Fädenzieher und Puppenschnitzer
HINTERGRUND / KNOPF.HAND.WERK.
04/11/21 Warum sich die Salzburger Medien in diesen Tagen wieder einmal an Salzburger Traditions-Handwerksbetriebe erinnern? Es liegt an der Veranstaltungsreihe Hand.Kopf.Werk. (bis 13. November), die zum achten Mal vom Altstadtverband Salzburg ausgereichtet wird.
Von Reinhard Kriechbaum
Da stehen, was die Medienaufmerksamkeit betrifft, natürlich die „üblichen Verdächtigen“ in der ersten Reihe. Die Schirmwerkstatt der Firma Kirchtag rechnet beispielsweise dazu und die Ledermanufaktur von Wolfgang Schliesselberger. Das „Nähkästchen-Geplauder“ vor und hinter den Schubladen des Knöpferlmayer sind ein Dauerbrenner im Reigen der Betriebs-Führungen. Eine gewisse Schärfe kann man Richard Kappeller nachsagen – genauer gesagt nicht ihm, sondern den Messern, die er erzeugt. Aber bei der Führung heute Donnerstag (4.11.) am nachmittag kann man sicher sein, dass kein Besucher über die Klinge springen muss.
An zehn Tagen werden rund dreißig Veranstaltungen in ausgewählten Handwerksbetrieben in der Salzburger Altstadt angeboten. Dahinter steht natürlich, über die jeweiligen Betriebsführungen und Workshop-Angebote hinaus, ein nicht unwichtiger Gedanke: Die Salzburger Altstadt besteht noicht ausschließlich aus Touristen-Shops, auch wenn es natürlich einen Grund hat, dass man lustvoll shoppenden Salzbürgern eher im Europark begegnet.
„Mehr als sechzig Werkstätten, Manufakturen und kreative Betriebe in der Salzburger Altstadt – ob Uhrmacher, Goldschmiede, Schuster, Zuckerlmacher, Schlosser, Weber oder Instrumentenbauer – bieten ein reiches Sortiment an einzigartiger Handwerkskunst, die sich durch Individualität und Vielfalt auszeichnet“, heißt es dazu beim Altstadtverband. Und man man betont, dass diese Handwerksbetriebe „keine musealen Ausstellungsräume“, also eigentlich aus der zeit gefallene Überbleibsel seien , sondern „moderne Unternehmen mit Tradition, die durchwegs von außergewöhnlichen Persönlichkeiten geführt werden“. Diesen zu begegnen und sie von ihren leidenschaften zum jeweiligen Erzeugnis erzählen zu hören, ist das Erfolgsrezept von Hand.Kopf.Werk.
„Blick hinter die Kulissen“ ist eine abgeschmackte Allerwelts-Formulierung für solche Initiativen, aber im Fall der Kostümwerkstätten der Salzburger festspiele ist es tatsächlich ein solcher. Und diesmal ist auch das Salzburger Marionettentheater dabei.
Das „Handwerk“ dort ist viel mehr als das Ziehen an den Fäden der Puppen. Denn bevor diese über die Bühne schweben – stehen können sie ja nicht – ist das große Basteln angesagt. In den hauseigenen Werkstätten werden zudem alle Requisiten sowie Bühnenbilder gestaltet und angefertigt. „Unsere PuppenspielerInnen sind oftmals Designer, Schnitzer, Tischler, Maskenbildner, Gewandmeister, Bühnenbildner in einer Person“, erklärt Susanne Tiefenbacher. „Für die Ausbildung zum Puppenspieler bedarf es jahrelanges Training inklusive viel handwerkliches Geschick“, so die Geschäftsführerin des Marionettentheaters. Und sie hat sogar Hoffnung, dass die beiden Führungen im Rahmen von Hand.Kopf.Werk. junge Leute für diesen außergewöhnlichen Beruf interessieren könnte.