessen Rock einen rechteckigen Grundschnitt aufweist und mitunter aus regional erzeugtem Glanzleinen besteht.
Elf neue Traditionen sind jüngst neu auf die UNESCO-Liste des schützenswerten immateriellen Kulturguts aufgenommen worden: für ganz Österreich der Krippenbauch, für Niederösterreich das Traismaurer Krippenspiel, eines der letzten Stabpuppenspiele im Land. Ebenfalls eine niederösterreichische Besonderheit ist die von Tschechien her beeinflusste Südböhmische Blasmusik in Brand-Nagelberg.
Wenn es auch ums traditionelle Druckergewerbe angesichts der Digitalisierung schlecht steht, so ist das Gautschen doch noch lebendig: Ausgelernte Drucker landen im Wasserschaffl, ihre Fleischhauer-Kollegen übrigens auch. Historische Handwerkspraktiken sind immer wieder ein Thema: Da kamen diesmal alte Malerhandwerkstechniken zum zug, aber auch der manuelle Bilddruck und das „Wissen der Handwerksmüller*innen“.
Mit einem Eintrag gewürdigt wurde auch das „Alpinistische Wissen und Können der Berg- und Schiführer*innen“. „Mit der Erschließung der österreichischen Alpen bedurfte es Personen, welche sicher durch das Gelände führen können“, heißt es dazu. „Dafür sind profunde Kenntnisse über die Landschaft, Wetter oder Verwendung technischer Hilfsmittel notwendig.“